Der i-Umlaut im Deutschen: Entwicklung, Phonetik und Morphologie
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Vom Norden her verbreitet sich stufenweise eine Veränderung des Vokalsystems, der Umlaut.
Was ist der i-Umlaut?
Im Englischen und im Nordischen ist er schon vor dem Einsetzen der schriftlichen Überlieferung eingetreten, während er im Deutschen erst in mittelhochdeutscher Zeit ganz durchgeführt ist. Ein Beispiel für Umlaut im Englischen ist tooth: teeth und im Schwedischen tand: tänder.
Der i-Umlaut als phonetische Assimilation
Phonetisch gesehen ist der i-Umlaut eine regressive Assimilation. Ein nachfolgendes i oder j wandelt einen vorangehenden hinteren Vokal in den entsprechenden vorderen um, zum Beispiel u > ü (vgl. full-jan > füllen).
Historische Entwicklung des Umlauts
Die Entwicklung des Umlauts erfolgte in mehreren Phasen:
- Vorahd. Zeit: i-Umlaut (e > i)
- Ahd. Zeit: Primärumlaut (a > e)
- Mhd. Zeit: Sekundärumlaut (Umlaut der übrigen Vokale)
Der älteste Umlaut: e > i
Schon voralthochdeutsch war der Umlaut e > i eingetreten: vgl. reht-jan : richten. Der heutige Vokalwechsel e:i im Präsens der starken Verben und bei etymologisch zusammengehörenden Wörtern ist auf diesen ältesten Vorgang zurückzuführen.
Beispiel: Althochdeutsch helfan: /er/ hilfit – Neuhochdeutsch helfen: er hilft.
Der Primärumlaut: a > e
Zu Beginn der althochdeutschen Zeit setzte der Umlaut a > e ein, der sich in der Wortbildung, im Präsens der starken Verben, in der Komparation und besonders bei der Pluralbildung der Substantive auswirkte.
Beispiel: Althochdeutsch sal: gisellio – Neuhochdeutsch Saal: Geselle.
Der Sekundärumlaut
Während i und e schon im Germanischen existierten, wurden die Umlaute von a, o, u zu neuen Phonemen (vertreten durch ä, ö, ü) in der Sprache. Da es in der lateinischen Schrift keine Zeichen dafür gab, mussten neue geschaffen werden. Es ist also erklärlich, dass es länger dauerte, bis sich diese Umlaute in der Schrift durchsetzten. Erst im Mittelhochdeutschen erscheinen sie regelmäßiger; in normalisierter Schrift oft als ae, oe, iu (für ä, ö, ü).
In Handbüchern wird dieser Umlaut als Sekundärumlaut bezeichnet.
Beispiele (Ahd. > Mhd.):
- a > ae/e: Ahd. tati > Mhd. taete
- o > oe/ö: Ahd. horian > Mhd. hoeren
- u > iu/ü: Ahd. hūsir > Mhd. hiuser
Der Umlaut als morphologisches Element
Allmählich ist der Umlaut im Deutschen morphologisiert worden, das heißt, er ist zum Beispiel als Pluralmorphem und Modusmorphem in die Sprache aufgenommen und analogisch systematisiert worden.
So heißt der Plural von Stab und Wolf heute Stäbe, Wölfe.
Im Präteritum der starken Verben bezeichnet der Umlaut den Konjunktiv: nahmen: nähmen, sang: sänge.