Übersicht: Weibliche & männliche Geschlechtsorgane
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Eierstöcke (Ovarien)
Struktur
- Peritoneum (Bauchfellüberzug)
- Tunica albuginea (Bindegewebskapsel)
- Eierstockrinde (Cortex ovarii) mit Follikeln in verschiedenen Reifestadien
- Eierstockmark (Medulla ovarii) mit Gefäßen und Nerven
Funktionen
- Produktion und Freisetzung von Eizellen (Oogenese)
- Hormonproduktion:
- Östrogene (hauptsächlich im reifenden Follikel, z.B. Graaf-Follikel)
- Progesteron (hauptsächlich im Gelbkörper/Corpus luteum)
Ovulation (Eisprung)
Etwa 14 Tage vor der erwarteten Menstruation wandert der reife Graaf-Follikel an die Oberfläche des Eierstocks, platzt auf (Ovulation) und gibt die Eizelle in die Bauchhöhle frei.
Die Eizelle wird vom Eileiter (Tuba uterina) aufgenommen und langsam zur Gebärmutter transportiert. Wird sie auf diesem Weg befruchtet, nistet sie sich in der Gebärmutterschleimhaut ein. Findet keine Befruchtung statt, wird sie mit der Menstruationsblutung ausgeschieden.
Nach dem Eisprung entwickelt sich aus dem Follikelrest der Gelbkörper (Corpus luteum). Bei einer Befruchtung bleibt dieser bestehen und produziert Progesteron, das für die Aufrechterhaltung der frühen Schwangerschaft wichtig ist. Findet keine Befruchtung statt, bildet sich der Gelbkörper zurück und wird durch Bindegewebe ersetzt (Corpus albicans).
Vagina (Scheide)
Dehnbarer, fibromuskulärer Schlauch, ca. 8-10 cm lang.
Lage und Beziehungen
- Lage: Im kleinen Becken zwischen Harnröhre/Blase (ventral/vorne) und Mastdarm (dorsal/hinten).
- Oben: Umgibt den Gebärmutterhals (Portio vaginalis cervicis) und bildet das Scheidengewölbe (Fornix vaginae).
- Unten: Öffnet sich in den Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae); bei Virgins oft teilweise durch das Hymen verschlossen.
- Vorne: Harnblase, Harnröhre.
- Hinten: Mastdarm (Rektum), Douglas-Raum (Excavatio rectouterina).
Aufbau
- Mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel der Schleimhaut mit quer verlaufenden Falten (Rugae vaginales).
- Besiedlung mit Döderlein-Bakterien (Laktobazillen), die Glykogen zu Milchsäure verstoffwechseln und so für ein saures Milieu (pH ca. 4-4,5) sorgen (Infektionsschutz).
- Muskelschicht und Bindegewebe (Adventitia).
Funktionen
- Kopulationsorgan (Aufnahme des Penis und des Ejakulats beim Geschlechtsverkehr).
- Geburtskanal für das Kind.
- Ableitung des Menstruationsblutes und von Sekreten.
Vulva (Äußere weibliche Genitalien)
Umfasst die von außen sichtbaren primären Geschlechtsorgane:
- Venushügel (Mons pubis): Fettpolster über der Schambeinfuge.
- Große Schamlippen (Labia majora pudendi): Hautfalten, die die Vulva seitlich begrenzen.
- Kleine Schamlippen (Labia minora pudendi): Dünnere Hautfalten innerhalb der großen Schamlippen, umschließen den Scheidenvorhof.
- Kitzler (Clitoris): Erektiles Organ am vorderen Treffpunkt der kleinen Schamlippen, sehr nervenreich.
- Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae): Bereich zwischen den kleinen Schamlippen, in den die Harnröhre und die Vagina münden. Hier liegen auch die Bartholin-Drüsen (Glandulae vestibulares majores) und Paraurethraldrüsen (Skene-Drüsen).
- Hymen: Schleimhautmembran, die den Scheideneingang teilweise verschließen kann.
- Damm (Perineum): Bereich zwischen Vulva und Anus.
Innere männliche Geschlechtsorgane
- Keimdrüsen (Gonaden): Hoden (Testes) - Produktion von Spermien und Testosteron.
- Ausführende Samenwege: Transportieren Spermien (Nebenhoden, Samenleiter, Spritzkanälchen, Harnröhre).
- Akzessorische Geschlechtsdrüsen: Produzieren Sekrete für das Ejakulat (Samenblasen, Prostata, Cowper-Drüsen).
Äußere männliche Geschlechtsorgane
- Penis: Kopulationsorgan und äußeres Organ der Harnableitung.
- Hodensack (Scrotum): Hautsack, der die Hoden und Nebenhoden enthält.
Hoden (Testes)
Paarige Keimdrüsen, liegen im Hodensack (Scrotum) außerhalb der Bauchhöhle.
Aufbau
- Umgeben von einer derben Bindegewebskapsel (Tunica albuginea), die Septen (Septula testis) ins Innere entsendet und den Hoden in Läppchen (Lobuli testis) unterteilt.
- Jedes Läppchen enthält 1-4 stark gewundene Samenkanälchen (Tubuli seminiferi contorti). In deren Wand (Keimepithel) findet die Spermienbildung (Spermatogenese) statt. Sertoli-Zellen stützen und ernähren die Keimzellen.
- Die Samenkanälchen münden über die Tubuli seminiferi recti und das Rete testis (Hodennetz im Mediastinum testis) in die Ductuli efferentes, die zum Nebenhoden führen.
- Zwischen den Samenkanälchen im interstitiellen Bindegewebe liegen die Leydig-Zellen (Interstitialzellen), die das männliche Geschlechtshormon Testosteron produzieren.
Embryonale Entwicklung
Die Hoden entwickeln sich zunächst in der Bauchhöhle nahe den Nieren und wandern während der Fetalentwicklung durch den Leistenkanal in den Hodensack (Descensus testis). Dies ist wichtig, da die Spermatogenese eine Temperatur benötigt, die etwas unter der Körperkerntemperatur liegt.
Verbleiben die Hoden nach der Geburt im Bauchraum oder Leistenkanal, spricht man von Kryptorchismus (Hodenhochstand), was behandelt werden muss, um Unfruchtbarkeit und ein erhöhtes Krebsrisiko zu vermeiden.
Funktionen
- Produktion von Spermien (Spermatogenese).
- Produktion von männlichen Hormonen (Androgene, v.a. Testosteron).
Ausführende Samenwege
Die in den Samenkanälchen gebildeten Spermien durchlaufen auf ihrem Weg nach außen folgende Stationen:
Nebenhoden (Epididymis)
- Kommaförmiges Organ, das dem Hoden hinten und oben aufliegt.
- Gliederung: Kopf (Caput), Körper (Corpus), Schwanz (Cauda). Besteht aus einem stark gewundenen Gang (Ductus epididymidis, ca. 4-6 m lang).
- Funktion: Reifung (Erwerb der Motilität und Befruchtungsfähigkeit) und Speicherung der Spermien (v.a. im Schwanz).
Samenleiter (Ductus deferens)
- Muskulärer Schlauch, ca. 40-50 cm lang.
- Verlauf: Beginnt am Nebenhodenschwanz, zieht im Samenstrang (Funiculus spermaticus, zusammen mit Blutgefäßen, Nerven und Lymphgefäßen) durch den Leistenkanal in die Beckenhöhle. Verläuft dann zur Harnblasenrückseite und erweitert sich zur Ampulla ductus deferentis, bevor er sich mit dem Ausführungsgang der Samenblase zum Spritzkanal vereinigt.
- Funktion: Schneller Transport der Spermien vom Nebenhoden zum Spritzkanal während der Ejakulation durch starke Muskelkontraktionen (Peristaltik).
Spritzkanal (Ductus ejaculatorius)
- Kurzer Gang (ca. 2 cm), entsteht durch die Vereinigung von Samenleiterampulle und Ausführungsgang der Samenblase (Ductus excretorius).
- Zieht durch die Prostata und mündet paarig auf dem Samenhügel (Colliculus seminalis) in den prostatischen Teil der Harnröhre.
Harnröhre (Urethra)
- Letzter Abschnitt der Samenwege (und der Harnwege beim Mann).
- Transportiert das Ejakulat (Spermien gemischt mit Sekreten der akzessorischen Drüsen) durch den Penis nach außen.
- Abschnitte: Pars prostatica, Pars membranacea, Pars spongiosa.
Akzessorische Geschlechtsdrüsen
Diese Drüsen produzieren Sekrete, die zusammen mit den Spermien das Ejakulat (Samenflüssigkeit, Sperma) bilden. Die Sekrete ernähren die Spermien, fördern ihre Beweglichkeit und neutralisieren das saure Milieu in der weiblichen Vagina.
Samenblasen (Glandulae vesiculosae / Vesiculae seminales)
- Paarige, längliche Drüsen, liegen dorsal der Harnblase und lateral der Samenleiterampullen.
- Ihr Ausführungsgang (Ductus excretorius) vereinigt sich mit dem jeweiligen Samenleiter zum Spritzkanal (Ductus ejaculatorius).
- Funktion: Produzieren ein alkalisches, viskoses, gelbliches Sekret (ca. 50-70% des Ejakulatvolumens). Es ist reich an Fruktose (Energiequelle für Spermien), Prostaglandinen und Gerinnungsfaktoren.
Cowper-Drüsen (Glandulae bulbourethrales)
- Erbsengroße, paarige Drüsen, liegen im Bereich des Beckenbodens (Diaphragma urogenitale), eingebettet in den M. transversus perinei profundus.
- Münden mit einem langen Ausführungsgang in den Anfangsteil der Pars spongiosa der Harnröhre.
- Funktion: Produzieren bei sexueller Erregung vor der Ejakulation ein klares, schleimiges, alkalisches Sekret (Präejakulat, „Lusttropfen“). Dieses neutralisiert saure Harnreste in der Harnröhre, befeuchtet die Eichel (Glans penis) und dient als Gleitmittel.
Prostata (Vorsteherdrüse)
- Kastaniengroßes, unpaares Organ unterhalb der Harnblase, umschließt den Anfangsteil der Harnröhre (Pars prostatica).
- Lagebeziehungen: Oben: Harnblase; Hinten: Mastdarm (Rektum, wichtig für digitale rektale Untersuchung); Vorne: Schambeinfuge (Symphysis pubica). Wird von der Harnröhre und den beiden Spritzkanälchen durchzogen.
- Aufbau: Besteht aus zahlreichen tubuloalveolären Einzeldrüsen (ca. 30-50), eingebettet in fibromuskuläres Stroma. Klinisch oft in Zonen unterteilt (periphere, zentrale, Transitionalzone).
- Funktion: Produziert ein dünnflüssiges, milchiges, leicht saures bis alkalisches Sekret (ca. 15-30% des Ejakulats). Es enthält Enzyme wie das Prostataspezifische Antigen (PSA), das das Ejakulat verflüssigt, sowie Zitrat, Spermin und Zink, die die Spermienmotilität fördern.