Umfassender Leitfaden zur Pflegepraxis
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1. Gesundheitsrisiken und Prävention in verschiedenen Lebensphasen
Junges Erwachsenenalter
In dieser Phase sind die Hauptrisiken Verkehrsunfälle, Unfälle bei Freizeitaktivitäten und Arbeitsunfälle, die oft mit Alkoholkonsum in Verbindung stehen. Weitere Risiken sind Suizid, Depression, Stress und soziale Faktoren.
Prävention:
- Die Anzeichen von Stress erkennen und Abwehrmechanismen entwickeln.
- Unfälle und Suizide verhindern.
- Aufklärungskampagnen zu sexuell übertragbaren Krankheiten wie AIDS durchführen.
- Die Verwendung von Kondomen bei jedem Geschlechtsverkehr fördern.
Mittleres Erwachsenenalter
Die häufigste Todesursache sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Krebs (Prostata-, Dickdarm-, Enddarm- und Brustkrebs bei Frauen). Gynäkologische Kontrollen sind zur Krebsprävention unerlässlich. Regelmäßige ärztliche Kontrollen beugen Osteoporose vor.
Prävention:
- Körperliche Aktivität fördern.
- Eine ausgewogene Ernährung einhalten.
- Alkohol- und Tabakkonsum reduzieren oder vermeiden.
- Suizidale Situationen aufgrund von Depressionen (durch Krankheit, Verlust geliebter Menschen, Arbeitsplatzverlust usw.) verhindern oder vermeiden.
Älteres Erwachsenenalter
Die häufigste Todesursache in dieser Altersgruppe sind Herzkrankheiten, gefolgt von Krebs. In dieser Phase sind Menschen anfälliger für Sehverlust, haben eine geringere Skelettmuskelbalance, sind anfällig für Gedächtnisverlust und können aufgrund finanzieller Engpässe deprimiert sein.
Prävention:
- Familiäre und wirtschaftliche Unterstützung berücksichtigen.
- Geeignetes und bequemes Schuhwerk tragen, um Stürze zu vermeiden.
- Anpassungen im häuslichen Umfeld vornehmen.
2. Bedeutung des Wissens für Wachstum und menschliche Entwicklung
Das Wissen über die menschliche Entwicklung kann Pflegekräften helfen, in den verschiedenen Lebensphasen Aufklärung zu leisten, insbesondere in Bezug auf Ernährung, Tabak- und Alkoholkonsum, Stürze (die sehr häufig sind), Schwindel und Sehstörungen.
3. Der Pflegeprozess (PAE)
Der Pflegeprozess (PAE) ist ein systematischer Ansatz in der Pflege, der in verschiedene Phasen unterteilt ist. Er leitet Pflegekräfte bei der Diagnose und Behandlung jedes Patienten.
Ziel ist es, aktuelle oder potenzielle Gesundheitsprobleme zu identifizieren, die Pflege zu planen, umzusetzen und die Ergebnisse zu bewerten.
A: Beurteilung des Pflegebedarfs
In dieser Phase werden Daten gesammelt. Pflegekräfte suchen nach Hinweisen und Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten (SA). Diese Informationen umfassen soziologische, physiologische, psychologische und kulturelle Aspekte. Die Bewertungsdaten sind für die medizinische Dokumentation unerlässlich und bilden die Grundlage für die Planung, Durchführung und Bewertung der Pflege.
B: Pflegediagnose
Die Pflegediagnose basiert auf den in der Beurteilung gesammelten Informationen. Sie hängt von den Kriterien und dem klinischen Denken der Pflegekraft ab, die eine Klassifizierung der Gesundheitsveränderungen des Patienten vornimmt und das sich manifestierende Gesundheitsproblem benennt. Pflegediagnosen beschreiben Art, Ursprung und Erscheinungsformen von Gesundheitsveränderungen, die die Pflegekraft identifizieren und mit unabhängigen Interventionen behandeln darf. Zur Klassifizierung eines Gesundheitsproblems muss die Pflegekraft Informationen interpretieren, ihre Bedeutung verstehen, Fakten gruppieren und benennen.
C: Planung
Die Planung umfasst die Festlegung der verschiedenen Behandlungen und Aktivitäten, die in der Pflege durchgeführt werden, um dem Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten.
D: Implementierung (Einsatz)
In dieser Phase wird die geplante Pflege für den Patienten umgesetzt.
E: Bewertung
Die Ergebnisse werden bewertet, um festzustellen, ob und wie die gewünschten Veränderungen eingetreten sind.
4. Pflegediagnose richtig formulieren
Eine Pflegediagnose wird im PES-Format (Problem, Ätiologie, Symptome) erstellt. Die schriftlichen Informationen in der Diagnose müssen konsistent mit den Bewertungsdaten sein und sachlich korrekt. Gesundheitliche Probleme (P) sind mit ätiologischen Faktoren (E) verbunden und äußern sich durch Merkmale oder Kombinationen von Zeichen und Symptomen (S).
Beispiel (EJ):
- P (Problem): Harninkontinenz
- E (Ätiologie): Verlust des Muskeltonus, Erschöpfung
- S (Symptome): Unwillkürlicher Harnabgang, Nykturie, mangelndes Bewusstsein für Inkontinenz, Urinverlust bei Bewegungen.
Pflegediagnosen können aktuell oder potenziell sein.
5. Aufnahme und Entlassung von Patienten
Aufnahme (Eintritt)
Die Aufnahme bezeichnet den Prozess, bei dem ein Patient (HS) zur Untersuchung oder Behandlung in eine medizinische Einrichtung aufgenommen wird. Dies kann unterschiedliche Komplexität aufweisen.
Ziele der Aufnahme:
- Die erforderlichen Informationen über den Patienten sammeln.
- Den Patienten in das Krankenhausumfeld integrieren.
- Den Komfort des Patienten während des gesamten Prozesses gewährleisten.
- Informationen über den Patienten erfassen.
Arten der Aufnahme:
- Dringlichkeit: Bei akuten Fällen erfolgt eine sofortige Aufnahme.
- Geplant: Erfolgt, wenn der Zustand des Patienten nicht ernst ist und die Aufnahme geplant werden kann.
Pflegedienste bei der Aufnahme:
- Vertretung der Institution.
- Risikoprävention.
- Sicherstellung der Betreuung von persönlichen Gegenständen.
Entlassung (Austritt)
Die Entlassung ist der Austritt des Patienten (SA) aus der Krankenhauseinheit. Sie ist ein geplanter, koordinierter und ganzheitlicher Prozess, der Anweisungen für den Patienten und seine Familie zur weiteren Genesung zu Hause beinhaltet.
Ziele der Entlassung:
- Dem Patienten und seiner Familie die notwendigen Fähigkeiten vermitteln, um die Bedürfnisse zu Hause zu erfüllen.
Arten der Entlassung:
- Freiwillige Entlassung (manifestiert)
- Freiwillige Entlassung (nicht manifestiert, z.B. Flucht)
- Verlegung (z.B. in eine andere Einrichtung)
- Versterben
- Reguläre Entlassung
6. Die körperliche Untersuchung
Körperliche Untersuchung
Die körperliche Untersuchung wird sorgfältig am Patienten durchgeführt, beginnend vom Kopf bis zu den Füßen (cephalo-kaudal), wobei versucht wird, minimale Positionsänderungen des Patienten zu verursachen.
Ziele:
- Grundlegende Daten über die funktionellen Fähigkeiten des Patienten erfassen.
- Die während des Interviews gesammelten subjektiven Daten überprüfen.
- Die erforderlichen Informationen zur Erstellung der Pflegediagnose und Pflegeplanung sammeln.
Untersuchungsmethoden:
- Inspektion: Eine Untersuchung durch Betrachtung, bei der Farbe, Ausschläge, Narben, Körperform und Mimik beurteilt werden. Dies ist ein aktiver Prozess.
- Palpation: Erfolgt durch den Tastsinn, insbesondere mit den sehr empfindlichen Fingerspitzen. Sie kann leicht oder tief sein.
- Perkussion: Eine Methode, bei der kleine Schläge auf die Körperoberfläche ausgeführt werden, um hörbare Geräusche oder Vibrationen zu erzeugen. Sie kann direkt oder indirekt erfolgen.
- Auskultation: Der Prozess des Abhörens von intern erzeugten Geräuschen. Dies kann direkt (Ohr auf den Körper) oder indirekt (mithilfe eines Stethoskops zur Verstärkung der Geräusche) geschehen.
7. Medizinische Verfahren: Katheterisierung und Nasogastralsonde
Blasenkatheterisierung
Die Blasenkatheterisierung ist ein Verfahren, bei dem ein Katheter temporär oder permanent durch die Harnröhrenöffnung in die Blase eingeführt wird. Dabei wird die für den jeweiligen Fall geeignete Sonde verwendet.
Benötigte Ausrüstung:
- Sterile Handschuhe
- Sonde (passende Größe und Art)
- Einweg-Wattepads
- Flache Schale
- Spannauflage oder steriler Bereich
- Gleitmittel
- Sterile Fläschchen
- Zange
- Taschenlampe
- Winkelstück
- Spritze mit sterilem destilliertem Wasser
- Gefenstertes Tuch
- Urinbeutel
- Wattestäbchen und Gazekompressen
- Antiseptikum
- Wasser und Seife
- Abfallbeutel
Nasogastralsonde
Das Verfahren der Nasogastralsonde beinhaltet das Einführen eines Schlauches durch die Nase oder den Mund in den oberen Magen.
Ausrüstung:
- Set für nasogastrale Ernährung oder Aspiration
- Handschuhe
- Gleitmittel
- Winkelstück
- Stethoskop
- Spritze
- Geeignetes Gefäß mit Wasser
- Hypoallergenes Band
- Klemme
Ziele:
- Durchführung von Magenspülungen und Aspiration von Mageninhalt zu therapeutischen Zwecken.
- Sammlung von Mageninhalt zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken.
- Bereitstellung von Nahrung oder Medikamenten, wenn der Patient diese nicht oral aufnehmen kann.
- Vermeidung von Aspiration bei bewusstlosen Patienten.
8. Pharmakologie
Grundlagen der Pharmakologie
Die Pharmakologie ist die Wissenschaft, die die verschiedenen Wirkungen und Eigenschaften von Arzneimitteln in lebenden Organismen untersucht.
- Arzneimittel: Eine chemische Substanz oder Verbindung, die zur Diagnose, Behandlung, Prävention, Heilung oder Linderung von Krankheiten eingesetzt wird.
- Darreichungsformen: Die verschiedenen Formen, in denen ein Arzneimittel präsentiert wird. Dazu gehören: flüssige, wässrige, gasförmige, feste und halbfeste Formen.
Klinische Pharmakologie
Die klinische Pharmakologie untersucht die Wechselwirkungen von Medikamenten mit dem menschlichen Körper. Sie wird in Pharmakokinetik und Pharmakodynamik unterteilt.
- Pharmakokinetik: Untersucht den Weg eines Medikaments vom Eintritt in den Körper bis zur Ausscheidung. Die vier Hauptelemente sind: Absorption, Verteilung, Metabolismus und Ausscheidung.
- Pharmakodynamik: Misst oder kontrolliert die therapeutischen und toxischen Wirkungen von Medikamenten auf den Patienten (SA), d.h., die Wirkung des Medikaments im Körper.
Arzneimittelwechselwirkungen
- Synergismus: Tritt auf, wenn zwei oder mehr Medikamente eingenommen werden und ihre Wirkung sich gegenseitig verstärkt (z.B. zwei Analgetika verstärken die schmerzlindernde Wirkung). Es ist zu beachten, dass mit der verstärkten Wirkung auch die toxische Wirkung zunehmen kann.
- Antagonismus: Das Gegenteil von Synergismus. Hier vermindert ein Medikament die Wirkung eines anderen.
- Inkompatibilität: Tritt auf, wenn zwei Lösungen für die parenterale Anwendung gemischt werden und eines der Medikamente seine Aktivität verliert. Dabei können Farbveränderungen der Lösung beobachtet werden. Es ist daher wichtig zu wissen, welche Lösungen mit welchen Medikamenten gemischt werden können.
Arten von Arzneimittelwirkungen
- Therapeutische Wirkung: Die erwartete Wirkung des Medikaments auf den Patienten. Pflegekräfte müssen diese Wirkung kennen, um das Medikament korrekt zu verabreichen.
- Nebenwirkungen: Unerwünschte, aber oft harmlose oder nicht schwerwiegende Effekte, die einige Medikamente verursachen können.
- Unerwünschte Wirkungen: Schwerwiegende Reaktionen auf das Medikament.
- Toxische Wirkung: Treten in der Regel bei längeren Behandlungen oder durch Anreicherung im Blut aufgrund eines veränderten Stoffwechsels oder einer gestörten Ausscheidung auf. Sie können tödliche Auswirkungen auf den Körper haben.
- Idiosynkratische Reaktionen: Eine unerwartete Reaktion des Patienten auf ein Medikament, die in Intensität variieren kann.
- Allergische Reaktionen: Nicht vorhersehbare, potenziell schwerwiegende Reaktionen auf ein Medikament.
Reaktion auf Dosierungsanweisungen
Nach der Verabreichung eines Medikaments beobachten Pflegekräfte die Absorption, Verteilung, den Stoffwechsel und die Ausscheidung.
Dreifache Medikamentenkontrolle
Es müssen das Ablaufdatum, der Zustand und die Konzentration des Medikaments kontrolliert werden:
- Erste Kontrolle: Bei der Entnahme aus dem Lager.
- Zweite Kontrolle: Während der Vorbereitung.
- Dritte Kontrolle: Vor der Verabreichung oder Entsorgung.
Die 6 R der Medikamentenverabreichung
Die "6 R" (Richtigen) sind entscheidend für die sichere Medikamentenverabreichung:
- Richtiger Patient
- Richtiges Medikament
- Richtige Dosis
- Richtige Verabreichungsart
- Richtige Zeit
- Richtige Dokumentation (wahrheitsgetreu aufzeichnen)