Der Völkerbund und die Nachkriegsprobleme Europas (1919-1929)
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Der Völkerbund und die Probleme der Nachkriegszeit
Mit der Gründung des Völkerbundes sollte eine internationale Organisation geschaffen werden, um die Beziehungen zwischen den Staaten zu normalisieren und einen dauerhaften Frieden zu sichern. Seit dem Ersten Weltkrieg herrschten starke Spannungen. Zwischen 1924 und 1929 gab es nur eine kurze Phase der Entspannung.
Der Völkerbund (Liga der Nationen)
Der Völkerbund war eine internationale Organisation, die am Ende des Ersten Weltkriegs auf Initiative des US-Präsidenten Woodrow Wilson gegründet wurde. Sein Ziel war es, die Erhaltung des Friedens, die kollektive Sicherheit, Abrüstung sowie wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zu gewährleisten.
Sitz: Genf.
Organe:
- Generalversammlung (alle Mitgliedstaaten)
- Rat (ursprünglich die fünf Großmächte: Großbritannien, USA, Frankreich, Italien, Japan; die USA traten jedoch nicht bei)
- Sekretariat (rein administrativ)
- Ständiger Internationaler Gerichtshof (Sitz: Den Haag)
Verfahren: Die Mitglieder verpflichteten sich, ihre Konflikte friedlich zu lösen und Krieg zu vermeiden. Bei Verstößen gegen den Pakt drohten Sanktionen und der Ausschluss aus dem Völkerbund.
Der Völkerbund war eine zerbrechliche Organisation, die ihre Ziele nicht erreichen konnte (z.B. fehlende eigene Armee, mangelnde Durchsetzungskraft). Gründe hierfür waren die Nichtmitgliedschaft der besiegten Mächte oder Sowjetrusslands sowie der spätere Austritt großer Mächte. Ebenso beeinflusste die Nichtbeteiligung der USA, die nach Beginn einer isolationistischen Politik den Vertrag von Versailles nicht ratifizierten, die Effektivität des Völkerbundes.
Positive Aspekte:
- Aufbau der multilateralen Diplomatie
- Verbot geheimer Verträge
- Gründung von humanitären Körperschaften und Organisationen für internationale Zusammenarbeit (z.B. Internationale Arbeitsorganisation, Weltgesundheitsorganisation), die bis heute relevant sind.
Nachkriegsprobleme in Europa
Der Zeitraum zwischen 1919 und 1924 war besonders für Europa instabil und von großen internationalen Spannungen geprägt.
Die Nationalitätenfrage in den Gebieten der alten Reiche war nicht vollständig gelöst. Diese Gebiete wurden in acht neue Staaten aufgeteilt. Die Ergebnisse der Friedensverträge stellten nicht alle zufrieden. Ein weiteres Problem waren die Kriegsreparationen. Die französische Regierung forderte nachdrücklich, dass Deutschland zahlen müsse.
Wichtige Entwicklungen und Abkommen:
- 1924: Der Dawes-Plan wurde eingeführt, um das Problem der deutschen Reparationszahlungen zu regeln und die deutsche Wirtschaft zu stabilisieren. Frankreich zog sich aus dem Ruhrgebiet zurück.
- 1925: Die Verträge von Locarno schufen ein System gegenseitiger Garantien zwischen Deutschland, Frankreich, Belgien, Großbritannien und Italien bezüglich der Westgrenzen Deutschlands. Dies markierte einen neuen Stil des Dialogs in den internationalen Beziehungen.
- 1926: Deutschland trat dem Völkerbund bei, was eine Annäherung der ehemaligen Kriegsgegner signalisierte. Deutschland erkannte seine Ostgrenzen jedoch weiterhin nicht an.
- 1928: Der Kellogg-Briand-Pakt wurde unterzeichnet, der den Krieg als Mittel zur Lösung internationaler Konflikte verurteilte. Er enthielt eine Erklärung zur Ächtung des Krieges und zur Beilegung von Streitigkeiten durch friedliche Mittel und Schiedsverfahren im Rahmen des Völkerbundes.