Wirtschaftliche Umbrüche der 1970er: Ölkrise, Wohlfahrtsstaat & Asiatische Drachen

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Die Ölkrise von 1973: Ursachen und Folgen

Ein entscheidender Faktor, der die Krise von 1973 auslöste, war der Anstieg der Ölpreise. Bereits seit den frühen 1970er Jahren verfolgten die OPEC-Länder eine Politik der Ölpreiserhöhung. Der signifikanteste Preisanstieg erfolgte jedoch nach dem arabisch-israelischen Krieg im Oktober 1973. Die arabischen Länder beschlossen, den Ölpreis als Druckmittel gegen westliche Regierungen einzusetzen, denen sie eine pro-israelische Haltung vorwarfen. Ziel war es, die Einstellung dieser Regierungen zu ändern.

Die unmittelbare Folge war ein rapider Anstieg der Ölpreise: Innerhalb von weniger als zwei Monaten stieg der Preis pro Barrel von 3 auf 10 US-Dollar. Dieser Preisschock verzerrte die Wirtschaft vieler Länder erheblich und führte zu:

  • Massiven Defiziten in ihren Handelsbilanzen
  • Einem Anstieg der Inflation durch steigende Kosten
  • Steigender Arbeitslosigkeit
  • Sinkender Nachfrage und Produktion

Während die Volkswirtschaften der Industrieländer stark betroffen waren, litten die Entwicklungsländer ebenso. Neben den höheren Kosten für Energie sahen sie sich mit einer sinkenden Nachfrage nach Rohstoffen konfrontiert, bedingt durch den Rückgang der Industrieproduktion in den entwickelten Ländern. Dies minderte ihre Fähigkeit, die Krise zu bewältigen, und führte zu einer wachsenden Überschuldung.

Der Wohlfahrtsstaat: Konzept und Entwicklung

Der Wohlfahrtsstaat ist ein System, in dem der Staat allen Bürgern das Recht auf grundlegende soziale Leistungen und Dienste garantiert, wie beispielsweise:

  • Gesundheitsversorgung
  • Schulbildung
  • Arbeitslosengeld

Das Keynesianische Wirtschaftsmodell

Diese neue Rolle des Staates basierte auf der von John Maynard Keynes vorgeschlagenen Wirtschaftstheorie und schuf ein neues Kapitalismusmodell, das durch erhebliche staatliche Eingriffe in die Wirtschaft gekennzeichnet war. Privates Eigentum und Marktwirtschaft blieben bestehen, jedoch wurden auch staatliche Unternehmen gegründet. Diese öffentlichen Unternehmen erlangten besondere Bedeutung in strategischen Sektoren, in denen private Unternehmen als unrentabel galten.

Das ökonomische Modell implizierte auch eine Politik der Umverteilung des Reichtums. Diese Umverteilung wurde durch ein Steuersystem realisiert, bei dem diejenigen, die mehr verdienten, auch mehr zahlten. Das Steuersystem ermöglichte eine Erhöhung der Staatseinnahmen, die zur Finanzierung der sozialen Sicherheit und der vom Wohlfahrtsstaat erbrachten Leistungen dienten. Dazu gehörten verschiedene Beihilfen, nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch in anderen Situationen wie Arbeitslosigkeit oder Renteneintritt.

Der Staat spielte zudem eine Rolle als Garant der Arbeitsbeziehungen. Vereinbarungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern führten zu größerer Stabilität im Arbeits- und Sozialleben.

Dieser vom Keynesianismus inspirierte Kapitalismus erzielte in den 1950er und 1960er Jahren bemerkenswerte Erfolge. Er trug zur Entstehung und Stärkung der Mittelschichten bei, was wiederum die demokratischen Systeme festigte und die Gefahr revolutionärer Umbrüche minderte.

Die Krise des Wohlfahrtsstaatsmodells

Dieses Kapitalismusmodell funktionierte relativ gut bis in die frühen 1970er Jahre. Nach der Energiekrise von 1973 löste es jedoch Inflation und steigende Arbeitslosigkeit aus. Hinzu kamen die Folgen der Anwendung neuer Technologien im Produktionsprozess, die ebenfalls zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führten. Dies resultierte in sinkenden Steuereinnahmen aufgrund der Wirtschaftskrise und reduzierten Sozialversicherungsbeiträgen wegen der Arbeitslosigkeit.

Gleichzeitig stiegen die öffentlichen Ausgaben, da mehr Arbeitslosengeld gezahlt werden musste. Steigende Kosten und sinkende Einnahmen führten dieses Modell in eine schwere Krise.

Es kam zu einer Verschiebung in der Wirtschaftspolitik hin zu neoliberalen Modellen. Diese Modelle zeichnen sich durch eine geringere staatliche Beteiligung an der Wirtschaft aus. Fortan begannen Privatisierungen öffentlicher Unternehmen und eine Reduzierung der Sozialschutzpolitik, um öffentliche Ausgaben und Defizite zu senken.

Die "asiatischen Drachen": Exportorientiertes Wachstum

Einige asiatische Länder verfolgten ein Wachstumsmodell, das auf dem Export von Industrieerzeugnissen in die entwickelten kapitalistischen Länder basierte. Der Erfolg dieser Strategie der "Drachen" beruhte auf einer sehr kostengünstigen Industriearbeiterschaft. Dies ermöglichte eine wesentliche Senkung der Produktionskosten und somit einen niedrigeren Endpreis der Produkte im Vergleich zur industriellen Fertigung in entwickelten Ländern.

Als sogenannte "asiatische Drachen" werden Taiwan, Südkorea, Singapur und Hongkong bezeichnet. Später kamen auch Malaysia, Thailand, Indonesien und China hinzu.

Ursachen des rasanten Wachstums

  • Die Rolle des Staates: Die Regierungen dieser Länder beseitigten Gesetze, die ausländische Investitionen behinderten, und boten multinationalen Konzernen, die sich dort ansiedelten, Beratung und direkte Unterstützung an. Diese Maßnahmen machten die Länder für ausländische Investitionen, insbesondere aus Japan und den USA, attraktiver.
  • Spezialisierung: Diese Länder spezialisierten sich auf Konsumgüter im mittleren oder High-Tech-Bereich, ohne sich jedoch auf einzelne Schlüsselbereiche zu beschränken.

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