Die Urbanisierung der Iberischen Halbinsel: Eine Historische Übersicht
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Die Urbanisierung der Iberischen Halbinsel
Die Entwicklung des städtischen Netzes in der Antike
In der Antike entwickelte sich ein Netzwerk von Städten in peripherer Lage, darunter phönizische Kolonien. Die Griechen gründeten Kolonien entlang der Mittelmeerküsten, auch in Katalonien und Valencia. Gleichzeitig begannen sich befestigte Kleinstädte der einheimischen iberischen Bevölkerung zu entwickeln. Die punische Präsenz und die lange Zeit der Umstrukturierung stärkten ein gut vernetztes urbanes System.
Die römische Stadt in Hispania
Die Iberische Halbinsel und die Balearen gehörten zu den Gebieten intensiver Romanisierung. Städte wie Tarraco, Augusta Emerita, Corduba und Carthago Nova waren wichtige Hauptstädte der römischen Provinzen in Hispania. Die römische Stadt war eine geplante Stadt, oft von den Römern selbst gegründet. Sie basierte auf zwei wesentlichen Achsen: dem Cardo (Nord-Süd) und dem Decumanus (Ost-West). Der Kreuzungspunkt beider Achsen befand sich im Forum, dem zentralen Platz der Stadt. Die römischen Siedler zerstörten bestehende Städte nicht, sondern führten Reformen nach ihrem eigenen Stadtmodell durch. Die römische Stadt war hervorragend ausgestattet. Die Römer waren große Ingenieure und Architekten. Die Städte verfügten über:
- Aquädukte
- Bäder und Gymnasien
- Basiliken
- Theater, Amphitheater und Zirkusse
- Ein umfassendes Kanalisationsnetz
Sie zeichneten sich durch eine starke Monumentalität aus. Öffentliche Plätze wie das Forum in den großen Städten waren mit Tempeln, Brunnen, Arkaden, Triumphskulpturen, Dekorationen und anderen Luxusartikeln reich verziert. Es handelte sich um zusammenhängende Städte mit einem umfangreichen Straßennetz, wie der Via Augusta. Viele Städte besaßen zudem einen Hafen.
Die mittelalterliche Stadtentwicklung
Die mittelalterliche Stadtgeschichte auf der Iberischen Halbinsel ist geprägt von zwei unterschiedlichen religiösen und sozioökonomischen Bereichen: der christlichen und der islamischen Stadt.
Die islamische Stadt in Hispania
Städte wie Córdoba, Toledo, Granada, Valencia und Sevilla prägten die kulturelle, soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Iberischen Halbinsel. Die spanisch-maurische Stadt war oft labyrinthisch angelegt, mit engen Gassen, vielen Windungen, Bögen und Sackgassen. Sie war von einer Mauer umschlossen und beherbergte oft einen Palast oder eine Festung (Alcázar). Die Häuser hatten von der Straße aus unscheinbare Fassaden, da das Familienleben im Inneren stattfand. Die islamische Stadt hatte eine tief religiöse Komponente. Das wichtigste Gebäude war die Moschee oder, in jüdischen Vierteln, die Synagoge. Die Moschee war das Zentrum der verschiedenen Stadtviertel und umfasste oft eine Medersa (Madrasa), eine Wasserquelle, eine Bäckerei und ein Bad. Die spanisch-muslimischen Städte spielten eine wichtige Rolle in Handel und Industrie. Ihre Struktur trennte öffentliche urbane Räume vom privaten Familienleben.
Die christliche Stadt
Die christliche Stadt entwickelte sich von Norden nach Süden. Zuerst in Kastilien, Katalonien und dem Ebro-Tal, später kamen Städte wie León, Segovia, Barcelona, Tarragona und Zaragoza hinzu. Es handelte sich um ummauerte Städte, deren wichtigste Elemente Mauern, Burgen und Schlösser waren. Die Mauern dienten auch dazu, steuerliche Grenzen zu markieren. In diesen Städten spiegelte sich die wachsende Bedeutung der Kirche wider. Der Camino de Santiago (Jakobsweg) war eine wichtige Route, die neue Baustile und kulturelle Einflüsse aus Mitteleuropa einführte. Im Spätmittelalter konsolidierten sich Mönchsorden, und Klöster nahmen viel Raum in den Städten ein. Die christliche Stadt war eine Handels- und Industriestadt, die überwiegend unregelmäßige Flächen aufwies. Der Wachstumsmodus der mittelalterlichen christlichen Stadt war organisch.
Die moderne Stadtentwicklung
Die Städte wuchsen weiterhin, oft ohne umfassende Planung. Geplante Neubaugebiete waren selten, und das Wachstum erfolgte meist durch Expansion und die Entwicklung von Vororten oder neuen Stadtteilen außerhalb der alten Mauern. Es entwickelte sich ein neues Verteidigungssystem. Die Ineffizienz der mittelalterlichen Mauern und Burgen führte zur Entwicklung komplexerer Verteidigungssysteme, die auf Zitadellen basierten. Die spanische Stadt wurde monumentalisiert. Es gab ein starkes kommerzielles und industrielles Wachstum. Beispiele für neue Stadtgründungen in der Neuzeit sind:
- Die „New Towns Policy“ von Pablo de Olavide in der Sierra Morena.
- Neue Residenzstädte, die die königliche Macht ausdrücken sollten, wie Aranjuez, La Granja de San Ildefonso oder El Pardo.