Die Verantwortung für Jesu Tod und die theologische Bedeutung
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Die Verantwortung für den Tod Jesu
Die Kreuzigung war eine rein römische Todesstrafe, die nicht über römische Staatsbürger verhängt werden durfte (wie Paulus) und nur bei politischem Hochverrat verhängt wurde. Deshalb wurde Jesus zwischen zwei Zeloten (jüdischen Partisanen gegen die römische Besatzungsmacht) gekreuzigt. Es waren nicht „die Juden“, die Jesus ablehnten bzw. tot sehen wollten.
Die Pharisäer hatten überhaupt nichts mit dem Prozess gegen Jesus zu tun. „Schriftgelehrte“ ist nicht identisch mit „Pharisäer“, obwohl beide eine gemeinsame Schnittmenge haben. Ein Pharisäer, Nikodemus, ist bei der Kreuzabnahme dabei und sorgt für die Einbalsamierung des Leichnams Jesu (Joh 1,39); Joseph von Arimathia, zu dem Nikodemus kommt und der sein Grab für Jesus zur Verfügung stellt, ist offensichtlich auch Pharisäer.
Es ist die kleine führende Oberschicht von Jerusalem, die um ihren Frieden mit den Römern und den von den Machthabern geschützten Tempelbetrieb fürchtet: die hohepriesterlichen Familien und die Ältesten der Stadt Jerusalem, zur Richtung („Partei“) der Sadduzäer gehörend, die Jesus als Messiasprätendenten und damit politischen Aufrührer gegen die römische Macht denunzieren. Selbst in der bei Lukas noch stärker als bei den anderen Evangelisten leicht „prorömisch“ geschönten Passionserzählung schimmert das alles noch deutlich durch.
Das Kreuz und die Anklage „Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum“ sind aber nicht wegzudeuten. Mit dem Messias-Anspruch Jesu (der historisch nicht eindeutig nachweisbar ist) hat das nur insofern zu tun, als sowohl die Sadduzäer als auch die Römer unter „Messias“ den Davidssohn im politischen Sinne verstehen konnten. Es ist also nicht so (wie jahrhundertelang kolportiert), dass die Juden Jesus getötet hätten, weil sie ihn nicht als Messias anerkennen wollten.
Sondern die Volksmassen, die von auswärts zum Passafest gekommen waren, huldigen Jesus als dem Davidssohn („Hosianna dem Sohne Davids!“) bei seinem Einzug (Palmsonntag), und die führende Oberschicht hat ihn eben als diesen politischen Messias denunziert und die Stadtbevölkerung zum „Kreuzige ihn!“ mobilisiert. Und die Römer haben ihn ermordet als einen von Tausenden von Aufrührern, die man lieber vorsorgehalber umbringt.
Warum starb Jesus am Kreuz? (Theologische Sicht)
Gott will den Menschen in enger Gemeinschaft mit sich selbst. Der Mensch spricht das Nein zu dieser Absicht Gottes, wodurch die Harmonie zwischen Schöpfer und Geschöpf gestört wird. Der Mensch ist im Unheil und ist nun tatsächlich in der Sinnlosigkeit und Ausweglosigkeit. Der Mensch kann von sich aus die Nähe zu Gott nicht wieder herstellen. Rettung und Erlösung kann nur von Gott aus geschehen.
Da tritt Gott in die Welt des Sünders ein und wird einer von uns. Er nimmt die Unheilsituation auf sich und erleidet den Tod. In Jesus wurde das Nein des Menschen zu Gott wieder zu einem Ja, die Gottesferne ist aufgehoben.
Die Erklärung für das Kreuz:
- Die Liebe tut solche Dinge. Sie allein riskiert das Opfer und sogar den Tod.
- Das Unheil wird nicht durch Strafe wieder gutgemacht, sondern durch Liebe. In Christus kam die Liebe Gottes zu uns.
- Und wieder sprechen die Menschen ihr Nein zur Liebe Gottes, und Jesus erleidet Schmerz und Tod.
- Gerade dadurch, dass der stirbt, der als Gott unsterblich ist und sich als das Leben der Welt bezeichnete, wird der Tod überwunden. Er kann den nicht halten, der ihm nicht gehört.
- Christus ersteht vom Grabe. Damit ist die Gesetzlichkeit des Todes durchbrochen.