Tugenden, Laster & Berufung: Ein Leitfaden zu Charakter und Lebenssinn

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Gewohnheiten, Tugenden und Laster

Was ist eine Gewohnheit?

Eine Gewohnheit ist eine erworbene Eigenschaft, die durch die freie Wiederholung von Handlungen entsteht. Gewohnheiten können gut oder schlecht sein, je nachdem, ob die freien Handlungen uns dem Glück näherbringen oder uns davon entfernen. Sind sie gut, spricht man von Tugenden; sind sie schlecht, von Lastern.

Tugend: Eine gute Gewohnheit

Eine Tugend ist eine gute operative Gewohnheit. Tugenden sind Eigenschaften, die wir durch die wiederholte Ausführung guter Taten frei erwerben. Sie ermöglichen es uns, dem Glück näherzukommen, indem sie unseren Verstand und unseren Willen auf das Gute ausrichten und uns befähigen, stets intelligent und bewusst zu handeln.

Laster: Eine schlechte Gewohnheit

Ein Laster ist eine schlechte operative Gewohnheit. Laster sind ebenfalls frei erworbene Eigenschaften, jedoch durch schlechte Handlungen. Sie entfernen uns vom Glück und behindern die Funktion des Verstandes sowie die Fähigkeit des Willens, Schwierigkeiten zu überwinden. Ein Laster ist daran zu erkennen, dass es uns etwas nimmt, das uns als Person zusteht oder uns ausmacht. Zum Beispiel verliert ein Lügner die Fähigkeit zur echten Kommunikation und Bindung, was sowohl spezifisch als auch menschlich ist.

Zusammenfassung: Tugend vs. Laster

  • Tugend: Eine gute Gewohnheit. Entsteht durch die bewusste und freiwillige Wiederholung guter Taten. Baut den Menschen auf und trägt zur Menschlichkeit bei.
  • Laster: Eine schlechte Gewohnheit. Entsteht durch die bewusste oder unbewusste, freiwillige oder unfreiwillige Wiederholung schlechter Taten. Zerstört die Menschlichkeit und Persönlichkeit.

Menschlichkeit & Persönlichkeit

Die Menschlichkeit oder Persönlichkeit ist die Gesamtheit der individuellen Merkmale, die eine Person von anderen unterscheiden.

Die Kardinaltugenden

Die vier Kardinaltugenden sind Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Sie bilden die Grundlage für ein tugendhaftes Leben:

Klugheit (Prudentia)

Die Klugheit ist die Gewohnheit, das Gute zu erkennen und die richtigen Mittel zu wählen, um es in konkreten Situationen zu verwirklichen. Sie ist die Fähigkeit, die Dinge richtig zu tun oder die Vernunft in den Handlungen korrekt anzuwenden.

Mäßigung (Temperantia)

Die Mäßigung ist die Gewohnheit, die Handlungen so zu mäßigen, dass sie das richtige Maß nicht überschreiten, insbesondere im Hinblick auf Begierden und angenehme Empfindungen.

Tapferkeit (Fortitudo)

Die Tapferkeit ist die Gewohnheit, in schwierigen Situationen standhaft zu bleiben und die Rationalität der Handlungen auch in komplizierten Fällen zu bewahren.

Gerechtigkeit (Iustitia)

Die Gerechtigkeit ist die Bereitschaft, dem anderen das zu geben, was ihm zusteht.

Talent

Ein Talent ist eine angeborene Fähigkeit oder Begabung zur Ausübung einer Tätigkeit. Es wird nicht gewählt oder erworben, sondern ist einfach vorhanden. Im Gegensatz zu einer Tugend ist ein Talent nicht etwas, das wir uns aneignen. Es garantiert nicht zwangsläufig gute Ergebnisse, sondern ist eine Veranlagung für die mögliche Ausführung einer Tätigkeit. Ein Talent wird erst sichtbar, wenn man es in die Praxis umsetzt, und hat keinen Wert, wenn wir es nicht nutzen.

Berufung

Die Berufung (lateinisch „voco“, ich rufe) ist ein innerer Ruf, der von unserer Intelligenz erkannt werden muss. Er berücksichtigt die Komplexität der Realität und führt uns zu einer bestimmten Lebensweise, die den Anforderungen des von uns gewählten Standes entspricht. Es gibt Lebensberufe wie das Priestertum, das Mönchtum, das militärische Leben oder das Familienleben, und es gibt Berufsberufe, die einen kleineren Bereich unseres Lebens abdecken. Ein Soldat kann gleichzeitig Anwalt und Familienvater sein, oder ein Priester kann Ingenieur oder Ökonom sein. Diese Optionen schließen sich auf verschiedenen Ebenen nicht gegenseitig aus.

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