Wahnsinn im 19. Jahrhundert: Ursachen, Theorien und literarische Darstellung
Classified in Spanisch
Written at on Deutsch with a size of 3,03 KB.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts begann eine breite öffentliche Debatte über den Wahnsinn, hauptsächlich aufgrund folgender drei Faktoren:
- Die fortschreitende Gründung psychiatrischer Zentren.
- Das Aufkommen neuer Arten psychischer Probleme, die aus der industriellen Revolution resultierten.
- Der Aufstieg experimenteller Untersuchungen in der Psychiatrie.
In den letzten zehn Jahren des Jahrhunderts verbreiteten sich in ganz Europa die Theorien des italienischen Arztes Cesare Lombroso, der Vererbung und Degeneration mit Unordnung und Genie in Verbindung brachte.
Gegen Ende des Jahrhunderts verknüpften sich drei scheinbar unterschiedliche Bereiche:
- Medizin
- Kriminalität
- Literatur
Der Roman spiegelt dieses Interesse und die Popularität des Themas psychischer Erkrankungen in zweierlei Hinsicht wider:
Einerseits werden Charaktere mit unterschiedlichen Eigenschaften aus der medizinischen Forschung erschaffen, andererseits wird durch die Fiktion auf den schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Normalität aufmerksam gemacht.
Wahnsinn wurde im Sommer 1898 in Puigcerdà innerhalb von 3 oder 4 Wochen geschrieben. Zuerst dachte der Autor an den Titel Der Verrückte, entschied sich dann aber für Wahnsinn, um den Fokus des Romans von der einzelnen Person auf das Thema der Krankheit und ihre Ursachen zu verlagern. Allerdings hatte Oller bereits in der Geschichte Wo sind die Gefangenen?, veröffentlicht im Jahr 1893, über psychische Erkrankungen nachgedacht. Wahnsinn erschien Anfang 1899 mit dem Untertitel "Roman der Sitten unserer Zeit" und stellt einen der Versuche des Autors dar, Lösungen für die Krise zu finden, in die die naturalistische Darstellung geraten war.
Die indirekte Methode: Die Erzählperspektive in Wahnsinn
Die von Narcís Oller in diesem Roman verwendete Erzählperspektive wurde als Technik der distanzierten Bewertung betrachtet und als einer der originellsten Beiträge zur modernen europäischen Fiktion der Epoche bewertet. Der Autor verzichtete auf die allwissende Bewertung, die für seine früheren Werke charakteristisch war, um die Erzählung realistischer und naturalistischer zu gestalten und gleichzeitig subjektive Elemente in die Erzählung einzuführen. Die Geschichte erreicht die Leser durch einen Erzähler, der als Zeuge in die Handlung des Romans eingebunden ist. Dieser sammelt die Informationen, die ihm von seinem Freund Prosper und Armengol Giberga geliefert werden, und vor allem durch einen entscheidenden Dialog. Durch dieses Verfahren werden drei verschiedene Perspektiven in Bezug auf das Phänomen der psychischen Erkrankungen erzielt:
- Die von Giberga
- Die von Armengol
- Die des Autors selbst
Die Geschichte wird vom Erzähler nach einiger Zeit erzählt und reflektiert somit die vergangenen Ereignisse aus einer reiferen Perspektive, was ihr ein starkes Gefühl von Schuld verleiht.