Wichtige Ethische Theorien: Von der Antike bis zur Moderne

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Eudämonismus: Glück als höchstes Gut

Glück ist das ultimative natürliche Ziel. Aristoteles argumentierte, dass alle menschlichen Aktivitäten auf ein Endziel ausgerichtet sind, das nicht von anderen Zielen abhängt. Glück ist sinnvoll, weil es für sich selbst gesucht wird und nicht durch andere Dinge. Es ist autark, sodass man, wenn man es besitzt, nichts anderes mehr wünscht.

Glück wird durch die Ausübung der Selbstbestimmung erreicht, insbesondere durch die rationale Tätigkeit, die das Menschliche im Menschen auszeichnet (moralische Praxis).

Hedonistische Moral

Hedonisten sehen Moral darin, dass Menschen Lust suchen und Schmerz vermeiden. Sie glauben, dass man Intelligenz nutzen muss, um die am besten geeigneten Mittel zur Erreichung des maximal möglichen Genusses zu berechnen. Das bedeutet, die Moral ist eine Berechnung der Freuden und Schmerzen, wobei auch dauerhaftere Freuden gesucht werden, selbst wenn sie weniger intensiv sind.

Antike Glückstheorien

Zynismus: Radikale Freiheit

Zyniker betrachten Glück als die radikale Freiheit des Einzelnen von allen sozialen Normen und Institutionen. Der Mensch ist von Natur aus gut und klug, wenn er nach der Natur lebt und soziale Konventionen ignoriert. (Bsp.: Diogenes).

Stoizismus (Marc Aurel)

Der kosmische Logos (Vernunft) markiert die Ordnung und das Schicksal des Universums. Der Weise erkennt, dass alles in den Händen des Schicksals liegt, und es ist daher nur sinnvoll, den inneren Frieden (*Apatheia*) zu sichern. Der weise Mensch weiß, wie er seine Gefühle beherrscht und keine Illusionen über die Zukunft hegt.

Epikureismus: Ataraxie und Berechnung

Der Weise organisiert sein Leben durch eine Berechnung der Freuden: Er kennt die Freuden, die intensiver und dauerhafter sind, und jene, die weniger schmerzhafte Konsequenzen haben, und verteilt sie über das gesamte Leben. Der Epikureismus ist eine Form des Hedonismus, die sich auf das Individuum konzentriert. Das Ziel im Hedonismus Epikurs ist die Ataraxie (Seelenruhe).

Utilitarismus: Das größte Glück der größten Zahl

Der Utilitarismus ist eine philosophische Lehre des 18. und 19. Jahrhunderts, die das epikureische Vergnügen im sozialen Sinne formuliert: Nutzen und Glückseligkeit. Das Ziel der Moral ist es, das maximale Glück für die größtmögliche Anzahl lebender Wesen zu erreichen. Die utilitaristische Lehre kann verlangen, dass das eigene Glück für das Glück der Gemeinschaft geopfert wird.

Formen des Utilitarismus

  • Handlungsutilitarismus: Bewertet jede einzelne Handlung nach ihren Konsequenzen (z. B. Fairness).
  • Regelutilitarismus: Handeln, indem man sich an Regeln hält, die man aufgrund der Güte ihrer Folgen für richtig hält.

Homerische Gedichte und Sokratische Ethik

Homerische Gedichte: Tugend als Exzellenz

Das Gute besteht darin, Gutes zu tun, was als Tugend (*Arete*) im Sinne von Exzellenz verstanden wird. Der gute Mann (*Aristos*) versucht, die besten Dienste für die Gemeinschaft zu leisten.

Sokratische Haltung: Wissen ist Tugend

Die Moral basiert auf der Haltung, die Wahrheit unermüdlich zu suchen. Die Methoden zur Entdeckung der Wahrheit sind die Reflexion und der Dialog. Die Suche nach Wahrheit ist der Gegensatz zum moralischen Relativismus.

  • Mäeutik: Die Kunst, die Wahrheit im Gegenüber zu entzünden.
  • Moralische Werte dienen dazu, in der universalen Gemeinschaft glücklich zu sein. Um gut zu sein, muss man Güte lernen.
  • Moralischer Intellektualismus: Weisheit führt zu Glück. Wer Böses tut, tut dies aus Unwissenheit.

Drei Modelle des Glücks

  1. Eudämonismus: Glücklich sein bedeutet, sich selbst zu verwirklichen und moralische Ziele zu verfolgen.
  2. Autarkie: Glücklich sein bedeutet, selbstgenügsam zu sein.
  3. Hedonismus: Glücklich sein bedeutet, Freude zu erleben und Schmerz zu vermeiden.

Aristoteles ist der Auffassung, glücklich zu sein, ein Mann im vollen Sinne des Wortes. „Der Mensch hat eine natürliche Tendenz zum Glück (Eudämonismus), wenn er seine vollkommen rationale Fähigkeit ausübt.“ Epikur ist der Auffassung, dass die Menschen handeln, um Glück zu erreichen, wobei Glück Lust (*Plaer*) ist. Hedonisten glauben, dass Glück Lust beinhaltet; Eudämonisten glauben, dass Lust manchmal Glück bietet, manchmal aber auch nicht.

Utilitarismus: Bentham vs. Mill

Jeremy Bentham (Quantitativer Hedonismus)

Bentham argumentierte, dass Vergnügen messbar ist und alle Freuden qualitativ gleich sind. Die Freuden verschiedener Menschen können addiert werden, um das insgesamt höchste Vergnügen zu erreichen.

John Stuart Mill (Qualitativer Hedonismus)

Mill lehnte Benthams Ansicht ab und sagte, dass sich Freuden nicht nur in der Quantität, sondern auch in der Qualität unterscheiden. Er unterscheidet zwischen höheren und niederen Freuden:

  • Höhere Freuden: Intellektuelle und altruistische Freuden.
  • Niedere Freuden: Sinnliche und materielle Freuden.

Immanuel Kant: Pflichtethik

Die Imperative

Hypothetischer Imperativ
Verpflichtet nur, wenn man ein bestimmtes Ziel erreichen will. Die Handlung ist ein Mittel zum Zweck. Die Form des Befehls lautet: „Wenn du X willst, musst du Y tun.“ Dies sind Ratschläge der Klugheit oder aufsichtsrechtliche Gründe, nicht moralische Gebote.
Kategorischer Imperativ
Verpflichtet bedingungslos. Die allgemeine Form des Befehls lautet: „Du sollst X tun“ oder „Du sollst nicht Y tun.“ Man soll nicht töten oder lügen, weil es die Menschheit in der eigenen Person herabsetzt. Dies sind die eigentlichen moralischen Gebote.

Autonomie und Würde

Die Autonomie begründet die menschliche Würde. Ein autonomes Wesen ist einzigartig und besitzt Würde, nicht nur einen Preis.

Der gute Wille: Moralische Güte basiert nicht auf nützlichen Eigenschaften, sondern auf dem guten Willen. Der gute Wille ist das höchste Gut.

Das höchste Gut: Die Vereinigung von moralischer Güte (Tugend) und Glück ist das höchste Gut, das durch Handlungen möglich ist. Kant: „Der Tugendhafte ist glücklich.“

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