Umfassende Beurteilung von Schreibschwierigkeiten: Graphomotorik & Dysorthographie

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Spezifische Beurteilung der Grafomotorik

Die Bewertung grafischer Fehler umfasst die Analyse von Art und Häufigkeit von Abweichungen wie Neigungen, Linienführungen, Verbindungen und Dimensionen.

Formale Bewertungsmethoden

Formale Tests wie der AJURIAGUERRA Graphomotorik-Test können individuell oder in Gruppen angewendet werden. Sie bewerten Aspekte wie Ungeschicklichkeit, Form und Proportionen, oft beginnend in den ersten Grundschuljahren.

Informelle Bewertungsmethoden

Informelle Bewertungen erfolgen durch Beobachtung und Analyse von schriftlichen Arbeiten, die auf Diktat oder spontan erstellt wurden. Dabei sollte die Häufigkeit spezifischer Fehler systematisch erfasst werden.

Beurteilung feinmotorischer Funktionen für Grafiken

Die Beurteilung feinmotorischer Funktionen für grafische Aufgaben umfasst:

  • Haltung und Körperposition

    Beobachtung der Kopfhaltung, Ellbogen- und Unterarmposition, Neigung der Schreiblinie, Grad der Streckung oder Beugung des Handgelenks und Papierposition.

  • Stifthaltung und Druck

    Analyse des Griffs und des ausgeübten Schreibdrucks.

  • Schreibfluss und Rhythmus

    Bewertung, ob das Schreiben zu schnell oder zu langsam ist.

Dysorthographie: Definition und Ätiologie

Definition der Dysorthographie

Dysorthographie bezeichnet eine Reihe von Schreibfehlern, die das Wort selbst betreffen und nicht das Schriftbild oder die Handschrift.

Ätiologie der Dysorthographie

Die Ursachen der Dysorthographie sind vielfältig und können in verschiedene Kategorien unterteilt werden:

  • Wahrnehmungsbedingte Ursachen

    Hierzu zählen Defizite im visuellen und auditiven Gedächtnis, z.B. Probleme beim Unterscheiden von Phonemen oder beim Merken von Lautfolgen. Auch Mängel in der räumlichen Orientierung, die für die korrekte Anordnung von Buchstaben (z.B. b/d, p/q) notwendig ist, spielen eine Rolle.

  • Intellektuelle Ursachen

    Ein niedriges allgemeines Intelligenzniveau kann ein Faktor sein. Eine korrekte Rechtschreibung erfordert oft komplexe geistige Operationen, die den Zugang zum Sprachcode erleichtern, wie das Erlernen der Phonem-Graphem-Korrespondenz, das Wissen und die Unterscheidung verschiedener sprachlicher Elemente sowie die Fähigkeit, Satzkomponenten sinnvoll zu isolieren.

  • Sprachliche Ursachen

    Sprachprobleme, wie eine undeutliche Aussprache, können dazu führen, dass die Transkription fehlerhaft wird. Auch mangelnde Kenntnisse und eine unzureichende Nutzung des Wortschatzes spielen eine Rolle.

  • Affektiv-emotionale Ursachen

    Faktoren wie mangelnde Motivation oder Konzentrationsschwierigkeiten können zu Rechtschreibfehlern führen, selbst wenn die Regeln prinzipiell bekannt sind.

  • Pädagogische Ursachen

    Unzureichende oder unangemessene Lehrmethoden (sogenannte Dispedagogien) sind häufig ein entscheidender Faktor bei der Ätiologie von Schreibschwierigkeiten.

Spezifische Beurteilung der Rechtschreibung

Ziel der Rechtschreibbeurteilung

Die spezifische Beurteilung der Rechtschreibung dient dazu, Symptome zu identifizieren, zu analysieren und die Art der Rechtschreibschwierigkeiten zu bewerten.

Formale standardisierte Tests

Formale, standardisierte Tests ermöglichen eine objektive Korrektur. Beispiele hierfür sind:

  • TECI (Test des initialen Schreibzyklus)

    Kann einzeln oder in Gruppen durchgeführt werden und kategorisiert Rechtschreibfehler nach ihrer Art. Er bewertet Rechtschreibung anhand von Grundwortschatz, Diktat und spontanem Schreiben.

  • TERRASA (Schriftlicher Test für Vorschulalter und ersten Zyklus)

    Individuell oder kollektiv anwendbar. Erfasst die Häufigkeit der häufigsten Rechtschreibfehlertypen unter denselben Modalitäten wie der TECI-Test.

Informelle Bewertungsmethoden

Informelle Bewertungen können zusätzliche, qualitative Informationen liefern, die die formalen Ergebnisse ergänzen. Dies beinhaltet die Auswahl geeigneter Bewertungstechniken, Materialien, die Form der Korrektur und die Bewertung selbst.

Sammlung von Schriftproben

Es empfiehlt sich, Schriftproben des Probanden in drei Modalitäten zu sammeln:

  • Kopieren: Abschreiben von Wörtern und Texten.
  • Diktat: Schreiben von Wörtern und Texten nach Diktat.
  • Spontanes Schreiben: Das Kind wird gebeten, eine kurze Geschichte oder Beschreibung zu erfinden und aufzuschreiben.

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