Unpersönliche Semantik und Syntax: Formen und Definition

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Die unpersönliche Semantik und Syntax

Definition der unpersönlichen Semantik

Eine semantische Konstruktion ist unpersönlich, wenn der Agens (der Handelnde) weggelassen wird, fehlt oder schwer fassbar ist.

Gründe für die Auslassung des Agens

Die Ursachen für das Fehlen des Agens können vielfältig sein:

  1. Unwissenheit des Sprechers (Emittenten): Das Versäumnis, den Agens zu nennen, kann auf Unwissenheit zurückzuführen sein.
    • Beispiele: „Es klopft an der Tür.“; „Man hat die Tür aufgebrochen.“
  2. Vorsatz (Absicht): Der Sprecher weiß, wer der Agens ist, verschweigt ihn aber absichtlich.
    • Beispiel: „Ich bin zu einem Fest eingeladen worden.“ (Der Sprecher kennt den Einladenden.)
  3. Unbestimmtheit des Agens: Der Agens wird ungenau oder als Gattungsbezeichnung präsentiert.
    • Beispiele: „Man lebt gut in Barcelona.“; „Du rauchst viel in Barcelona.“ (Hier wird die 2. Person Singular verallgemeinernd genutzt.)

Formen der Agens-Auslassung

Die Unterlassung des Agens kommt in folgenden unpersönlichen Formen vor:

  • Unpersönlicher 3. Person Plural (z. B. „Sie haben die Straße gesperrt.“).
  • Konstruktionen mit dem Passiv-Partizip (Verb „sein“ + Partizip), bei denen die Ergänzung des Agens fehlt.
  • Einige reflexive Passivformen (z. B. „Es lässt sich gut arbeiten.“).

Unbestimmter Agens: Zwei Hauptstrategien

1. Verbergen des Sprechers (Emittenten)

Der Sprecher kann sich selbst verbergen und den Agens durch folgende Arten ersetzen:

  • 2. Person Singular (verallgemeinernd): Die Aussage gilt sowohl für den Sprecher als auch für den Empfänger. Beispiel: „Du weißt den Wert dessen, was du hast, erst, wenn du es verlierst.“
  • Unbestimmte Pronomen: Verwendung von „man“, „jemand“, „einige“ oder „einer“. Beispiele: „Jemand kam und nahm meine Uhr.“; „Man kann nie wissen, was man hat, bis man es verliert.“

Unterschied zwischen den beiden Konstruktionen: Die erste (2. Person Singular) ist oft auf den Adressaten beschränkt, während die zweite (unbestimmte Pronomen) eine allgemeinere Gültigkeit hat.

2. Stilistische Möglichkeiten

Weitere Möglichkeiten zur stilistischen Unbestimmtheit sind:

  • Pluralis Modestiae (Plural der Bescheidenheit): Verwendung von „wir“ anstelle von „ich“, um nicht arrogant zu wirken.
  • 1. Person Plural (Solidarität): Der Sprecher nutzt „wir“ als kollektiver Akteur der Aktion, um Solidarität oder Zuneigung auszudrücken.
  • 2. Person Plural (Adressierung einer Gemeinschaft): Der Sprecher richtet sich an eine Gruppe, zu der er sich zugehörig fühlt.

Syntaktisch unpersönliche Konstruktionen

Diese Konstruktionen zeichnen sich dadurch aus, dass das Verb keinen logischen Agens erfordert:

  • Wetterverben: Verben, die Kälte, Wärme, Zeit oder Wetter beschreiben. Beispiel: „Es regnet.“
  • Kopulaverben der Meinung: Verben, die eine subjektive Einschätzung ausdrücken. Beispiel: „Es scheint, es regnet.“
  • Unpersönliches Verb „sein“ (Existenz): Beispiel: „Es gibt zwei Autos auf dem Bürgersteig.“
  • Unpersönliche Konstruktionen mit „fehlen“: Beispiel: „Es fehlen Seiten und Buntstifte.“
  • Weitere unpersönliche Verben: Beispiel: „Es war klar.“

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