Die Weltwirtschaftskrise (1929-1939): Ursachen, Verlauf & New Deal
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Die Zwischenkriegszeit: Wirtschaftliche Phasen und Indikatoren
Wirtschaftliche Phasen nach dem Ersten Weltkrieg
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) erlebte die Weltwirtschaft turbulente Phasen:
- Expansionsphase: Von 1919 bis 1929, gekennzeichnet durch Wachstum.
- Krisenphase: Eine frühe Krise von 1921 bis 1924.
- Wohlstandsphase: Die "Goldenen Zwanziger" von 1924 bis 1929.
- Depressionsphase: Die "Tal-Phase" oder Große Depression von 1929 bis 1939.
Wichtige Ereignisse dieser Zeit waren der Dawes-Plan (1924), der New Yorker Börsenkrach (24. Oktober 1929) und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (1. September 1939).
Indikatoren für Wirtschaftskrisen
Typische Indikatoren für eine wirtschaftliche Depression oder Krise sind:
- Rückgang der Produktion
- Sinkende Preise (Deflation)
- Verlangsamung des internationalen Handels
- Rückgang der Investitionen
Man unterscheidet zwischen:
- Sektoralen Schocks: Betreffen nur einen spezifischen Produktionssektor (z.B. Textilien, Chemikalien).
- Wirtschaftskrisen: Wirken sich auf die gesamte Volkswirtschaft aus und können eine Expansionsphase in eine Rezession oder Depression verwandeln.
- Überproduktionskrisen: Entstehen, wenn ein Überangebot an Gütern besteht, die Nachfrage jedoch nicht ausreicht, was zu sinkenden Preisen führt.
Rückkehr zur Normalität und der Wohlstand der 1920er Jahre
Wirtschaftliche Erholung und frühe Krise (1918-1922)
Nach Kriegsende begann die Wirtschaft der betroffenen Länder, ihre normale Produktionskapazität wiederzuerlangen und wuchs von 1918 bis 1921. Anschließend geriet sie jedoch in eine Krise (1921-1922), die durch Preissenkungen, eine Verlangsamung des Handels und steigende Arbeitslosigkeit gekennzeichnet war. Ein Hauptgrund dafür war, dass die Vereinigten Staaten ihre Kreditvergabe an Europa einstellten, was die Nachfrage senkte und dazu führte, dass Produkte unverkauft blieben.
Die "Goldenen Zwanziger" (1920-1929)
Zwischen 1920 und 1929 wuchs die industrielle Produktion und Produktivität um etwa 40%. Dies war eine Folge des Nachkriegsaufschwungs und einer intensiven Optimierung der Produktionsketten.
Ungleichgewichte im Wirtschaftswachstum
Während des Krieges stiegen die Preise für landwirtschaftliche Produkte stark an, was viele Bauern dazu veranlasste, Maschinen und chemische Dünger auf Kredit zu kaufen. Als der Krieg endete, fielen die Preise jedoch drastisch. Viele Bauern konnten ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen, verloren ihr Land, und die Arbeitslosigkeit auf dem Land stieg erheblich. Diese Situation deutete auf eine drohende Überproduktionskrise hin und führte dazu, dass viele Menschen begannen, in Aktien zu investieren, in der Hoffnung auf schnelle Gewinne.
Die Große Depression: Von 1929 bis in die 1930er Jahre
Der Börsenkrach von 1929
Der Wert der Aktien stieg zusammen mit der industriellen Produktion stark an, was zu einer übermäßigen Kreditvergabe für Aktienkäufe führte. Am 3. September 1929 erreichten die Aktienkurse ihren Höhepunkt. Am 24. Oktober 1929, bekannt als "Schwarzer Donnerstag", wurden 12 Millionen Aktien verkauft, oft zu fast null Wert. Der Wert der Titel fiel drastisch. Am 28. Oktober ("Schwarzer Montag") wurden über 9 Millionen Aktien verkauft, und am 29. Oktober ("Schwarzer Dienstag") waren es 33 Millionen Aktien, was den Zusammenbruch des Marktes besiegelte.
Ursachen und Ausbreitung der Wirtschaftskrise
Die Hauptursache des Absturzes war der Missbrauch von Krediten und die damit verbundene Spekulationsblase. Auch die mangelnde Nachfrage trug zur sich anbahnenden Wirtschaftskrise bei.
Der Börsenkrach traf eine Vielzahl von Banken, die daraufhin die Kreditvergabe einstellten. Viele Unternehmen konnten ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Dies war Teil einer sich ausbreitenden Überproduktionskrise: Die Preise fielen, und viele Unternehmen waren gezwungen, ihre Produktionskosten zu senken. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte fielen ebenfalls drastisch, und viele Bauern konnten ihre Schulden nicht mehr begleichen, was zur Enteignung ihres Landes führte. Es kam sogar zu dem paradoxen Zustand, dass landwirtschaftliche Produkte verbrannt wurden, während die Menschen in ländlichen Gebieten hungerten.
Die Krise breitete sich global aus, da die Vereinigten Staaten die größte Volkswirtschaft und ein wichtiger Abnehmer von Rohstoffen und Lebensmitteln aus anderen Ländern waren. Der Rückgang der US-Nachfrage führte zu einem Einbruch der Exporte in anderen Ländern.
Soziale Folgen der Depression
Die Große Depression hatte verheerende soziale Folgen: Viele Arbeitnehmer mussten in Teilzeit wechseln und erhielten nur die Hälfte ihres Lohns. Andere verloren ihre Arbeit ganz und hatten keine Arbeitslosenhilfe, was viele Menschen in tiefe Armut stürzte. Die ländlichen Gebiete waren besonders betroffen, und viele Menschen mussten ihre Höfe verlassen, um in den Städten Arbeit zu suchen.
Antworten auf die Krise (1929-1939)
Politik der Deflation
Eine erste Antwort war die Politik der Deflation, die darauf abzielte, den Markt die Wirtschaft selbst regulieren zu lassen. Steuern und Staatsausgaben wurden gesenkt, und die Geldmenge im Umlauf wurde reduziert. Dies führte jedoch zu Lohnkürzungen, einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und einem weiteren Rückgang der Produktion. Die Arbeiter gingen auf die Straße, um gegen diese Maßnahmen zu protestieren.
Keynesianische Lösung
Der Ökonom John Maynard Keynes schlug eine alternative Lösung vor: die Wiederbelebung der Wirtschaft durch staatliche Intervention. Keynes argumentierte, dass die wichtigste Maßnahme die Stärkung der Nachfrage sei, um den Konsum anzukurbeln. Die Regierung sollte Steuern erheben, um den am stärksten Betroffenen zu helfen, und öffentliche Arbeiten initiieren, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Der New Deal von Präsident Franklin D. Roosevelt
Der "New Deal" von Präsident Franklin D. Roosevelt war eine Reihe von Reformen und Programmen, die auf den keynesianischen Ideen basierten. Er umfasste die Injektion von Geld in die Wirtschaft durch öffentliche Arbeiten. Die Reformen des New Deal zielten auf:
- Die Regulierung des Finanzsektors (Bankenkontrolle)
- Die Intervention in der Landwirtschaft
- Die Schaffung von Arbeitsplätzen durch Infrastrukturprojekte