Der Erste Weltkrieg: Ursachen, Verlauf und Folgen
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Der Erste Weltkrieg (1914-1918)
Der große Krieg zwischen 1914 und 1918 ist als der Erste Weltkrieg bekannt.
Ursachen des Ersten Weltkriegs
Er wurde hauptsächlich verursacht durch:
- 1. Imperialistische Politik und Nationalismus: Eine auf Macht basierende Diplomatie westlicher Länder, die darauf abzielte, Territorien anderer zu erobern oder sich den Schwächeren aufzuzwingen, gepaart mit übersteigertem Nationalismus.
- 2. Autoritäre Regime: Die Existenz von autoritären und oft undemokratischen Regierungen, die die öffentliche Meinung manipulierten, um Unterstützung für ihre Ziele zu gewinnen.
- 3. Wirtschaftliche Interessen und Wettrüsten: Starke wirtschaftliche Rivalitäten und Interessen, die man bereit war, mit Waffengewalt zu verteidigen, sowie ein massives Wettrüsten, insbesondere zwischen Deutschland und Großbritannien.
- 4. Komplizierte Bündnissysteme: Rivalitäten zwischen verschiedenen Ländern und starre Bündnissysteme (z.B. Dreibund, Triple Entente), die zu einer Eskalation der Spannungen führten.
Politische Spannungen und Bündnisse vor 1914
Die deutsche Außenpolitik unter Reichskanzler Otto von Bismarck zielte darauf ab, eine antideutsche Koalition zu verhindern und Frankreich zu isolieren. Dies geschah durch komplexe Bündnisse wie den Dreibund (1882), gebildet von Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien. Diese Politik änderte sich nach Bismarcks Entlassung 1890 unter Kaiser Wilhelm II., der eine aggressivere „Weltpolitik“ verfolgte. Deutschlands Ziel war es, eine globale Vormachtstellung zu erreichen und mit dem Vereinigten Königreich als Weltmarktführer gleichzuziehen. Dies führte zu einem maritimen Wettrüsten und zur Formierung der Triple Entente (1907), bestehend aus Großbritannien, Frankreich und Russland.
Zusätzlich gab es koloniale Krisen, wie die Marokkokrisen (1905/06 und 1911), die den deutschen Widerstand gegen das französische Protektorat in Marokko zeigten, und die Balkankrisen, bedingt durch widerstreitende Interessen zwischen Russland und Österreich-Ungarn sowie die Rivalität zwischen Serbien und Österreich-Ungarn. Japan und die Vereinigten Staaten expandierten im Pazifik.
Auslöser und Kriegsbeginn
Der unmittelbare Auslöser des Krieges war die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie Chotek in Sarajewo durch den serbischen Nationalisten Gavrilo Princip am 28. Juni 1914.
Kriegsverlauf
Nach dem Attentat erklärte Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg (Julikrise). Aufgrund der Bündnisverpflichtungen folgten weitere Kriegserklärungen: Deutschland erklärte am 1. August Russland und am 3. August Frankreich den Krieg. Die deutsche Armee marschierte gemäß dem Schlieffen-Plan durch das neutrale Belgien in Frankreich ein, was Großbritannien am 4. August zum Kriegseintritt aufseiten der Entente bewog. Der Konflikt weitete sich schnell aus: Aufseiten der Mittelmächte (Deutschland und Österreich-Ungarn) traten das Osmanische Reich (1914) und Bulgarien (1915) in den Krieg ein. Aufseiten der Entente (später auch Alliierte genannt) kämpften neben Russland, Frankreich und Großbritannien auch Japan (1914), Italien (1915, das trotz seiner Mitgliedschaft im Dreibund die Mittelmächte nicht unterstützte, da es sie als Aggressoren ansah), Rumänien (1916) und Griechenland (1917).
Im Jahr 1917 traten die USA in den Krieg ein, hauptsächlich aufgrund des uneingeschränkten deutschen U-Boot-Krieges, der auch amerikanische Schiffe traf, und der Zimmermann-Depesche. Mit dem Kriegseintritt der USA erlangten die Alliierten einen entscheidenden wirtschaftlichen und militärischen Vorteil. Die deutschen Truppen wurden bereits 1914 in der Schlacht an der Marne nahe Paris gestoppt, woraufhin sich die Westfront in einem blutigen Stellungskrieg mit Schützengräben stabilisierte, der bis 1918 andauerte. Bedeutende Schlachten mit enormen Verlusten waren die Schlacht von Verdun (1916), die in etwa zehn Monaten ca. 700.000 Todesopfer forderte, und die Schlacht an der Somme (ebenfalls 1916), die durch den Einsatz neuer Waffen wie Maschinengewehren und Giftgas in nur vier Monaten über eine Million Tote und Verwundete verursachte.
Kriegsgeschehen an weiteren Fronten und Wendepunkte
An der Ostfront starteten die Russen im August 1914 eine Offensive gegen Ostpreußen, wurden aber in den Schlachten bei Tannenberg und an den Masurischen Seen geschlagen. Die Deutschen und Österreicher drangen tief nach Russland vor. Serbien wurde 1915 von den Mittelmächten besetzt. Die Briten kämpften gegen das Osmanische Reich im Nahen Osten, unter anderem durch die Unterstützung des arabischen Nationalismus (Lawrence von Arabien). Der Luftkrieg begann sich zu entwickeln, obwohl Flugzeuge noch keine kriegsentscheidende Rolle spielten. Im Jahr 1917 führte die wachsende Unzufriedenheit in der russischen Bevölkerung aufgrund der Kriegslasten zu Unruhen, Streiks und schließlich zur Russischen Revolution. Die neue bolschewistische Regierung schloss im März 1918 den separaten Friedensvertrag von Brest-Litowsk mit den Mittelmächten und schied aus dem Krieg aus.
Kriegsende
Im Frühjahr 1918 starteten die Deutschen, durch die an der Ostfront freigewordenen Truppen verstärkt, eine letzte große Offensive an der Westfront (Michael-Offensive), die jedoch nach anfänglichen Erfolgen im Juli an der Marne erneut gestoppt wurde. Die Ankunft frischer amerikanischer Truppen ermöglichte den Alliierten eine erfolgreiche Gegenoffensive (Hunderttageoffensive) ab Sommer 1918. Angesichts der aussichtslosen militärischen Lage, der inneren Unruhen und der beginnenden Novemberrevolution in Deutschland dankten die Monarchen von Österreich-Ungarn und Deutschland ab. Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands von Compiègne.
Konsequenzen des Ersten Weltkriegs
Der Krieg hatte verheerende Auswirkungen auf alle großen Weltmächte und forderte Millionen von Menschenleben. Alle Ressourcen der beteiligten Länder waren in den Dienst des Krieges gestellt worden („Totaler Krieg“).
Wirtschaftliche Folgen
Die enormen Kriegskosten führten zur Zerstörung von Ressourcen und Infrastruktur in vielen Ländern. Hohe Staatsverschuldung durch Kriegsanleihen und Auslandskredite waren die Folge. Die Vereinigten Staaten profitierten wirtschaftlich vom Krieg und stiegen zur führenden Weltwirtschaftsmacht auf. Das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, das Russische Reich und das Osmanische Reich zerfielen als politische Gebilde.
Gesellschaftliche und politische Folgen
Um Antikriegsbewegungen und Kritik zu unterdrücken, wurde in vielen Ländern eine strenge Pressezensur eingeführt und Grundrechte eingeschränkt. Friedensaktivisten wurden verfolgt, inhaftiert oder getötet. Die sozialistische Bewegung spaltete sich in revolutionäre Gruppen, die einen Umsturz der bürgerlichen Regierungen anstrebten, und gemäßigtere Sozialdemokraten, die ihre nationalen Regierungen im Krieg unterstützten (Burgfriedenspolitik).
Friedensverträge und Nachkriegsordnung
Das Versagen der europäischen Großmächte, die internationalen Beziehungen friedlich zu gestalten, wurde offensichtlich. Europa verlor seine globale Vormachtstellung an die USA. US-Präsident Woodrow Wilson legte 1918 seine Vierzehn Punkte als Grundlage für einen gerechten und dauerhaften Frieden vor. Auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 wurden mehrere Friedensverträge ausgehandelt (Pariser Vorortverträge). Der wichtigste war der Vertrag von Versailles (Juni 1919) mit Deutschland. Weitere Verträge wurden mit Österreich (Vertrag von Saint-Germain-en-Laye), Bulgarien (Vertrag von Neuilly-sur-Seine), Ungarn (Vertrag von Trianon) und dem Osmanischen Reich (Vertrag von Sèvres, später revidiert durch den Vertrag von Lausanne) geschlossen.
Der Vertrag von Versailles erlegte Deutschland harte Bedingungen auf: bedeutende territoriale Verluste (z.B. Elsass-Lothringen an Frankreich, Gebiete an Polen), massive Abrüstung und hohe Reparationszahlungen, da Deutschland und seine Verbündeten in Artikel 231 die alleinige Kriegsschuld zugewiesen bekamen. Deutschland wurde zudem zunächst die Mitgliedschaft im neu gegründeten Völkerbund verwehrt, einer internationalen Organisation, die den Weltfrieden sichern und zukünftige Kriege verhindern sollte. Viele Historiker sehen in den harten Bedingungen des Versailler Vertrags eine der Ursachen für die politische Instabilität in Deutschland und den Aufstieg des Nationalsozialismus, was letztlich zum Zweiten Weltkrieg führte.