Umfassender Leitfaden zur Unternehmensfinanzierung & Bewertung
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Grundlagen der Unternehmensfinanzierung
- Treasury: Ziel ist die Sicherung der Liquidität des Unternehmens.
- Corporate Finance: Fokussiert sich sowohl auf Gewinn als auch auf die Liquidität des Unternehmens.
- Risikomanagement: Verantwortlich für den systematischen Umgang mit allen Risiken.
- Cashflow: Gibt Auskunft über die Finanzlage, d.h. die Selbstfinanzierungskraft (Liquidität) eines Unternehmens.
Insolvenzverfahren
- Insolvenzantrag durch Gläubiger oder Schuldner beim Amtsgericht.
- Bekanntmachung: Zuerst wird bekannt gegeben, dass eine Firma insolvent ist.
- Amtsgericht: Prüft, ob es genügend Gründe gibt, damit die Firma sich unter Insolvenz befindet. Wenn ja, Auswahl eines Insolvenzverwalters.
- Insolvenzverwalter: Bestimmt die Gläubiger.
- Gläubigerversammlung: Bestimmung des Insolvenzverwalters; Entscheidung über Fortführung.
- Verwertung: Liquidation (Insolvenzquote).
Insolvenzgründe
- Zahlungsunfähigkeit (90% nach 3 Wochen nicht bezahlt).
- Drohende Zahlungsunfähigkeit.
- Überschuldung: Negatives Eigenkapital / Verluste haben Eigenkapital aufgezehrt.
- Hinweis: Insolvenzantrag nach 3 Wochen stellen.
Sanierungsmöglichkeiten
- Zahlungsschwierigkeiten (Liquidität): Verkauf von Aktiva, Einnahmen- und Ausgabenmanagement, Einführung neuer liquider Mittel.
- Überschuldung (Verlust GuV, Aussage Ertragslage Unternehmen): Verkauf von Aktiva, Schuldenerlass, Umwandlung von Verbindlichkeiten in Eigenkapital.
Eigen- vs. Fremdkapital
- Unbegrenzt / Begrenzt
- Haftung: Nachrangig / Vorrangig
- Preis der Kapitalüberlassung: Gewinnbeteiligung (Dividende) / Zinsen
- Mitspracherechte: Ja / Nein
- Steuerliche Aspekte: Dividenden werden erst nach Steuerabzug gewährt / Zinsen sind als Betriebsausgaben absetzbar.
- Eigenkapital: Rücklagen → Business Angels (BA), Venture Capital (VC), Private Equity (PE), Initial Public Offering (IPO), Secondary Public Offering (SPO).
- Fremdkapital: Rückstellungen → Kreditfinanzierung (Banken) → Fremdkapital-Substitute (Factoring).
Mittelständische Unternehmen ohne Fremdkapital?
Ja, das ist sinnvoll, da sie keinen Zinsaufwand für Verbindlichkeiten haben und somit das Risiko geringer ist. Keine Zins- und Tilgungszahlung.
Beteiligungsfinanzierung ohne Börsenzugang
Eigenkapitalbeschaffung ohne Börsengang
Beteiligung von bestehenden oder neuen Gesellschaftern (Privatvermögen, Einlagen Gesellschafter). Business Angels, Kapitalbeteiligungsgesellschaften (Venture Capital, Private Equity i.e.S.), Erwirtschaftung von Gewinnen, Innenfinanzierung.
Business Angels (BA)
Gründungsphase. Wertsteigerung primär durch Wachstum des Unternehmens. Unterstützen mit Eigenkapital, Know-how und Kontakten.
Venture Capital (VC)
Späte Gründungsphase: bei Produktionsbeginn und Markteinführung. Portfolioansatz. Investieren für Dritte. Ähnlich wie Business Angels.
Private Equity (PE)
Etablierte Unternehmen. Finanzieren Expansion und ggf. Vorbereitung und Durchführung eines Börsengangs. Wertsteigerung primär durch Kostensenkung und Effizienzsteigerung. Häufig Ausnutzung des Leverage-Effekts.
Exit-Möglichkeiten
- Secondary Buy-out: Verkauf an eine andere PE-Gesellschaft.
- Trade Sale: Weiterverkauf von Aktien.
- Buy Back: Rückkauf durch Alteigentümer.
- Liquidation.
- IPO: Börsengang.
Vergleich: Venture Capital (VC) vs. Private Equity (PE)
- VC:
- Investitionsdauer: 5-7 Jahre.
- Kontrolle: Typischerweise Minderheit (ca. 1/3 der Stimmrechte).
- Risiko für Investor: Hoch.
- Eigenkapitalfluss an Unternehmen.
- Fremdkapital: Wenig bis nichts.
- Junge, innovative Unternehmen mit hohem Wachstum.
- PE:
- Eigenkapitalfluss an Verkäufer.
- Risiko für Investor: Geringer, aber immer noch hoch.
- Typische Investitionsdauer: 3-5 Jahre.
- Kontrolle: Typischerweise Mehrheit (50,1%+).
- Etablierte, oft auch große Unternehmen.
- Fremdkapital: Hoch (40-70%).
Börsengang (IPO)
Voraussetzungen für einen Börsengang
- Rechtsform einer AG oder KGaA.
- IPO-Reife aus Sicht des Kapitalmarkts: hohe Reputation bei potenziellen Investoren, gute Marktpositionierung, erfahrenes Management, gutes Rechnungswesen und Reporting, erfahrene Investor Relations Abteilung, ausreichende personelle Kapazitäten.
- Weitere rechtliche Voraussetzungen sowie spezifische Anforderungen des Börsenplatzes und -segments erfüllen.
- Alteigentümer müssen bereit sein, einen signifikanten Anteil ihres Unternehmens an die Börse zu bringen.
- Attraktive Investitionsmöglichkeiten für die Erlöse des Börsengangs müssen vorhanden sein.
Konsequenzen eines Börsengangs
- Langfristig und nicht einfach umkehrbar.
- IPO-Prozess verursacht hohe fixe Kosten.
Vorteile eines Börsengangs
- Positive Reputationseffekte.
- Ermöglicht besonders hohe Eigenkapitalaufnahme.
Nachteile eines Börsengangs
- Langfristige Entscheidung: nicht einfach umkehrbar.
- Mit hohen Kosten verbunden: 3-7% des Transaktionsvolumens.
- Stärkere Kontrolle durch Investoren (interessiert an kurzfristiger Performance).
Der IPO-Prozess
- Auswahl der Investmentbank: Gebühren sind erfolgsabhängig und betragen 4-7% des Emissionsvolumens.
- Erstellung des Emissionskonzepts: Es gibt viele Börsenplätze und dort wiederum Börsensegmente.
- Bewertung des Unternehmens: Man erstellt die Bewertung.
- Pre-Marketing: Hier wird mit der Vermarktung der Unternehmensbewertung begonnen; man sucht mögliche Investoren. Entsprechend der Nachfrage wird eine Preisspanne pro Aktie und Emissionsvolumen festgelegt.
- Finale Bepreisung: Festlegung des Endpreises (Festpreisverfahren).
- Aufbau und Pflege von Investor Relations: Abteilung, die für den Kontakt mit Aktionären, Analysten und Finanzmedien zuständig ist.
Begrifflichkeiten rund um Aktienemissionen
- Verkaufspreis = Ausgabekurs = Bezugskurs: Entspricht dem bei Emission erzielten Preis pro Aktie.
- Nominalwert = Nennwert: Der auf dem Mantel des Wertpapiers aufgedruckte Geldbetrag; mindestens 1€. Immer gleich. Eine Kapitalerhöhung unter dem Nominalwert ist nicht möglich.
- Marktpreis: Wert, zu dem die Aktie aktuell an der Börse gehandelt wird.
- Agio: Das Delta zwischen Verkaufspreis und Nominalwert der Aktie.
Sonderformen des Börsengangs
Mit SPACs oder Direct Listings, bei denen der Preis für die Anteile direkt von der Börse festgelegt wird und keine Finanzierungswirkung haben.
Kapitalerhöhung (für bereits börsennotierte Unternehmen)
Außenfinanzierungsmaßnahme zur Erhöhung des unternehmerischen Eigenkapitals gegen die Leistung von Einlagen durch die Aktionäre. Rechtliche Voraussetzung nach AktG: Zustimmung in der Hauptversammlung mit ¾ Mehrheit. Sollten die aktuellen Aktionäre nicht bereit sein, mehr Kapital zu investieren, ist bei einer Kapitalerhöhung eine Verwässerung des Kapitals die Folge. Ausgabe von Bezugsrechten für die jungen Aktionäre.
Arten von Kapitalerhöhungen
Ordentliche, genehmigte, bedingte, nominelle Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln / Umschichtung.
Bezugsrecht
Rechtliche Verpflichtung nach AktG, um eine Verwässerung des Kapitals zu vermeiden. Gibt Altaktionären die Möglichkeit, ihren prozentualen Anteil am Unternehmen konstant zu halten.
Formel für den Wert des Bezugsrechts: (Alter Aktienkurs - Neuer Aktienkurs) / (Bezugsverhältnis + 1)
Bezugsverhältnis
Das bisherige Grundkapital geteilt durch das Erhöhungskapital.
Bezugskurs
Der Kurs, zu dem die jungen Aktien ausgegeben werden. Eine direkte Teilnahme an der Kapitalerhöhung ist nur mit dem Besitz von ausreichend Bezugsrechten möglich. Alte Aktionäre können ihre Bezugsrechte verkaufen.
Aktienarten
- Inhaberaktien vs. Vinkulierte Namensaktien:
- Die vinkulierte Namensaktie ist eine Sonderform, bei der das ausgebende Unternehmen dem Verkauf der Aktie zustimmen muss.
- Inhaberaktien enthalten nicht den Namen des Begünstigten. Bei Verkauf gehen die Rechte an den neuen Inhaber über.
- Bei der Namensaktie muss der Inhaber im Aktienregister der Aktiengesellschaft mit Namen, Adresse, Geburtsdatum sowie Stückzahl der gehaltenen Aktien eingetragen sein, um seine Rechte geltend zu machen. Anonymität der Aktionäre wird aufgehoben.
- Vorzugs- vs. Stammaktien:
- Stammaktien räumen allen Investoren alle Rechte nach AktG ein.
- Bei Vorzugsaktien verzichten Investoren auf ein/mehrere Rechte und erhalten dafür eine Kompensation. Üblicherweise ist dies der Verzicht auf Stimmrechte im Gegenzug für eine höhere Dividende.
- Nennwert- vs. Quoten- vs. Stückaktie: Unterscheiden sich in der Art, wie der Anteil der Aktie am Grundkapital dargestellt wird.
Kreditfinanzierung
Quellen der Kreditfinanzierung
Über Banken, Lieferanten und Kunden.
Drei-Säulen-System der Banken
Private Geschäftsbanken, Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute, Genossenschaftsbanken.
Fremd- und Außenkapitalgeber
Neben den Banken bieten auch Bausparkassen, Versicherungsunternehmen oder Spezialbanken Finanzdienstleistungen an.
Instrumente der Kreditfinanzierung über Banken
- Langfristige Bankkredite: Kredite mit einer Laufzeit von über 5 Jahren kann ein Unternehmen nur bekommen, wenn es dingliche Vermögenswerte besitzt, die als Sicherheiten dienen können. Zinssätze können variabel oder flexibel sein.
- Kontokorrentkredite: Kurzfristiger Bankkredit mit der Möglichkeit einer flexiblen Inanspruchnahme, vergleichbar mit dem Überziehungsrahmen eines Girokontos (wegen Inanspruchnahme teuer).
Details zum Kontokorrentkredit
Sehr flexibel, meistens ein Jahr. Man erhält z.B. 1 Million Euro, die man im Laufe des Jahres ausgeben kann. Man entscheidet jeden Tag, was man nehmen möchte oder nicht, aber nie mehr als 1 Million. Wenn alles gut geht, erhält man die Kreditwürdigkeit für ein weiteres Jahr. Zinsen: Der Zinssatz wird im Voraus vereinbart.
Tilgungsarten (Rückzahlung)
- Endfälliger Kredit: Wird am Ende der Periode zurückgezahlt, und die Zinsen fallen jede Periode an.
- Ratenkredit: Zinsen werden immer weniger, da man jedes Jahr einen Teil des Kapitals zurückzahlt (günstigste Option).
- Annuitätendarlehen: Am Anfang ist der Zinsanteil am größten und wird immer kleiner. Der Gesamtbetrag (Zins + Tilgung) ist jede Periode gleich (auch eine gute Option).
Kreditsicherheiten
Dienen dazu, den Kreditgeber gegen das Ausfallrisiko des Kreditnehmers abzusichern.
- Personal- vs. Realsicherheiten:
- Personalsicherheiten: Eine natürliche Person agiert als Sicherheitengeber. Kann persönliches Vermögen des Kreditnehmers oder einer dritten Person sein.
- Realsicherheiten: Sind dinglicher Natur. Sowohl bewegliche als auch unbewegliche Sachen.
- Akzessorische vs. Fiduziarische Sicherheiten:
- Akzessorische Sicherheiten (z.B. Bürgschaft, Hypothek) sind eng mit der besicherten Forderung verbunden. Sie bestehen nicht weiter, wenn die Forderung getilgt ist, und können nicht ohne die Forderung übertragen, gepfändet oder verpfändet werden.
- Fiduziarische Sicherheiten (z.B. Garantie, Sicherungsübereignung, Grundschuld) bestehen dagegen auch nach Tilgung der Forderung fort. Sie bieten eine höhere Flexibilität für den Sicherungsnehmer, da sie nach Tilgung der Forderung als Sicherheiten für weitere Kredite verwendet werden können.
Handelskredite (für mittelständische, etablierte Unternehmen)
Typ von Fremdkapitalinstrument: Geliehenes Geld nicht von einer Bank, sondern von Handelspartnern des kreditnehmenden Unternehmens. Man unterscheidet:
- Lieferantenkredite: Das Unternehmen muss z.B. eine Rechnung nicht sofort bezahlen, sondern erst in 30 Tagen. Für Zahlung vor Ablauf der Frist gibt es manchmal Skonto (Rabatt).
- Kundenkredite.
Skonto
Prozentualer Nachlass auf den Rechnungsbetrag bei Zahlung binnen einer bestimmten Frist. Bei Nicht-Inanspruchnahme kann der entgangene Nachlass als Preis für die Nutzung des Handelskredites gesehen werden. Skonto ist in der Regel höher angesetzt als die Kosten für einen Bankkredit für dieselbe Laufzeit. Skonto lohnt sich also immer und sollte in Anspruch genommen werden.
Anleihen
Definition und Merkmale von Anleihen
Instrument der Fremd- und Außenkapitalfinanzierung. Anleihen sind Forderungspapiere, durch die ein Kredit am Kapitalmarkt aufgenommen wird und verbriefen Gläubigerrechte, insbesondere das Recht auf Verzinsung und Tilgung. Sind (im Gegensatz zu den meisten Krediten) liquide und zumeist unbesichert und nachrangig gegenüber Bankverbindlichkeiten.
Wichtige Anleihe-Begriffe
- Nominalwert: Der Geldbetrag, der auf dem Mantel des Wertpapiers aufgedruckt ist. Er ist der zu verzinsende und zurückzuzahlende Geldbetrag.
- Kurswert / Marktpreis: Der Wert, der durch Angebot und Nachfrage am Kapitalmarkt gebildet wird. Gründe für eine Abweichung: Veränderung des Zinsniveaus oder Veränderung der Bonität des Emittenten.
- Yield (Rendite): Der Zinssatz, den Investoren verlangen würden, wenn der Emittent den Bond heute für die Restlaufzeit neu auflegen würde. Stellt die Effektivverzinsung/Rendite dar.
Yield ist abhängig von:
- Kurswert
- Zinsertrag der Nominalverzinsung
- Laufzeit
- Rückzahlungskurs
- Vereinbarte Zinstermine (z.B. halbjährlich/monatlich)
- Steuerliche Belastung des Gläubigers
Cashflows einer Standardanleihe
Investor zahlt Nominalwert an den Emittenten. Während der Vertragslaufzeit zahlt der Emittent regelmäßig Couponzahlungen (die vom Kapitalnehmer regelmäßig gezahlten Zinsen) an den Investor. Am Ende der Vertragslaufzeit erhält der Investor eine Rückzahlung in Höhe des Nominalwerts der Anleihe.
Anleihearten
- Vorrangig vs. Nachrangig.
- Besichert vs. Unbesichert: Anleihen sind im Gegensatz zu Krediten fast immer unbesichert. Wenn der Emittent seine Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen kann, entsteht ein Verlust für den Investor. Bei besicherten Anleihen können Anleihegläubiger die Nichtbezahlung verwerten.
- Mittelfristig vs. Langfristig: Normalerweise 8-10 Jahre, können aber bis zu 50 Jahre betragen.
- Investment Grade vs. Non-Investment Grade: Unter Investment Grade fallen Anleihen mit einem 'AAA' bis 'BBB' Rating, also mit einer hohen bis mittleren Bonität. Non-Investment Grade Anleihen haben eine geringere Bonität, auch "Junk Bonds" genannt.
- Fixed vs. Floating Coupon:
- Fixed: Coupons sind durch einen fixen Zinssatz auf den Nominalwert der Anleihe festgelegt.
- Floating: Die Coupon Rate verändert sich normalerweise abhängig von einem ausgewählten Marktzins wie EURIBOR.
- Rückzahlung: Normalerweise bei Laufzeitende, aber manchmal auch während der Laufzeit.
- Callable vs. Non-Callable Bond:
- Callable: Der Emittent hat die Option, die Anleihe vor Laufzeitende zurückzukaufen (dann wird normalerweise zum Nominalwert ein Premium gezahlt).
- Non-Callable: Diese Option besteht nicht.
Fremdkapitalsubstitute
Factoring
Finanzierungsfunktion Factoring
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen.
Ablauf Factoring
Lieferant verkauft die Forderungen, die er gegenüber dem Kunden hat, an den Factor. Der Factor bezahlt den Lieferanten sofort (in der Regel nicht 100%, d.h. es gibt einen Abschlag, der in der Regel hoch ist). Der Factor hat dann die Inkassoverpflichtung, d.h. der Kunde bezahlt den Factor, nicht den Lieferanten. Dies ist gut für Firmen, die keine Kredite von der Bank bekommen (vor allem kleine Unternehmen).
Arten von Factoring
- Echtes Factoring: Der Factor übernimmt das Ausfallrisiko.
- Unechtes Factoring: Wenn der Kunde nicht bezahlt, muss der Lieferant dem Factor das Geld zurückgeben, welches er für die Forderung erhalten hat.
- Notifiziertes vs. Nicht-notifiziertes Factoring: Der Kunde weiß, dass seine Forderung abgetreten wurde, oder eben nicht.
Leasing
Art des "Mietkaufs" auf Zeit. Typischerweise gibt es ein Leasingunternehmen, das mit dem Produzenten eines Gutes einen Kaufvertrag abschließt. Der Produzent erstellt diese Güter für das Leasingunternehmen, das dieses Gut an den Leasingnehmer weitergibt.
Typen von Leasing
- Operating Leasing: Kann jederzeit von beiden Vertragsparteien gekündigt werden. Es gibt weder Konventionalstrafe noch Grundmietzeit. Die Leasinggesellschaft trägt das Risiko.
- Financial Leasing: Keine Möglichkeit der Kündigung innerhalb einer festen Grundmietzeit, welche in der Regel zwischen 50-75% der Nutzungsdauer beträgt.
Fremdkapitalkosten
Definition und Berechnung
Fremdkapitalkosten sind Aufwendungen für die Kreditprüfung und -gewährung, die das Unternehmen an den Kreditgeber zahlen muss. Die effektiven Zinssätze aller Fremdkapitalinstrumente werden entsprechend ihres ausstehenden Volumens gewichtet.
Effektiver Zinssatz
ieff = (1 + inom/t)t - 1
Beinhaltet die jährlichen und auf die nominale Kredithöhe bezogenen Kosten des Kredits in Prozent des Auszahlungsbetrags. Wird vom Nominalsatz, Auszahlungskurs, Tilgung und Zinsbindungsfrist bestimmt.
Typen von Zinssätzen
Der Bankzinssatz wird durch den Zentralbankzinssatz (Leitzins, z.B. jetzt 0,0%) beeinflusst. Die Zinsen, die die Banken bei der Zentralbank zahlen, wenn sie Geld leihen, beeinflussen den Marktzinssatz.
Kosten von Krediten
Werden von Kreditnehmer und Kreditgeber vor Vertragsabschluss bestimmt.
Kreditzins
Setzt sich generell aus Kreditkosten (Kosten des Kredits für den Kreditgeber: Operative Kosten, Refinanzierungskosten, Liquiditätskosten, Kapitalkosten, erwarteter Verlust), Ergebnisbeitrag/Renditeansprüche der Bank (geforderter Ergebnisbeitrag, um die Zielrendite zu erreichen) und individuellen Anpassungen (Attraktivität der Geschäftsbeziehung/Geschäftsstrategie) zusammen.
Kapitalkosten oder Kreditkosten senken
Man kann sich "verkaufen" und sagen, dass man in der Zukunft mehr Geschäfte machen möchte.
Erwarteter Verlust (Expected Loss)
Expected Loss = Verlust in EUR im Falle des Ausfalls / Ausstehender Kreditbetrag in EUR
Gründe für Ausfall:
- Alter
- Beruf
- Transaktionsvolumen
Leverage-Effekt & Kapitalstrukturtheorien
Der Leverage-Effekt
Beschreibt die Abhängigkeit der effektiven Rentabilität des Eigenkapitals vom Anteil der Fremdfinanzierung. Wenn der Zinssatz für Fremdkapital unter der Gesamtkapitalrendite liegt, so kann durch zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital bzw. die Substitution von Eigenkapital mit Fremdkapital die Eigenkapitalrendite gesteigert werden. Wenn der Zinssatz für Fremdkapital über der Gesamtkapitalrendite liegt, besteht ein Leverage-Risiko / negativer Leverage-Effekt.
Limitationen des Leverage-Effekts
Der Leverage-Effekt beruht auf der Annahme, dass der Fremdkapitalzinssatz auch bei zusätzlicher Aufnahme von Fremdkapital konstant bleibt. In der Realität steigt dieser jedoch mit wachsendem Verschuldungsgrad aufgrund des steigenden Ausfallrisikos an. Unternehmen haben nicht immer die Möglichkeit, Kredit aufzunehmen oder Fremdkapital aufzunehmen. Die Wiederanlage des Eigenkapitals bei Substitution von Eigenkapital mit Fremdkapital wird nicht berücksichtigt → vergleichbare Rendite angelegt werden können. Sichere zukünftige Investitionsrenditen.
Kapitalstrukturtheorien
Zusammensetzung der Passiva, d.h. das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital im Vergleich zum Gesamtkapital. Ziel: Optimalen Verschuldungsgrad bei Sicherung der Zahlungsfähigkeit (Liquidität) und Maximierung des Unternehmenswertes zu erreichen.
Innenfinanzierung
Definition und Instrumente
Bei der Innenfinanzierung finanziert sich das Unternehmen durch seine Geschäftstätigkeit. Es erfolgt keine Zuführung finanzieller Mittel von außen.
Instrumente der Innenfinanzierung: Offene und stille Rücklagen, Verkauf von Aktiva, Rückstellungen, Abschreibungen.
Offene Rücklagen
Sind in der Bilanz sichtbar:
- Kapitalrücklagen: Werden aus dem Agio von ausgegebenen Aktien oder aus den Zuzahlungen durch Gesellschafter gebildet.
- Gewinnrücklagen: Entstehen aus dem nicht ausgeschütteten Gewinn.
Stille Rücklagen
Werden durch Gewinne gebildet, die nicht bilanziell ausgewiesen sind.
Finanzierungseffekt Stiller Rücklagen
Durch die Unterbewertung von Aktiva und/oder die Überbewertung von Passiva wird der bilanziell ausgewiesene und zu versteuernde Gewinn verringert. Erst bei Verkauf der Vermögensteile werden die Marktpreise offengelegt und die stillen Reserven aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt muss der Wertzuwachs versteuert werden. Diese zeitlich verzögerte Steuerzahlung nennt man auch "Steuerstundung". Der Finanzierungseffekt entsteht, da der zu zahlende Steuerbetrag dem Unternehmen zwischen Bildung der stillen Rücklage und ihrer Auflösung zur Verfügung steht.
Rückstellungen
Finanzierungseffekt Rückstellungen
Aufwand in der GuV gesucht / mindern Gewinn / weniger Steuern. Werden die Rückstellungen in entsprechender Höhe in Anspruch genommen, erfolgt eine Ausbuchung der jeweiligen Position aus der Bilanz. Die Inanspruchnahme hat keine Auswirkung auf die GuV des jeweiligen Geschäftsjahres. Entfällt der Rückstellungsgrund, werden sie als außerordentlicher Gewinn verbucht und erhöhen den zu versteuernden Gewinn. Die Steuerlast fällt somit erst zu einem späteren Zeitpunkt an, und die finanziellen Mittel stehen dem Unternehmen zwischen Bildung und Auflösung/Inanspruchnahme zur Verfügung.
Fremdkapital → zurückgestelltes Geld für Verbindlichkeiten, deren Zeitpunkt und Höhe ich nicht weiß, z.B. Rückstellungen für Steuerzahlungen, noch nicht genommene Urlaubstage oder VW mit dem Dieselskandal.
Langfristige Rückstellungen haben einen höheren Finanzierungseffekt, da dieser von der Fristigkeit der Rückstellung abhängt.
Vor- und Nachteile der Innenfinanzierung
Vorteile:
- Oft die einzige Finanzierungsmöglichkeit, vor allem für kleine Unternehmen, z.B. wenn das Unternehmen keine Sicherheiten für Kredite hat.
- Unternehmen kann frei über die neuen Mittel verfügen.
Nachteile:
- Volumen ist beschränkt.
- Nur möglich, wenn das Unternehmen Gewinne hat.
- Geschäftsausweitung mit Innenfinanzierung ist fast nie möglich.
"Bodensatz" → Rückstellungen sind immer vorhanden. Selbstfinanzierung am besten → Gewinne machen (kleine Unternehmen haben keinen hohen Kapitalbedarf) / keinen Kredit / keinen Börsenzugang.
Unternehmensbewertung mittels Multiplikatoren
Prinzipien des Multiplikatorverfahrens
Erzielte Preise bzw. Marktwert von Vergleichsobjekten im Verhältnis zu deren Kennzahl. Das Multiplikatorverfahren betrachtet den Verkehrswert eines Unternehmens. Die Funktionsweise ist, den unbekannten Wert des Bewertungsobjekts aus dem bekannten Wert vergleichbarer Objekte abzuleiten. Als Basis dienen Börsenwerte, am Markt tatsächlich erzielte Preise und Kenngrößen vergleichbarer Unternehmen.
Herausforderungen
Vergleichsunternehmen zu finden und Zahlen von jedem Unternehmen gut anzusehen und zu interpretieren. Es gibt sehr viele Faktoren, die anders sein können, wie z.B. Finanzierungsstrukturen.
Bewertungsprozess
- Wahl von vergleichbaren Unternehmen.
- Festlegung der relevanten Multiples.
- Sammlung der notwendigen Daten.
- Ggf. Pro-forma-Adjustierung der Finanzgrößen.
- Benchmarking der Ergebnisse.
Arten von Multiplikatoren
- Equity Value Multiplikatoren: Beziehen sich auf diejenigen Finanzgrößen, die nur den Eigenkapitalgebern zustehen, wie den Price-Earnings-Ratio (P/E-Ratio).
- Entity Multiplikatoren: Beziehen sich hingegen auf die Größen, die sowohl Eigen- als auch Fremdkapitalgebern zuzuordnen sind, wie der Enterprise Value/EBIT oder Enterprise Value/EBITDA.
Eigenkapitalkosten & Unternehmensbewertung
Eigenkapitalkosten
Sind die Renditeerwartungen der Anteilseigner basierend auf Alternativanlagemöglichkeiten mit vergleichbarem Risikogehalt. Renditeerwartungen können sich auf Dividenden oder auf erwartete Wertsteigerungen ihrer Anteile beziehen.
Unterschied Eigenkapital- vs. Fremdkapitalkosten
Im Gegensatz zu Fremdkapitalkosten sind Eigenkapitalkosten Opportunitätskosten, die den kalkulatorischen Kosten zugerechnet sind und somit nicht in der GuV berücksichtigt werden.
Portfoliotheorie
- Diversifikation: Die Portfoliotheorie zeigt – unter Berücksichtigung einer Reihe von Annahmen – wie ein Investor die Standardabweichung der Portfolioerträge durch die Auswahl der Aktien reduzieren (d.h. diversifizieren) kann, wenn diese nicht exakt korreliert sind.
- Durch Diversifikation kann das unsystematische Risiko reduziert werden, aber das systematische/Marktrisiko kann nicht reduziert werden.
- Risikolose Assets: Staatsanleihen in Ländern mit guter Bonität.
- Beta: Ist ein weiteres Risikomaß für das systematische Risiko. Misst die Sensibilität einer einzelnen Aktie im Vergleich zu Veränderungen eines gut diversifizierten Marktportfolios.
- Beta > 1.0: Ertrag schwankt stärker als Ertrag des Marktportfolios.
- Beta = 1: Ertrag schwankt genau mit dem Markt.
- 0 < Beta < 1.0: Ertrag schwankt in die gleiche Richtung wie der Markt, allerdings weniger stark.
- Beta = 0: Ertrag schwankt nicht.
- Beta < 0: Ertrag schwankt antizyklisch.
- Beta-Wert Marktportfolio = 1; risikolose Anleihen = 0.
Eigenkapitalkosten mittels CAPM (Capital Asset Pricing Model)
Stellen die erwartete Rendite auf Einzelinvestitionen am Kapitalmarkt dar und helfen Investoren bei der Investitionsentscheidung. Diskontierungsfaktor für die Bewertung von Projekten mit durchschnittlichem Unternehmensrisiko. Benchmark (Hurdle Rate) für die interne Performance-Messung. Grundlage für die Kapitalallokation.
Annahmen des CAPM
- Sämtliche Wertpapiere können zu Marktpreisen ohne Transaktionskosten und Steuern ge- und verkauft werden.
- Anleger halten nur effiziente Portfolios gehandelter Wertpapiere, da sie über vollständige Informationen verfügen.
- Anleger haben homogene Erwartungen hinsichtlich Volatilitäten, Korrelationen und E(R).
- Risikolose Anleihen existieren.
Erwartete Gesamtkapitalkosten (WACC)
Mittels WACC werden die erwarteten Fremdkapitalkosten in die Betrachtung mit einbezogen und die erwartete Gesamtkapitalrendite bestimmt. Diese ist dann ein Vergleichsmaß für die tatsächlich erzielte Gesamtkapitalrendite des Unternehmens. Über der Effizienzgrenze kann es keine Portfolien geben, darunter viele. Marktportfolio / Transparenzportfolio: Das bestmögliche Portfolio. Geht durch die Ineffizienzkurve.
Allgemeines zur Unternehmensbewertung
Diese Verfahren ergeben nicht das "richtige" Ergebnis, da es kein richtiges Ergebnis gibt. Diese dienen nur zur Objektivierung eines Unternehmenswertes. Der Wert ist vom persönlichen Nutzen jedes Individuums abhängig, also subjektiv (interne Betrachtung). Preis: Worauf man sich einigt (ist das, was am Ende bezahlt wird).
Vier Bewertungsverfahren
- Ertragswertverfahren
- Discounted Cash-Flow (DCF) Verfahren
- Marktwert- oder Multiplikatorenverfahren
- Liquidationsverfahren
- Substanzwertverfahren
Unternehmensbewertung: Anlässe
- Mit Bewertungszwang:
- Regelmäßig durch externe Rechnungslegung nach HGB und IFRS: um Beteiligungsbuchwerte zu prüfen oder um einen Impairment Test für den Goodwill durchzuführen.
- Unregelmäßig: wenn ein Gesellschafter zwangsweise ausgeschlossen werden soll.
- Ohne Bewertungszwang:
- Regelmäßig z.B. als Entscheidungshilfe für die Geschäftsstrategie, Grundlage für leistungsabhängige Bezahlung im Rahmen einer wertorientierten Unternehmensführung.
- Unregelmäßig: wenn Unternehmen(steile) gekauft oder verkauft werden sollen, wenn ein Börsengang oder eine Kapitalerhöhung durchgeführt werden sollen.
Free Cash-Flow (FCF)
Ist der von allen Vermögensgegenständen generierte Cashflow ohne Berücksichtigung der Kapitalstruktur ("unlevered"), der für alle Kapitalgeber (Eigenkapital und Fremdkapital) aufgelaufen ist. Es ist zu beachten, dass es keine einheitliche FCF-Berechnung gibt. Bei der Berechnung der Perpetuity ist immer kritisch zu hinterfragen, ob die Erwartung, dass die Cashflows des Unternehmens bis in alle Ewigkeit um diesen Prozentsatz wachsen, realistisch ist.
Equity-Wert
Stellt den Wert des Eigenkapitals dar.
Enterprise-Wert
Stellt den Wert des Unternehmens für alle Kapitalgeber dar. Er beinhaltet neben dem Equity-Wert auch den Wert des Fremdkapitals.
Restwert / Terminal Value
Wird als lebenslängliche Rente (Perpetuity) berechnet. Er steht für alle Cashflows, die dem Eigentümer des Unternehmens nach Ende der Planungsperiode zufließen. Es gilt die implizite Annahme, dass die Eigentümer das Unternehmen für immer behalten. Die Free Cash Flows des letzten Jahres der Planungsperiode, die Wachstumsrate und der WACC müssen für die Berechnung des Terminal Value bestimmt werden.
Equity-Wert zur Bestimmung des "fairen" Aktienkurses
Der Equity-Wert des Unternehmens steht nur den Eigenkapitalgebern des Unternehmens zu. Der Equity-Value wird durch die Anzahl der ausstehenden/auszugebenden Aktien geteilt, um den "fairen" Aktienkurs zu bestimmen.
Vorgehen beim DCF-Verfahren
- Prognose zukünftiger erwarteter FCF (gegeben).
- Bestimmung des After-Tax WACC auf Basis der Zielkapitalstruktur.
- Berechnung des Terminal Value: Wert des Unternehmens aus dem Zeitpunkt heraus, den man nicht detailliert geplant hat.
- Abdiskontierung der Mid-Year FCF und des Terminal Value mit WACC zur Bestimmung des Enterprise Values.
- Abzug der Nettoverbindlichkeiten zur Berechnung des Equity Values.
- Durchführung von Sensitivitätsanalysen.
Übungsaufgaben zur Unternehmensfinanzierung
Übung 1: Venture Capital (VC)
Aufgabe 1.1: Renditeberechnung VC
- Gegeben: Kapital: 100 Mio. EUR (davon 2% x 10 Jahre = 20 Mio. EUR für Bezahlungen, d.h. 80 Mio. EUR zum Investieren); Am Ende der 10 Jahre: 400 Mio. EUR; Carried Interest: 20%.
- Berechnung a) Rendite vom VC:
- Formel: (Endgeld / Anfangsinvestition)(1/Jahre) - 1
- (400 Mio. EUR / 80 Mio. EUR)(1/10) - 1 = 0,1746 = 17,46%
- Berechnung b) Rendite für den Investor:
- Wert der Investition nach Carried Interest: 400 Mio. EUR - (0,20 * (400 Mio. EUR - 100 Mio. EUR)) = 340 Mio. EUR
- Rendite Investor: (340 Mio. EUR / 100 Mio. EUR)(1/10) - 1 = 0,1302 = 13,02%
Aufgabe 1.2: Kapitalaufnahme über VC-Gesellschaft
- Gegeben: Unternehmen will mehr Kapital über VC-Gesellschaft aufnehmen. Eigene Aktien: 1,5 Mio.; Aktien Business Angel (BA): 500.000; Neu ausgegebene Aktien: 3 Mio. → Gesamt: 5 Mio. Aktien. Investition VC: 6 Mio. EUR für 3 Mio. Aktien → Preis pro Aktie: 2 EUR.
- Berechnung a) Unternehmenswert für VC: 2 EUR/Aktie * 5 Mio. Aktien = 10 Mio. EUR
- Berechnung b) Anteile:
- VC: 3 Mio. / 5 Mio. = 60%
- Eigene: 1,5 Mio. / 5 Mio. = 30%
- BA: 500.000 / 5 Mio. = 10%
- Berechnung c) Eigener Anteil in EUR: 30% * 10 Mio. EUR = 3 Mio. EUR
Aufgabe 1.3: VC-Investition und Unternehmensanteile
- Gegeben: VC investiert 1 Mio. EUR und möchte 20% vom Unternehmen. Aktien Gründer: 800.000 EUR → 8 Mio. Aktien. Aktien Gründer nach VC-Investition: 80%.
- Berechnung a) Gesamte Aktien (Gründer und VC): 8 Mio. / 80% = 10 Mio. Aktien
- Aktien VC: 10 Mio. - 8 Mio. = 2 Mio. Aktien
- Wert des Unternehmens: 1 Mio. EUR / 0,20 = 5 Mio. EUR
- Impliziter Aktienkurs: 5 Mio. EUR / 10 Mio. Aktien = 0,50 EUR
Übung 2: Bezugsverhältnis & Kapitalerhöhung
Formeln für Bezugsverhältnis und Aktienkurs nach Kapitalerhöhung
- Bezugsverhältnis: Grundkapital / Erhöhungskapital oder Anzahl alte Aktien / Anzahl neue Aktien.
- Aktienkurs nach Kapitalerhöhung (Mischkurs): (Anzahl alte Aktien * Alter Kurs + Anzahl neue Aktien * Neuer Kurs) / Gesamtzahl Aktien.
- Bezugsrecht (Wert): (Alter Aktienkurs - Neuer Aktienkurs) / (Bezugsverhältnis + 1).
Aufgabe 2.1: Bezugsrecht und Aktienkurs
- Gegeben: Grundkapital: 1 Mio. EUR; Rücklagen: 500.000 EUR; Kapital nach Kapitalerhöhung: 2 Mio. EUR; Rücklagen nach Kapitalerhöhung: 700.000 EUR; Aktienkurs alt: 130 EUR; Aktienkurs jung: 120 EUR; Bezugsverhältnis: 1.
- Berechnung a) Bezugsrecht: (130 EUR - 120 EUR) / (1 + 1) = 5 EUR
- Berechnung b) Aktienkurs nach Kapitalerhöhung (mit Kapital): ((1 Mio. EUR * 130 EUR) + (1 Mio. EUR * 120 EUR)) / 2 Mio. EUR = 125 EUR
Aufgabe 2.2: Bezugsverhältnis und Mischkurs
- Gegeben: Grundkapital: 10 Mio. EUR und 10 Mio. Aktien; Alter Aktienkurs: 200 EUR; Ausgabekurs junge Aktien: 170 EUR; Anzahl junge Aktien: 2 Mio.
- Berechnung Bezugsverhältnis: (10 Mio. Aktien / 2 Mio. Aktien) = 5
- Berechnung Bezugsrecht: (200 EUR - 170 EUR) / (5 + 1) = 30 EUR / 6 = 5 EUR
- Aktienkurs nach Kapitalerhöhung (Mischkurs): (10 Mio. * 200 EUR + 2 Mio. * 170 EUR) / 12 Mio. = 195 EUR
Aufgabe 2.3: Kapitalerhöhung und neuer Aktienkurs
- Gegeben: Bezugsverhältnis: 2; Alte Aktien: 100.000; Preis alt: 40 EUR; Neue Aktienpreis: 10 EUR.
- Berechnung a) Anzahl neue Aktien: 100.000 / 2 = 50.000
- Berechnung b) Zu beschaffender Betrag: 10 EUR * 50.000 = 500.000 EUR
- Berechnung c) Neue Marktkapitalisierung: (100.000 * 40 EUR) + 500.000 EUR = 4,5 Mio. EUR
- Berechnung d) Gesamtzahl ausstehende Aktien: 100.000 + 50.000 = 150.000
- Berechnung e) Neuer Aktienkurs: ((100.000 * 40 EUR) + (50.000 * 10 EUR)) / 150.000 = 30 EUR
Übung 3: Kredite & Skontoberechnung
Aufgabe 3.1: Skontoberechnung
- Gegeben: Lieferantenrechnung: 3.480 EUR; Skonto: 3%; Skontobezugsperiode: 20 Tage; Skontofrist: 10 Tage; Tage p.a.: 360 Tage; Zinssatz Kredit: 12,50% p.a.
- Berechnung a) Überweisungsbetrag: 3.480 EUR - (3% * 3.480 EUR) = 3.375,60 EUR
- Berechnung b) Finanzierungsgewinn:
- Kreditkosten: (3.375,60 EUR * 12,50%) / (360 / 20) = 23,44 EUR
- Skontobetrag: 3.480 EUR - 3.375,60 EUR = 104,40 EUR
- Finanzierungsgewinn: 104,40 EUR - 23,44 EUR = 80,96 EUR
- Berechnung c) Jahreszinssatz Skonto: (104,40 EUR / 3.375,60 EUR) * (360 / 20) = 0,0309 * 18 = 0,557 = 55,7%
Aufgabe 3.2: Berechnung Fremdkapitalkosten
- Gegeben: Effektiver Zinssatz p.a. Kredit 1: 8%; Kreditbetrag 1: 200.000 EUR. Effektiver Zinssatz p.a. Kredit 2: 6%; Kreditbetrag 2: 500.000 EUR. Durchschnittliche Couponanleihe: 9%; Nominalwert Anleihe: 800.000 EUR.
- Berechnung Mittlere FKK im Rahmen der Projektbewertung: (8% * 200.000 EUR + 6% * 500.000 EUR + 9% * 800.000 EUR) / (200.000 EUR + 500.000 EUR + 800.000 EUR) = (16.000 + 30.000 + 72.000) / 1.500.000 = 118.000 / 1.500.000 = 0,07866 = 7,87%
Übung 4: Anleihen
Formel für den fairen Marktpreis einer Anleihe
Fairer Marktpreis = Σ [C / (1+i)n] + Rückzahlung / (1+i)n
Oder: C * (1 - 1/(1+r)t) / r + Rückzahlung / (1+r)t
Aufgabe 4.1: Fairer Marktpreis einer Anleihe
- Gegeben: Restlaufzeit: 5 Jahre; Coupon p.a.: 7%; Couponzahlungen p.a.: 1; Principal (Nominalwert): 1.000 EUR; Notwendige Rendite p.a.: 5%.
- Berechnung a) Couponzahlungen: 7% * 1.000 EUR = 70 EUR
- Berechnung b) Fairer Marktpreis:
- (70 / (1+5%)1) + (70 / (1+5%)2) + (70 / (1+5%)3) + (70 / (1+5%)4) + (70 + 1000) / (1+5%)5 = 1.086,59 EUR
Aufgabe 4.2: Couponrate einer Anleihe
- Gegeben: Restlaufzeit: 6 Jahre; Nominalwert: 1.000 EUR; Marktwert: 101,20% des Nominalwerts; Couponzahlungen p.a.: 2; Coupon pro Zahlung: 27,50 EUR.
- Berechnung Couponrate: (27,50 EUR * 2) / 1.000 EUR = 55 EUR / 1.000 EUR = 0,055 = 5,5%
Aufgabe 4.3: Marktpreis einer Anleihe
- Gegeben: Nominalwert: 1.000 EUR; Coupon p.a. halbjährlich ausgezahlt: 7%; Couponzahlungen p.a.: 2; Restlaufzeit: 13,5 Jahre; Marktzinssatz: 6,82%.
- Berechnung a):
- Couponzahlungen p.a.: 1.000 EUR * 7% = 70 EUR
- Couponzahlungen pro Termin: 70 EUR / 2 = 35 EUR
- Anzahl Couponzahlungen: 13,5 Jahre * 2 = 27
- Marktzinssatz pro Periode: 6,82% / 2 = 3,41%
- Marktpreis der Anleihe: 35 * (((1 - (1 / ((1 + 3,41%)27))) / 3,41%)) + (1.000 / (1 + 3,41%)27) = 1.013,08 EUR
Aufgabe 4.4: Vergleich zweier Anleihen
- Gegeben: Coupon p.a.: 7%; Restlaufzeit Anleihe A: 3 Jahre; Restlaufzeit Anleihe B: 5 Jahre; Marktzinssatz 1: 9%; Marktzinssatz 2: 5%; Nominalwert: 1.000 EUR; Couponzahlung: 7% * 1.000 EUR = 70 EUR.
- Berechnung a) Marktpreis Anleihe A und B:
- Anleihe A (Marktzinssatz 9%): 70 * (((1 - (1 / ((1 + 9%)3))) / 9%)) + (1.000 / (1 + 9%)3) = 949,37 EUR
- Anleihe B (Marktzinssatz 5%): 70 * (((1 - (1 / ((1 + 5%)5))) / 5%)) + (1.000 / (1 + 5%)5) = 1.086,59 EUR
- Berechnung b) Veränderung (bezogen auf Nominalwert):
- Anleihe A: (949,37 EUR - 1.000 EUR) / 1.000 EUR = -0,05063 = -5,1%
- Anleihe B: (1.086,59 EUR - 1.000 EUR) / 1.000 EUR = 0,08659 = +8,7%
Übung 5: CAPM & Gesamtkapitalkosten (WACC)
Aufgabe 5.1: CAPM-Berechnung
- Gegeben: Risikoloser Zinssatz: 4%; Marktrendite: 10%; Standardabweichung Markt: 16%; Standardabweichung JJ: 20%; Korrelation p JJ mit Markt: 0,06.
- Berechnung a) Beta JJ: (0,20 * 0,06) / 0,16 = 0,012 / 0,16 = 0,075
- Berechnung b) Nach CAPM erwartete Rendite JJ: 0,04 + 0,075 * (0,10 - 0,04) = 0,04 + 0,075 * 0,06 = 0,04 + 0,0045 = 0,0445 = 4,45%
Aufgabe 5.2: Bestimmung Gesamtkapitalkosten (WACC)
- Gegeben: Fremdkapital: 60%; Stammaktien: 30%; Vorzugsaktien: 10%; Fremdkapitalkosten: 9%; Kosten Vorzugsaktien: 15%; Beta: 1,4; Risikoloser Zinssatz: 3%; Marktrisikoprämie: 8%; Steuersatz: 40%.
- Berechnung 1. Eigenkapitalkosten Stammaktien: 0,03 + 1,4 * 0,08 = 0,03 + 0,112 = 0,142 = 14,2%
- Berechnung 2. Gesamtkapitalkosten (WACC): (0,60 * 0,09 * (1 - 0,40)) + (0,30 * 0,142) + (0,10 * 0,15) = (0,60 * 0,09 * 0,60) + 0,0426 + 0,015 = 0,0324 + 0,0426 + 0,015 = 0,09 = 9,0%
Aufgabe 5.3: Bestimmung Gewichtung Portfolio
- Gegeben: Beta Aktie: 1,56; Erwartete Rendite Aktie: 17,30%; Rendite risikolose Anlage: 5,10%; Beta Portfolio: 1,06; Beta risikolose Anlage: 0.
- Berechnung Anteil Aktie: Beta Portfolio = (Anteil Aktie * Beta Aktie) + (Anteil Risikolose Anlage * Beta Risikolose Anlage)
- 1,06 = (Anteil Aktie * 1,56) + ((1 - Anteil Aktie) * 0)
- 1,06 = Anteil Aktie * 1,56
- Anteil Aktie = 1,06 / 1,56 = 0,6794 = 67,94%
- Berechnung Anteil Risikolose Anlage: 1 - 0,6794 = 0,3206 = 32,06%
Aufgabe 5.4: Bestimmung erwartete Rendite Portfolio
- Gegeben: Beta Aktie A: 1,17; Beta Aktie B: 0,68; Erwartete Rendite A: 14,40%; Erwartete Rendite B: 7,60%; Beta Marktportfolio: 1.
- Berechnung Anteile (wenn Beta Portfolio = 1):
- 1 = (Anteil A * 1,17) + (Anteil B * 0,68)
- 1 = (Anteil A * 1,17) + ((1 - Anteil A) * 0,68)
- 1 = 1,17 * Anteil A + 0,68 - 0,68 * Anteil A
- 0,32 = 0,49 * Anteil A
- Anteil A = 0,32 / 0,49 = 0,6530 = 65,30%
- Anteil B = 1 - 0,6530 = 0,3470 = 34,70%
- Erwartete Rendite Portfolio: (65,30% * 14,40%) + (34,70% * 7,60%) = 0,094032 + 0,026372 = 0,120404 = 12,04%
Aufgabe 5.5: WACC-Berechnung
- Gegeben: Buchwert Fremdkapital: 75 Mio. EUR; Rendite Fremdkapital: 9%; Fremdkapital wird mit 90% des Buchwerts gehandelt; Anzahl Aktien: 2,5 Mio.; Preis pro Aktie: 42 EUR; Erwartete Rendite Eigenkapital: 18%; Steuersatz: 35%.
- Berechnung 1. Marktwert Fremdkapital: 0,9 * 75 Mio. EUR = 67,5 Mio. EUR
- Berechnung 2. Marktwert Eigenkapital: 42 EUR * 2,5 Mio. = 105 Mio. EUR
- Berechnung 3. Gesamtkapital (Marktwert): 67,5 Mio. EUR + 105 Mio. EUR = 172,5 Mio. EUR
- Berechnung WACC: (0,09 * (1 - 0,35) * (67,5 Mio. EUR / 172,5 Mio. EUR)) + (0,18 * (105 Mio. EUR / 172,5 Mio. EUR)) = (0,09 * 0,65 * 0,3913) + (0,18 * 0,6087) = 0,0228 + 0,1095 = 0,1323 = 13,23%
Übung 6: Multiplikatorenverfahren
Aufgabe 6.1: Fairer Unternehmenswert mittels EBITDA Multiple
- Gegeben: Mittleres EBITDA Multiple: 8; EBITDA: 420 Mio. EUR.
- Berechnung Fairer Unternehmenswert: 8 * 420 Mio. EUR = 3.360 Mio. EUR
Aufgabe 6.2: Bewertung nach Multiple-Verfahren (Equity & Enterprise Value)
- Gegeben: EBIT: 100 T€; PAT (Profit After Tax): 30 T€; Nettoverbindlichkeiten: 600 T€.
- Tabelle EBIT Multiples: A: 7; B: 7,7; C: 6,8; Median: 7.
- Tabelle P/E Multiples: A: 10,4; B: 9,5; C: 8,9; Median: 9,5.
- Berechnung Enterprise Value (mittels EBIT Multiple Median): 100 T€ * 7 = 700 T€
- Berechnung Equity Value (mittels EBIT Multiple Median): 700 T€ - 600 T€ = 100 T€
- Berechnung Equity Value (mittels P/E Multiple Median): 9,5 * 30 T€ = 285 T€
- Berechnung Enterprise Value (mittels P/E Multiple Median): 285 T€ + 600 T€ = 885 T€
Aufgabe 6.3: Vergleich zweier Bewertungen
- Gegeben: Gewinn/Aktie: 2,3 USD; EBITDA: 30,7 Mio. USD; Ausstehende Aktien: 5,4 Mio.; Fremdkapital: 125 Mio. USD; KGV Dechers: 13,3; Unternehmenswert/EBITDA: 7,4.
- Berechnung Aktienkurs (mittels KGV): 2,3 USD * 13,3 = 30,59 USD
- Berechnung Unternehmenswert RCKY (mittels UW/EBITDA): 30,7 Mio. USD * 7,4 = 227,18 Mio. USD
- Berechnung Aktienkurs RCKY: (227,18 Mio. USD - 125 Mio. USD) / 5,4 Mio. = 102,18 Mio. USD / 5,4 Mio. = 18,92 USD