Verhaltensbiologie: Reflexe, Instinkte und Verhaltensmuster
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Verhaltensbiologie: Reflexe und Instinkthandlungen
Der Reflex: Definition und Reflexbogen
Ein Reflex ist eine automatische, relativ stereotyp ablaufende Bewegung. Sie wird vom Nervensystem gesteuert und von einem Reiz ausgelöst. Reflexen liegt eine Verbindung zwischen Sinneszellen und Motoneuronen zugrunde. Eine solche Verbindung bezeichnet man als Reflexbogen.
Arten von Reflexen
- Unbedingte Reflexe: Nicht erfahrungsbedingt, sondern genetisch vorprogrammiert. Ein Reiz löst eine Reaktion aus, die nicht erlernt werden muss. Sie beruhen auf einer vorgegebenen Verschaltung von Sinneszelle und Erfolgsorgan (Bsp.: Lidschlussreflex).
- Bedingte Reflexe: Erfahrungsbedingt. Verbindungen zwischen Sinneszelle und Erfolgsorgan werden durch Lernvorgänge neu ausgebildet (Bsp.: Ton mit Luftausstrom, klassische Konditionierung).
- Eigenreflex: Rezeptor und Erfolgsorgan liegen im selben Organ (monosynaptische Reflexe). Bsp.: Kniesehnenreflex, Lidschlussreflex.
- Fremdreflex: Rezeptor und Erfolgsorgan befinden sich in verschiedenen Organen (polysynaptischer Reflex). Bsp.: Niesreflex, Würgreflex.
Instinkthandlungen: Merkmale und Eigenschaften
Instinkthandlungen sind angeboren (erbbedingt) und laufen unter gleichen Bedingungen in gleicher, starrer Form ab. Sie sind komplexer als Reflexe und weisen folgende Merkmale auf:
- Sie sind ermüdbar.
- Sie sind häufig an bestimmte Jahreszeiten gebunden.
- Sie werden ausgeführt ohne Einblick in die biologische Zweckmäßigkeit.
Ablauf einer Instinkthandlung am Beispiel des Mäusebussards
Ein hungriger (Motivation) Mäusebussard zieht seine Kreise über den Feldern (ungerichtetes Appetenzverhalten). Entdeckt er eine Maus, stürzt er auf sie hinunter (gerichtetes Appetenzverhalten), greift, tötet und verzehrt sie (erbkoordinierte Handlung).
Die Handlungskette im Detail
- Handlungsbereitschaft (Motivation): Hunger.
- Ungerichtetes Appetenzverhalten: Ziellos umherfliegen.
- Angeborener Auslösemechanismus (AAM): Erfasst Schlüsselreize (Objekt wird als Bestandteil des Beutespektrums erkannt).
- Taxis (Gerichtetes Appetenzverhalten): Stößt auf Maus herab.
- Erbkoordinierte Handlung: Greifen, Töten, Verzehren.
Sonderformen der Instinkthandlungen
- A. Leerlaufhandlungen: Sehr starke Handlungsbereitschaft führt oft auch ohne erkennbare Schlüsselreize zu einer Instinkthandlung, die gleichsam ins Leere abläuft (Ziel: Abbau der Handlungsbereitschaft).
- B. Unorientierte Bewegungen (Umorientiertes Verhalten): Sind Angriffs- und Fluchttendenzen gleich stark, werden manchmal Ersatzobjekte oder unterlegene Gegner angegriffen (Bsp.: Gorilla schlägt auf Baum/Boden).
- C. Übersprungsbewegungen: Im Konflikt zwischen zwei Verhaltenstendenzen (Angriff & Flucht) wird eine dritte, völlig situationsfremde Bewegung gezeigt (Bsp.: Picken bei kämpfenden Hühnern).
- D. Handlungskette: Eine Instinkthandlung, die dazu dient, beim Partner dieselbe Instinkthandlung auszulösen (z. B. Balzrituale).
Prinzip der doppelten Quantifizierung
Zur Auslösung einer Instinkthandlung tragen in der Regel zwei Faktoren bei: Die von außen kommenden Reize (Schlüsselreize) und die innere Handlungsbereitschaft (Motivation).
Nach dem Prinzip der doppelten Quantifizierung beeinflussen die Stärke der Reize und die Stärke der Handlungsbereitschaft die Intensität der Instinkthandlung.