Vergleich der Ethik von Hume und Kant: Vernunft vs. Gefühl
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Vergleich der Ethik von David Hume und Immanuel Kant
Gemeinsamkeiten der Moraltheorien
Beide Philosophen distanzieren sich vom moralischen Relativismus und setzen auf die Existenz einer universellen, suprasozialen Moral.
Humes Ansatz: Universelle Gefühle
- Hume argumentiert, dass moralische Gefühle der Menschheit allen Menschen gemeinsam sind.
Kants Ansatz: Die Praktische Vernunft
- Kant vertritt die rationalistische Auffassung, dass die dem Menschen innewohnende Vernunft – die praktische Vernunft – zwischen Gut und Böse unterscheiden kann.
- Wir alle haben Zugang zu einem moralischen Gesetz (Gewissen), das universell und formal ist.
- Dieses Gesetz formulierte Kant im Kategorischen Imperativ, der vorschreibt, wie man in allen Situationen handeln soll. Er besagt, dass Sie immer so denken sollten, dass Sie möchten, dass die Regel (Maxime) Ihrer Handlung zu einem universellen Gesetz wird. Zudem sollten Sie Menschen – einschließlich Ihrer eigenen Person – immer als Zweck an sich und nicht bloß als Mittel zu etwas anderem behandeln.
Hauptunterschiede und Streitpunkte
Humes Kritik: Moral basiert auf Gefühl, nicht Vernunft
Für Hume kann Moral nicht auf der Vernunft, sondern muss auf dem Gefühl (Sentiment) basieren.
- Moral kann nicht auf Vernunft oder Gott basieren, da diese transzendent sind.
- Hume sagte, dass jene, die argumentieren, Moral beruhe auf Vernunft, in einen naturalistischen Fehlschluss verfallen: Sie verwechseln das Sein (was ist) mit dem Sollen (was sein sollte).
Die Rolle der Vernunft bei Kant
Der deutsche Philosoph (Kant), der von Hume beeinflusst wurde, argumentiert, dass die theoretische Vernunft sensible Daten nicht ignorieren oder übergehen darf, da sie sonst in Widersprüche gerät. Wir können nicht ableiten, wie die Dinge sein sollten, nur weil wir wissen, wie sie sind. Ethik kann daher nicht materiell sein, da ihre Lehren empirisch, hypothetisch und heteronom (abhängig von Begierden und Neigungen) wären.
Kant glaubt jedoch, dass dies für den praktischen Gebrauch der Vernunft bei moralischen Entscheidungen nicht gilt. Der theoretische Gebrauch der Vernunft sagt uns, wie die Dinge sind; der praktische Gebrauch, wie das menschliche Verhalten sein soll.
Formale vs. Materiale Ethik
- Wenn argumentiert wird, dass die Moralität von Handlungen durch ihre Übereinstimmung mit moralischen Regeln bestimmt wird, gerät man in einen Zirkelschluss, da diese Regeln selbst unter Berücksichtigung der Moralität einzelner Handlungen entwickelt wurden.
- Um diese Kritik zu vermeiden, ist Kants Moral nicht materiell, sondern formal: Sie legt keine Güter fest, die verfolgt werden sollen, oder was zu tun ist, sondern beschränkt sich darauf, darauf hinzuweisen, wie wir in jeder konkreten Situation handeln sollen.
Hume: Leidenschaft als Bewegungsgrund
- Hume lehnt jeden Versuch ab, Ethik in der Vernunft zu begründen, denn der Mensch ist nicht in der Lage, sich selbst zu bewegen; was ihn bewegt, ist die Leidenschaft und das Gefühl.
- Moralische Urteile sind keine Urteile der Vernunft, weil die Vernunft uns niemals zum Handeln führen kann, während der Zweck moralischer Urteile darin besteht, unsere Aktionen zu leiten.
- Die Güte oder Schlechtigkeit einer Handlung oder Eigenschaft ist weder eine Tatsache, die wir wahrnehmen können, noch eine Idee, die wir durch das Wissen um Beziehungen gewinnen.
- Wenn das Recht, eine Handlung als moralisch oder unmoralisch zu beurteilen, von der persönlichen Kenntnis aller Umstände abhängt, würde dies nicht erklären, warum wir Vergnügen suchen und Schmerz vermeiden.
Moralische Motivation und Pflicht
Hume: Abhängigkeit von Neigungen
Humes Moral ist abhängig von unseren Leidenschaften und Vorurteilen.
Kant: Handeln aus Pflicht
Kants formale Ethik ignoriert unsere Wünsche. Kant glaubt, dass nur die Handlung moralisch ist (Gesinnungsethik), die frei aus Respekt vor dem moralischen Gesetz und nicht durch Wünsche, Neigungen, Nützlichkeit oder die erwartete Befriedigung motiviert ist.
Fazit des Vergleichs
Zusammenfassend ist die Ethik von Hume empirisch und deskriptiv (sie beschreibt, was wir tun), während die Ethik von Kant rational und präskriptiv (sie hebt hervor, was wir tun sollen) ist.