Die Ursprünge der Philosophie: Von Mythos zur Vernunft
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Die Bedeutung der Philosophie und ihre menschliche Dimension
Das Wort Philosophie leitet sich von den griechischen Wörtern philein (lieben) und sophia (Weisheit) ab. Es bedeutet also 'Liebe zur Weisheit'. Durch die Philosophie verstehen wir, wie der Wunsch nach Wissen zur Liebe zur Weisheit führt. Der Mensch, als vernunftbegabtes Wesen, bewundert die Welt und empfindet sie als fremd.
Die Vernunft führt uns dazu, über das Offensichtliche (das Scheinbare) hinauszublicken und die wahre Natur der Dinge (die Realität) zu ergründen. Die Originalität des griechischen Geistes lag im Versuch, das Geheimnis, das Wesen und das Fundament der Wirklichkeit zu durchdringen. Dafür bedient sich der Mensch der Philosophie.
Im Unterschied zu anderen Wissensgebieten zeichnet sich die Philosophie durch den Wunsch aus, eine Einheit, ein Fundament zu finden. Sie versucht, eine Erklärung und eine tiefere Ordnung der Dinge und der Wirklichkeit zu finden, die den Sinnen verborgen bleibt. In der Philosophie dominiert die Vernunft, um die Wahrheit der Dinge aufzuzeigen.
Der Mythos: Definition, Funktionen und Merkmale
Als Mythos bezeichnet man eine Sammlung von Geschichten, die durch die Tradition überliefert wurden und versuchen, die Ordnung der Welt und die Situation des Menschen darin zu erklären. Der Mythos strukturiert die Realität auf kohärente Weise.
Ein Historiker sagt uns: „Der Mythos erzählt, wie dank der Heldentaten übernatürlicher Wesen eine Realität ins Dasein gekommen ist [...], er erzählt, wie etwas begonnen hat.“
Die Funktionen und Merkmale des Mythos sind:
- Es ist eine heilige Geschichte, die von Ereignissen in einer fernen Vergangenheit (der sogenannten Urzeit oder Zeit des Beginns) erzählt.
- Verkörpert natürliche Kräfte, d.h. die Natur wird als lebendig wahrgenommen.
- Die Ereignisse im Universum werden von übernatürlichen Kräften bestimmt, die ihnen innewohnen.
- Akzeptiert die Existenz des Schicksals (Moira), verstanden als ein starres Gesetz, dem selbst die Götter nicht entfliehen können.
- Die Gültigkeit des mythischen Diskurses ergibt sich aus der Tradition, einem vererbten Wissen, dessen Wahrheit von den Vorfahren als gegeben hingenommen wurde.
Frühe philosophische Ansätze: Homer und Hesiod
Die Philosophie entstand in Ionien. Homer und Hesiod waren die großen Lehrer des antiken Griechenlands. Sie waren zwei Autoren, die das Fundament legten, auf dem sich das Gebäude der Philosophie erheben sollte.
- Homer schrieb zwei große Epen: die Ilias und die Odyssee, die den Griechen als gemeinsame Referenz dienten. Für Homer verdankt unsere Welt ihre Entstehung einem Ur-Wasser: dem Ozean.
- Hesiod untersuchte das Prinzip des Seienden, und seine Antwort ist mythisch. Für Hesiod liegt der Ursprung des Universums in einem Ur-Zustand (Chaos), aus dem sich alles Geordnete entwickeln wird.
Das rationale Denken der Vorsokratiker
Zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. entstand eine neue Art des Realitätsverständnisses: die rationale Erklärung. Die anhaltende Sorge um den Ursprung der Dinge blieb bestehen, doch der Ansatz zur Erklärung lag nun in der Natur selbst, ohne Rückgriff auf übernatürliche Mittel.
Es traten die ersten Philosophen auf: die Vorsokratiker, deren Ziel es war, den Kosmos anhand seiner Art, Herkunft und Beschaffenheit zu erklären. Sie gehörten einer wohlhabenden Klasse an und lebten in Städten wie Milet und anderen ionischen Städten. In diesen Städten förderte der Austausch von Wissen die Entstehung eines eigenständigen Denkens.
Die Eigenschaften dieses Denkens sind:
- Die Welt, die unseren Sinnen vielfältig und unterschiedlich erscheint, wird verständlich, wenn sie auf ein gemeinsames Fundament reduziert wird, das wir finden können.
- Die Natur unterliegt einem ständigen Wandel, der jedoch nicht chaotisch ist, sondern rational erklärbar.
- Es ist unmöglich, dass etwas aus dem Nichts entsteht; alles hat zwangsläufig eine Ursache oder einen Ursprung.
- Das geeignete Mittel, um diese Aufgabe des Verstehens zu erfüllen, ist die Vernunft (Logos).