Die wichtigsten Theorien der Wahrheit in der Philosophie
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Grundlegende Unterscheidungen und das Problem der Erkenntnis
Das Problem der Erkenntnis und der Wahrheit, beginnend bei Parmenides, führte zur Unterscheidung zwischen zwei Arten: der Wahrheit und der Meinung (Doxa). In Verbindung damit argumentierte Platon, dass es eine Art von Wissen gibt, das wahr ist, während der Fehler zur Sphäre der Meinung gehört.
Marx und Hegel argumentieren hingegen, dass Fehler und Lügen notwendige Bestandteile des Erkenntnisprozesses sind. Historisch gab es immer falsche und ideologische Konzepte, die versucht haben, sich als wahr darzustellen.
Positionen zur Subjekt-Objekt-Beziehung
Idealismus
Das Kriterium der Wahrheit wird vom Subjekt geschaffen oder konstruiert. Die Realität kann nicht direkt erkannt werden. Die kognitive Struktur des Menschen wird auferlegt und bestimmt, wie die Dinge gesehen werden.
Realismus
Das Kriterium der Wahrheit liegt im Objekt. Die Außenwelt ist dominant und die einzige Quelle des Wissens. Der Realismus verteidigt die Möglichkeit objektiver Erkenntnis.
Korrespondenztheorie der Wahrheit
Diese Theorie geht von zwei Prämissen aus: Es existiert eine vom Denken unabhängige Realität, und diese kann erkannt werden. Sie entspricht der empirischen und realistischen Erkenntnishaltung.
- Aristoteles und Thomas von Aquin definierten Wahrheit als die Übereinstimmung zwischen dem Begriff und der Sache.
- Russell vertrat die Existenz eines Isomorphismus zwischen Wirklichkeit und Sprache.
Die semantische Theorie der Wahrheit untersucht die Rolle des Vermittlers im Prozess der sprachlichen Erkenntnis.
Kohärenztheorie der Wahrheit
Diese Position wird von Rationalisten und Idealisten vertreten. Eine Aussage ist dann wahr, wenn sie nicht im Widerspruch zu anderen Aussagen steht, die Teil der Theorie sind. Im 20. Jahrhundert erfuhr diese Theorie dank der mathematischen Logik eine Wiederbelebung, wobei die Widerspruchsfreiheit als wichtigstes Kriterium gilt.
Wahrheit als Entdeckung (Aletheia)
Die Wahrheit wird als die Realität im Allgemeinen verstanden, und die Aufgabe des Subjekts ist es, sie zu entdecken. Dieser Ansatz hat seinen Ursprung bei Parmenides.
Heidegger entwickelte diese Idee explizit weiter: Das Ziel des Wissens ist es, die verborgenen Dinge zu enthüllen, wie sie sich durch ihre Rede zeigen.
Konsenstheorie der Wahrheit
Die Wahrheit liegt auf der Ebene der Beziehungen zwischen den Subjekten.
- Durkheim sah den Gegensatz zwischen wahr und falsch als ein soziales Problem der Zustimmung und Ablehnung.
- Habermas ist der Ansicht, dass eine umfassende Definition der Wahrheit intersubjektive Aspekte nicht vergessen darf. Die Wahrheit ist das intersubjektive Produkt einer Gemeinschaft von Individuen, die aktiv am kommunalen Diskurs teilnehmen.
Pragmatische Wahrheitstheorie
Diese Theorie besagt, dass das wahr ist, was sich in der Praxis bewährt.
- Nach Charles S. Peirce ist eine Aussage dann wahr, wenn sie durch die wissenschaftliche Methode bestätigt wird.
- Autoren wie John Dewey argumentierten, dass Erfolg oder Nutzen die einzigen zuverlässigen Kriterien für die Wahrheit sind.
Perspektivische und Hermeneutische Wahrheit
Der Präzedenzfall für diese Theorie ist Nietzsche, der die Bedingungen berücksichtigt, unter denen das Individuum die Wahrheit sucht.
- Nach Ortega y Gasset kann die Wahrheit nur durch die Summe der einzelnen Perspektiven auf die Welt erfasst werden.
- Die Wahrheit ist durch das gesamte Wissen und die Erfahrung der Person bedingt, was die Möglichkeit des Verständnisses und der Annäherung an die Weltwahrheit beeinflusst.
Die Wahrheit hat einen existenziellen Charakter. Sie entsteht im Dialog und ist das Ergebnis einer Vereinbarung, die den Horizont der Subjekte erweitert.