Velázquez: Genie der spanischen Malerei
Eingeordnet in Sprache und Philologie
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 4,6 KB
Velázquez: Ein Meister der Malerei
Diego Velázquez gilt als das größte Genie der spanischen Kunst. Er war hauptsächlich Porträtmaler, beherrschte aber auch alle anderen wichtigen Genres der Malerei: religiöse Darstellungen, mythologische Szenen, Stillleben und Landschaften. In seinen Werken fängt er meisterhaft Natur, Licht und Bewegung ein und gibt sie mit Ausgewogenheit und Gelassenheit wieder.
Leben und Ausbildung
Seine Ausbildung erhielt er in Sevilla in der Werkstatt seines späteren Schwiegervaters Francisco Pacheco. Später zog er nach Madrid und erhielt die angesehene Position des Hofmalers unter König Philipp IV. Er unternahm zwei prägende Reisen nach Italien, wo er die Werke von Meistern wie Michelangelo und Raffael studierte. Diese Erfahrungen spiegeln sich in Werken wie Die Schmiede des Vulkan wider. Bei seiner zweiten Reise erwarb er im Auftrag des Königs klassische Statuen und moderne Gemälde. Während dieser Zeit entstanden auch Porträts seines Dieners Juan de Pareja und das berühmte Porträt von Papst Innozenz X. Sein Aufenthalt verlängerte sich möglicherweise aufgrund der Geburt eines Sohnes mit einer römischen Dame, die vermutlich in der berühmten Venus vor dem Spiegel dargestellt ist. Nach seiner Rückkehr nach Spanien wurde er zum Palastintendanten ernannt, eine Position mit großer Verantwortung.
Stilentwicklung
Seine stilistische Entwicklung lässt sich grob in zwei Phasen unterteilen:
Frühe Sevilla-Periode (bis ca. 1630)
Diese Phase ist geprägt vom Tenebrismus Caravaggios, mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten. Die Farbpalette ist eher erdig, und die Figuren weisen klare Konturen auf. Er spezialisierte sich auf Bodegones (Küchen- und Tavernenstücke) wie Alte Frau beim Eierbraten und Der Wasserverkäufer von Sevilla. Auch religiöse Werke wie Die Unbefleckte Empfängnis und Johannes der Evangelist auf Patmos entstanden in dieser Zeit.
Reifezeit und Spätwerk (ab ca. 1630)
Nach seiner ersten Italienreise vollzieht sich ein Wandel, der sich bereits in Der Triumph des Bacchus (Die Trinker) andeutete. Velázquez meisterte nun die Darstellung von Licht und Atmosphäre („Luft“) zwischen den Figuren und Objekten. Sein Pinselstrich wurde lockerer und spontaner, die Konturen weicher. Diese Entwicklung zeigt sich besonders in seiner umfangreichen Porträtgalerie. Er porträtierte den König Philipp IV., die Königin, den Premierminister Olivares, Hofnarren, Künstler, Dichter, Politiker und Militärs wie General Spinola, der in Die Übergabe von Breda (Die Lanzen) verewigt wurde. Um 1632 entstand auch eine seiner bedeutendsten religiösen Kompositionen, Christus am Kreuz.
Späte Meisterwerke
Sein spätes Schaffen gipfelt in zwei außergewöhnlichen Meisterwerken:
Las Meninas (Die Hoffräulein, 1656)
Die Familie Philipps IV., besser bekannt als Las Meninas, ist ein komplexes Gruppenporträt, das im Atelier des Malers im Alcázar von Madrid angesiedelt ist. Fast alle dargestellten Personen blicken den Betrachter an. Im Vordergrund links steht Velázquez selbst an seiner Staffelei. Im Zentrum befindet sich die Infantin Margarita, flankiert von ihren Hoffräulein (Meninas) Agustina Sarmiento und Isabel de Velasco. Rechts sind die Zwergin Maribárbola und der Zwerg Nicolás Pertusato zu sehen, der einen Mastiff-Hund anstößt. Dahinter stehen die Hofdame Marcela de Ulloa und ein nicht identifizierter Diener (Guardadamas). Im Hintergrund auf der Treppe erscheint der Kammerherr José Nieto Velázquez. Im Spiegel an der Rückwand reflektieren sich König Philipp IV. und Königin Mariana von Österreich, die somit als Betrachter des gemalten Geschehens oder als Modelle für das Gemälde auf Velázquez' Leinwand positioniert sind. Das Werk ist berühmt für seine komplexe Raumdarstellung und die Auseinandersetzung mit dem Akt des Sehens und Malens.
Die Spinnerinnen (Die Fabel der Arachne, ca. 1657)
In Die Spinnerinnen stellt Velázquez die Fabel der Arachne aus Ovids Metamorphosen dar. Wie schon in früheren Werken, bettet er eine mythologische Szene in eine alltägliche Genreszene ein. Im Vordergrund arbeiten Frauen in einer königlichen Teppichwerkstatt, ihre Bewegungen meisterhaft eingefangen. Im hell erleuchteten Hintergrund findet die eigentliche mythologische Auseinandersetzung zwischen der Göttin Athene und der sterblichen Weberin Arachne vor einem Wandteppich statt, der Tizians Raub der Europa wiedergibt – ein Gemälde, das Velázquez bewunderte.