Wirtschaftliche und soziale Transformation Spaniens im 19. Jahrhundert
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Bevölkerungswachstum und Migration
Im 19. Jahrhundert verzeichnete Spanien ein Bevölkerungswachstum von 60%, insbesondere in Regionen wie Madrid, Katalonien, Valencia, Murcia, den Kanarischen Inseln und dem Baskenland.
Ursachen des Bevölkerungswachstums
- Verminderte Sterblichkeit
- Erhöhte landwirtschaftliche Produktion
- Verbesserte Ernährung und Hygiene
- Medizinischer Fortschritt
Binnenmigration und Urbanisierung
Die Binnenmigration führte zu einer erhöhten Urbanisierung. Die Ursachen hierfür waren:
- Abschaffung der Grundherrschaft
- Konzentration des Landbesitzes
- Harte Lebensbedingungen auf dem Land
- Technische Veränderungen in der Landwirtschaft
- Verbesserter landwirtschaftlicher Verkehr
Phasen der Migration
Die Migration erfolgte in zwei Hauptphasen:
- Erste Phase: Migration in spanische Industriezentren wie Madrid, Barcelona und Vizcaya. Wichtige katalanische Industriezentren waren Barcelona, West-Vallès, Bages und Baix Llobregat.
- Zweite Phase: Auswanderung nach Kuba und in andere Teile Amerikas.
Liberale Agrarreformen
Die liberalen Agrarreformen des 19. Jahrhunderts umfassten ein Reformpaket zur Auflösung des Ancien Régime. Dies beinhaltete die Trennung von Grund und Boden sowie die Desamortisation (Enteignung und Verkauf) von Kirchengut. Die landwirtschaftliche Produktion stieg, doch viele Bauern wurden zu Landarbeitern. Es gab weiterhin Großgrundbesitzer und Kleinbauern, die eine kleine, nicht-motorisierte Landwirtschaft betrieben.
In Katalonien wurde das System der Censos Enfiteúticos (oder Censos de Guadalupe) eingeführt, das den Bauern erlaubte, einen Teil der Produktion zu behalten. Die Landwirtschaft spezialisierte sich auf Weinbau, Olivenhaine und Obstbäume.
Industrialisierung in Spanien
Textilindustrie in Katalonien
Die Textilindustrie in Katalonien war geprägt von der wichtigen Produktion von Kattun (bedruckte Baumwolle). Ab 1830 wurden moderne Verarbeitungsprozesse mit Spinnmaschinen und der ersten Dampfmaschine in Fabriken eingeführt, die oft an Flüssen entstanden und durch ihren Rauch sichtbar waren.
Schiffbau und Schwerindustrie
- Andalusien: Öfen, die jedoch im frühen 19. Jahrhundert verschwanden.
- Asturien: Die Qualität der Produkte war nicht so gut, aber die Region war reich an Kohle.
- Baskenland: Eisen wurde nach England exportiert, im Austausch für walisische Kokskohle, die billiger und von besserer Qualität war. Daraus entwickelten sich Maschinenbau- und Schiffbauunternehmen sowie ein Bankensektor, der finanzielle Unterstützung bot (z.B. die Banco Bilbao Vizcaya).
Hindernisse der Industrialisierung
Die Industrialisierung in Spanien sah sich mehreren Herausforderungen gegenüber:
- Geringe Kaufkraft der Bevölkerung
- Fehlende Investitionen
- Transportprobleme
- Energiemangel
- Geografische Entfernung von den führenden Industriezentren Europas
Katalonien forderte die Einführung von Zöllen auf ausländische Produkte, um den heimischen Markt für die lokale Produktion zu sichern.
Bergbau in Spanien
Spanien verfügte über Vorkommen von Blei, Kupfer, Quecksilber und Zink. Der Abbau wurde oft an ausländische Unternehmen vergeben, und die Rohstoffe wurden nach Europa exportiert. Die wichtigsten Mineralien waren Kohle (Asturien) und Eisen (Vizcaya). In Katalonien gab es reiche Vorkommen an Salz und Kali.
Eisenbahnentwicklung
Der Ausbau der Eisenbahn erfolgte nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz von 1855. Das Streckennetz wurde radial angelegt, mit Madrid als Zentrum. Dies hatte einen positiven Effekt auf die Wirtschaft, da es den Personen- und Warentransport begünstigte und zur Entwicklung des Binnen- und Außenhandels beitrug.