Übungen zum Hörverstehen im Unterricht

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A) Das Paradoxon des Hörverstehens

Schüler und Lehrer vernachlässigen oft die Bedeutung des Hörverstehens im Unterricht. Obwohl seine Bedeutung unbestritten ist, wird ihm in der Praxis nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Unsere Bemühungen konzentrieren sich stärker auf andere Bereiche wie Lesen, Schreiben und Grammatik. Dabei ist das Hörverstehen:

  1. Grundlegend für den Lernerfolg, dennoch weisen Schüler oft Defizite auf.
  2. Eine häufig praktizierte Fähigkeit, die jedoch nicht gezielt gefördert wird.
  3. Oft als natürlich angenommene Fähigkeit, die sich von selbst entwickelt.
  4. Essentiell für den Lernerfolg und die soziale Interaktion.
  5. Ein wichtiges Instrument für den Erwerb weiterer Lernkompetenzen.
  6. Ein komplexer Prozess, der sich von weltweiten Praktiken unterscheidet.

B) Allgemeine Hinweise

  1. Regelmäßiges Üben ist entscheidend. Kurze, intensive und abwechslungsreiche Aktivitäten (5-10 Minuten) sind ideal.
  2. Der Fokus sollte auf dem Verstehen und nicht auf dem Ergebnis der Übung liegen. Fehleranalyse und Korrektur sind wichtiger als die richtige Lösung.
  3. Nicht jedes einzelne Wort muss verstanden werden, um die Gesamtbedeutung zu erfassen.
  4. Selektives Verstehen der benötigten Informationen ist wichtig.
  5. Schüler sollten das Verstehen von Erklärungen des Lehrers üben, da authentische Texte Schwierigkeiten bereiten können.
  6. Das Übungsmaterial sollte realistisch, abwechslungsreich und authentisch sein. Spontane und reale Aufnahmen sind ideal.

Vorgehensweise für Hörverständnisübungen:

  1. Einführung des Themas und Schaffung einer situativen Einbettung.
  2. Klare Aufgabenstellung für die Schüler.
  3. Abspielen des Hörtextes. Schüler arbeiten individuell.
  4. Vergleich der Antworten in Kleingruppen.
  5. Erneutes Abspielen des Hörtextes.
  6. Vergleich der Antworten paarweise, in Kleingruppen oder im Klassenverband.

C) Materialien und Ressourcen

Es gibt zahlreiche Übungen zum Hörverstehen, die oft auf mündlichen Ausdrucksübungen basieren:

  1. Mnemotechnische Spiele: Für jüngere Schüler eignen sich Spiele wie Wörter wiederholen, Rätsel, Märchen nacherzählen, Reime und Chöre. Für ältere Schüler sind Spiele wie Stille Post, Diktat oder Gedächtnisspiele geeignet.
  2. Schreiben und Zeichnen: Die Schüler visualisieren den gehörten Inhalt. Beispiel: Schüler zeichnen die Raumaufteilung und vergleichen ihre Zeichnungen anschließend.
  3. Tabellen vervollständigen: Schüler füllen Tabellen basierend auf gehörten Informationen aus. Beispiel: Interviews zu Lieblingssportarten oder Biografien.
  4. Informationen übertragen: Schüler übertragen Informationen aus einem Hörtext in eine andere Form, z.B. eine Tabelle, einen Lückentext oder eine Zeichnung. Geeignet für Sachfächer.
  5. Optionen auswählen: Schüler wählen aus mehreren Bildern dasjenige aus, das der Beschreibung entspricht.
  6. Fehler identifizieren: Schüler finden Fehler in einem Hörtext.
  7. Kooperatives Lernen: Schüler arbeiten in Teams zusammen, um das Hörverstehen zu fördern.

Merkmale guter Hörverständnisübungen:

  • Die Schüler benötigen einen klaren Hörgrund, der mit der Aufgabenstellung verknüpft ist.
  • Der Lernprozess sollte transparent und nachvollziehbar sein, um Reflexion, Verbesserung und Bewertung zu ermöglichen.
  • Schüler sollten den Hörtext mehrmals hören können, um sich auf verschiedene Aspekte wie Aussprache, Wortbedeutung und Intonation zu konzentrieren.

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