Tirant lo Blanch: Analyse der Themen Militär, Gesellschaft und Erotik

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Themenanalyse des Romans: Militär, Gesellschaft und Erotik

Militärromane: Grausamkeit und Strategie

Der Roman schildert die mittelalterliche Grausamkeit und Gewalt. Auffallend ist der Ehrgeiz des Autors, die Handlung detailliert und quantitativ zu beschreiben. Militärische Strategien sind sehr präsent, beispielsweise die Änderung der Geschosse einer Armbrust oder spezifische, detaillierte Aktionen im Lager der Türken.

Gesellschaftsroman und Soziale Bräuche

Das Werk bietet Einblicke in das Leben der Menschen dieser Epoche und kann als Sittenroman (Literaturgattung) betrachtet werden. Obwohl England und Valencia erwähnt werden, erscheinen die Geburtsorte der Protagonisten nicht im Buch. Es wird die psychologische Tatsache beleuchtet, dass Feudalherren des fünfzehnten Jahrhunderts den aufkommenden bürgerlichen Aufstieg fürchteten.

Ein Beispiel für die Darstellung der Machtverhältnisse: Der Herzog von Lancaster lässt sechs Männer hängen. In einem anderen Moment verhängt Tirant eine Strafe, nachdem alle Anwälte Englands unter der Aufsicht von Diafebus stehen. Auch die Rivalitäten zwischen den verschiedenen Zünften werden thematisiert, etwa ein Streit zwischen Schmieden und Webern anlässlich einer Hochzeit in England.

Der Erotische Roman: Sinnlichkeit und Euphemismen

Die Erotik, die einige Szenen ausstrahlen, ist keineswegs schwerfällig, sondern leicht und sinnlich. Sexuelle Anziehung ist stets mit gemischten Gefühlen verbunden. Die Darstellung der Liebe, beispielsweise zwischen Tirant und Carmesina, wird sowohl aus männlicher als auch aus weiblicher Perspektive beleuchtet, wodurch ein Gleichgewicht der Sichtweisen entsteht.

Im gesamten Buch findet sich ein Arsenal an Euphemismen für liebevolle Beziehungen, die sich in drei Gruppen einteilen lassen:

Poetische Ausdrücke

  1. Mit dem Schuh musste er an der richtigen Stelle Halt machen.
  2. Ich berührte meinen Fuß ein wenig weiter, wo meine Liebe erfüllt wird, wenn wir Glück in dieser Welt erlangen möchten.
  3. Plaerdemavida nahm Cavell und zog den Abschnitt, wo sie gerne ihrem Leben ein Ende bereiten würde.
  4. Tirant wollte versuchen, ihre Geduld zu beenden (S. 268).

Direkte Ausdrücke

  1. „Wir wollten seine Hand unter den Rock legen und Flöhe sicherstellen.“
  2. „Sieh, Tirant, sieh deinen Bauch, deine Oberschenkel und das Geheimnis“ (S. 264).

Militärische Metaphern

  1. Er sah Estefania mit ausgebreiteten Armen.
  2. „So konnte ich den Sieg erringen, den sie wollten.“
  3. „Siegreich aus der Schlacht hervorgehen.“
  4. „Ich denke, wir haben die Schmerzen und Belastungen des Kampfes bereits überwunden.“
  5. Während des Kampfes besiegt Tirant mit Waffengewalt und betritt die Burg.
  6. Die Verteidigung ist witzig, weil die Worte den Spaß der Schlacht nicht bis zum Ende bringen (S. 268).
  7. Sofort kamen die Ärzte, nahmen ihr den Puls und fanden sie sehr beeindruckt und gestört von der Erregung, als ob sie darauf gewartet hätte, das Feld zu betreten und sich gegen die jungen Ritter in gefährlichen Kampfthemen abzusichern (S. 275).

Liebe in ihren Erscheinungsformen

Sex und Liebe treten erst spät im Buch auf. Die Liebe wird in verschiedenen Formen dargestellt:

  • Liebe auf den ersten Blick: Wie bei Tirant und Carmesina.
  • Schrittweise Liebe (ohne Erfolg): Wie bei Prinz Philip und Prinzessin Ricomana.
  • Fantastische Liebe: Wie die verzauberte Jungfrau Espercius.
  • Übertragene Liebe (Transferts): Wie die Kaiserin zu Hippolyt.
  • Die Witwe des Verbrechens: (Dieser Punkt ist unklar, wird aber beibehalten).

Der Roman stellt einen Gegensatz zwischen der schüchternen, sentimentalen Liebe (die Tirant bevorzugt) und der physischen, sexuellen Liebe dar, die von Estefania und Plaerdemavida propagiert wird (wobei letztere Freude daran zu haben scheint, andere Beziehungen zu beobachten).

Besondere Aufmerksamkeit sollte beim Lesen dem psychologischen Verhalten der Protagonisten Tirant und Carmesina gewidmet werden.

Psychologische Analyse der Hauptfiguren

Plaerdemavida

Plaerdemavida ist eine Figur, die eine kühne und fantasievolle sexuelle Sprache verwendet und erotische Intrigen spinnt, aber selbst keine Affäre unterhält.

Carmesina

Carmesina ist ein eher monolithischer, vorhersehbarer Charakter, da ihre Worte, Gedanken und Taten übereinstimmen. Dennoch gibt es Raum für unterbewusste Zeichen: Die Kaiserin liebt Hippolytos, weil er sie an ihren verstorbenen Sohn erinnert. Der Autor zeigt Wissen über psychologische obsessive Störungen; die Leidenschaft der Liebe wird als eine Form der Besessenheit dargestellt.

In einem Handlungsstrang will Tirant Carmesina nicht glauben, weil sie angeblich mit dem „schwarzen Arzt Lauseta“ gespielt und mehrere Tage im Bett verbracht hat. Zu dieser Zeit taucht ein alter Jude auf, dessen Warnung, dass die Türken die Stadt betreten würden, sich als falsch herausstellt. Geistige und körperliche Anstrengung wird als Gegenmittel gegen jede Obsession dargestellt. Es ist auch ein gewisser, lächerlich wirkender Machismo erkennbar.

Liste der Erotischen Szenen (Seitenzahlen)

  • S. 218–222: Plaerdemavidas Traum vom Finger.
  • S. 235–239: Tirants Liebesversprechen in Ritterrüstung.
  • S. 260–262: Estefanias Hochzeitsnacht.
  • S. 263–269: Tirant beobachtet das Bad der Prinzessin und wird anschließend zu Bett gebracht.
  • S. 274–283: Die Kaiserin und Hipolit.

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