Wichtige Parasiten des Menschen: Überblick & Diagnose
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Protozoen: Einzellige Parasiten
Giardia lamblia: Darmparasit
Giardia lamblia existiert in zwei Formen: als begeißelte Trophozoiten und als Zysten. Die Zysten sind die infektiöse Form. Nach der Aufnahme von Zysten kommt es im Magen durch die Magensäure zum Aufbrechen der Zysten, wodurch Trophozoiten im Duodenum und Jejunum freigesetzt werden. Symptome einer Giardiasis sind Schleimhautentzündungen, Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit. Die Infektion wird durch den Verzehr von kontaminiertem Wasser und Gemüse sowie durch fäkal-orale Übertragung verbreitet.
Trichomonas: Urogenitale und orale Formen
- Trichomonas vaginalis: Verursacht urogenitale Trichomoniasis, oft mit Vulvovaginitis.
- Trichomonas tenax: Lebt im Mund, oft in Zahnstein.
- Trichomonas hominis: Existiert nur als Trophozoit und bildet keine Zysten.
Trypanosoma: Erreger der Schlafkrankheit & Chagas
Wichtige Arten sind Trypanosoma brucei gambiense und Trypanosoma brucei rhodesiense (Erreger der afrikanischen Schlafkrankheit) sowie Trypanosoma cruzi (Erreger der Chagas-Krankheit).
Trypanosoma cruzi: Chagas-Krankheit
Trypanosoma cruzi wird durch den Kot der Raubwanze (Triatoma, auch 'Kissing Bug' genannt) übertragen, der in die Bisswunde gelangt. Tripomastigoten migrieren zu Herzmuskel, Leber und Gehirn, verlieren ihre Geißel und wellige Membran und wandeln sich in intrazelluläre Amastigoten um, die Zellen befallen und zerstören. Eine akute Infektion äußert sich in Fieber, Schüttelfrost, Myalgie und Asthenie, kann zum Tod führen und Hepatosplenomegalie, Myokarditis sowie hypertrophe Ösophagus- und Kolonveränderungen verursachen. Die Raubwanze (Vinchuca) durchläuft fünf Larvenstadien und ist nachtaktiv.
Toxoplasma gondii: Katzenparasit mit breitem Wirtsspektrum
Toxoplasma gondii vermehrt sich im Darm von Katzen. Die Oozysten werden mit dem Kot ausgeschieden und reifen außerhalb des Wirts zu infektiösen Oozysten heran. Eine Infektion beim Menschen erfolgt durch den Verzehr von rohem oder unzureichend gegartem Fleisch infizierter Tiere, die Aufnahme von Oozysten aus Katzenkot oder durch transplazentare Übertragung. Der Parasit befällt anschließend Zellen in Lunge, Herz, lymphatischem Gewebe und dem zentralen Nervensystem (ZNS). Die Diagnose erfolgt mittels ELISA.
Plasmodium: Malaria-Erreger
Plasmodium-Arten sind Kokzidien oder Sporozoen, die im Blutausstrich nachweisbar sind. Sie benötigen zwei Wirte: einen Vektor (Anopheles-Mücke) und den Menschen. Vier Arten sind bekannt:
- Plasmodium vivax: Befällt bevorzugt junge Erythrozyten. Verursacht unspezifische, grippeähnliche Symptome und die gutartige Malaria tertiana. Im Blutausstrich sind Schüffner-Punkte sichtbar. Es ist die häufigste Form beim Menschen.
- Plasmodium ovale: Befällt junge, flexible Erythrozyten. Verursacht ebenfalls eine gutartige Malaria tertiana, die in Afrika, im tropischen Asien und Südamerika vorkommt. Auch hier sind blassrosa Schüffner-Punkte sichtbar.
- Plasmodium malariae: Befällt ältere Erythrozyten mit starrer Membran. Verursacht die gutartige Malaria quartana beim Menschen.
- Plasmodium falciparum: Befällt Erythrozyten aller Altersstufen. Mehrere Sporozoiten können eine einzelne rote Blutzelle infizieren. Im Blutausstrich sind Maurer-Punkte sichtbar. Kann zu Nierenschäden, Schwarzwasserfieber, zerebraler Malaria, Koma und Tod führen. Ist in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet.
Nematoden: Fadenwürmer
Ascaris lumbricoides: Der Spulwurm
Ascaris lumbricoides ist ein Nematode (Spulwurm). Weibliche Würmer messen 20-30 cm, männliche 15-20 cm. Sie sind rosa gefärbt. Die Übertragung erfolgt durch die Aufnahme von kontaminierten Lebensmitteln oder Wasser. Nach der Aufnahme des infektiösen Eis schlüpft eine Larve, die die Duodenalwand durchdringt und über den Blutkreislauf zu Leber, Herz und Lunge wandert. In den Lungenalveolen reifen die Larven innerhalb von etwa drei Wochen heran und werden dann abgehustet und wieder verschluckt. Symptome einer Ascaris-Infektion können Peritonitis und Pneumonie sein. Askariasis ist eine der häufigsten Wurminfektionen beim Menschen weltweit.
Enterobius vermicularis: Der Madenwurm
Enterobius vermicularis (Madenwurm). Weibliche Würmer sind etwa 1 cm lang, männliche 2-5 mm. Die Eier sind transparent und enthalten bereits Larven. Die Übertragung erfolgt durch die Aufnahme von Eiern über Hand-Mund-Kontakt, Retroinfektion oder Inhalation von Eiern. Die embryonierten Eier schlüpfen im Darm, und die Larven entwickeln sich innerhalb von 2 bis 6 Wochen zu adulten Würmern. Symptome umfassen perianalen Juckreiz, Müdigkeit, lokale Entzündungen mit Granulomen oder urogenitale Anomalien. Der Mensch ist der einzige bekannte Wirt. Die Diagnose erfolgt mittels des Graham-Klebestreifentests der perianalen Region und anschließender mikroskopischer Untersuchung.
Trichinella spiralis: Erreger der Trichinellose
Trichinella spiralis verursacht Trichinellose, eine Krankheit, die von Wild- und Haustier-Fleischfressern auf den Menschen übertragen wird, meist durch den Verzehr von rohem oder unzureichend gegartem Fleisch. Es handelt sich um einen fadenförmigen Nematoden, der in verschiedenen Tierarten vorkommt. Das infektiöse Larvenstadium ist eine Zyste, die in den Muskeln des Wirts enkapsuliert ist. Es gibt verschiedene Arten, darunter Trichinella spiralis und Trichinella pseudospiralis. Männliche Würmer sind kleiner als weibliche (Sexualdimorphismus). Die Infektion löst toxisch-allergische Prozesse aus, die sich in Fieber, Myalgie, okulopalpebralen Ödemen und potenziell schwerwiegenden Komplikationen wie Herz- oder ZNS-Beteiligung äußern können.
Zestoden: Bandwürmer
Taenia solium: Der Schweinebandwurm
Taenia solium (Schweinebandwurm) hat einen flachen, bandförmigen Körper und besitzt keinen eigenen Verdauungstrakt. Er lebt im oberen Dünndarm des Menschen und kann 3-4 Meter, selten bis zu 8 Meter lang werden. Der Scolex (Kopf) ist birnenförmig, besitzt vier Saugnäpfe und einen doppelten Hakenkranz. Der Wurm besteht aus bis zu 1000 Proglottiden (Bandwurmglieder), die jeweils 50.000 bis 60.000 kugelförmige Eier enthalten. Diese Eier enthalten einen Onkosphären-Embryo (Hexacanth-Larve). Eine Infektion des Menschen kann durch den Verzehr von unzureichend gegartem, infiziertem Schweinefleisch (Taeniasis) oder durch die Aufnahme von Eiern (Zystizerkose) erfolgen. Bei der Zystizerkose können sich Larven in gestreifter Muskulatur, Herz, Gehirn, Augen und Unterhautgewebe ansiedeln und dort Zysten (Metazestoden) bilden.
Taenia saginata: Der Rinderbandwurm
Taenia saginata (Rinderbandwurm) ist ein Zestode, der im oberen Dünndarm des Menschen lebt und 2-5 Meter, selten bis zu 10 Meter lang werden kann. Der Scolex ist viereckig und besitzt vier Saugnäpfe (aber keine Haken). Der Wurm hat 1000-2000 Proglottiden, die jeweils 15-30 Uterusäste und eine seitliche Genitalöffnung aufweisen. Jede Proglottide kann über 100.000 Eier enthalten. Die Infektion erfolgt durch den Verzehr von infiziertem Rindfleisch, das Finnen (Larvenstadien) enthält. Diese Finnen entwickeln sich im menschlichen Darm zu adulten Würmern. Die Eier werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Taenia saginata verursacht Taeniasis, aber im Gegensatz zu Taenia solium keine Zystizerkose beim Menschen.
Echinococcus granulosus: Der Hundebandwurm
Echinococcus granulosus (Hundebandwurm) ist ein kleiner Zestode von etwa 5 mm Länge. Er besitzt einen Scolex (Kopf) mit vier Saugnäpfen und einem doppelten Hakenkranz (30-40 Haken). Der Körper (Strobilus) besteht aus 3 bis 5 Proglottiden (Segmenten). Adulte Würmer leben in der Darmschleimhaut von Hunden, Wölfen, Dingos und Schakalen. Sie sind zwittrig. Die Eier werden mit dem Hundekot ausgeschieden und können von Zwischenwirten wie Schafen, Ziegen und Rindern aufgenommen werden. Der Mensch ist ein akzidenteller Zwischenwirt, der eine oder mehrere Zysten entwickeln kann. Das Larvenstadium verursacht die Echinokokkose (Hydatidose), die durch die Aufnahme von kontaminierten Lebensmitteln oder Trinkwasser ausgelöst wird und Tiere sowie Menschen betrifft. Die Zysten können über Jahre in der Leber gekapselt bleiben und zu Hepatomegalie, Urtikaria und Lungenbeteiligung mit epigastrischen Schmerzen führen. Die Krankheit ist in landwirtschaftlichen und Viehzuchtregionen sowie im Süden verbreitet. Die Diagnose erfolgt durch Blutuntersuchungen (z.B. Anämie, Leberparameter), ELISA, CT oder Röntgenaufnahmen des Brustkorbs.