Wirtschafts- und Sozialwandel in Spanien (19. Jh.)
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Wirtschaftlicher und sozialer Wandel im Spanien des 19. Jahrhunderts
Landwirtschaft
In der Landwirtschaft finden wir zwei Bereiche: einen traditionellen (Getreideanbau) und einen modernen, exportorientierten (Zitrusfrüchte, Weinbau).
- 1800-1870: Ausweitung der Anbaufläche und Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, aber stagnierende oder sinkende Produktivität.
- 1875: Preisverfall durch Konkurrenz von amerikanischem und russischem Weizen.
- Ende des 19. Jahrhunderts: Aufschwung der Weinindustrie aufgrund der Reblausplage in Frankreich. Spanien wird zum Marktführer, aber Frankreich führt reblausresistente amerikanische Rebstöcke ein.
- Anfang des 20. Jahrhunderts: Die Reblaus breitet sich in Spanien aus und führt zur Krise der Weinindustrie.
Industrie
Die industrielle Entwicklung in Spanien verlief langsam. Die Sektoren der industriellen Revolution waren, wie in England, Baumwolle und Eisen. In Spanien verschwanden jedoch die Proto-Industriestandorte, und die Industrie konzentrierte sich auf das Baskenland, Asturien und Katalonien.
Das Hauptproblem für die industrielle Entwicklung war die Energieversorgung.
- Erste Phase (Andalusien): Stahlindustrie in Cádiz, Sevilla und Marbella (z.B. "El Ángel", "La Concepción"). Diese verschwand jedoch aufgrund fehlender Energiequellen.
- Zweite Phase (Asturien und Baskenland): Hier fehlte es an mineralischer Energie. Die Lösung war der Import von Kohle aus Großbritannien im Austausch für Eisenerz (z.B. "Santa Ana de Bolueta", "Altos Hornos de Vizcaya" 1902).
Die Textilindustrie konzentrierte sich in Katalonien, insbesondere in Barcelona. Diese Stadt wurde zum Zentrum für Banken, Versicherungen und verfügte über einen wichtigen Hafen. Sowohl die Textil- als auch die Stahlindustrie waren durch Schutzzölle geprägt, was bedeutete, dass sie sich ohne viel ausländische Konkurrenz entwickelten.
Bergbau
Der spanische Bergbau war sehr vielfältig (Eisen, Zink, Quecksilber, Kupfer) und wurde größtenteils von ausländischen Unternehmen (England, Deutschland, Belgien) betrieben. 90% des spanischen Eisens wurden exportiert.
Freihandel vs. Protektionismus
Die Debatte zwischen Freihändlern und Protektionisten konzentrierte sich auf die Baumwoll-, Bergbau- und Stahlindustrie. Der Protektionismus zielte darauf ab, die heimischen Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz zu schützen, während der Freihandel keine Zölle vorsah. Die Leidtragenden des Protektionismus waren die Verbraucher.
Banken und Eisenbahn
- Entwicklung von Bankgesetzen zur Regulierung der Währungsemission angesichts der anhaltenden Bankenkrise. Die Emission ging vollständig an die Bank von Spanien über.
- Kredit- und Gesellschaftsrecht förderten Investitionen.
- Ab 1855: Bau des Eisenbahnnetzes in Spanien, hauptsächlich durch ausländische (vor allem französische) Unternehmen (z.B. Gebrüder Pereire, Bankhaus Rothschild).
- Problem: Ausländische Gruppen wollten die Bahnlinien von den Bergbaugebieten zu den Häfen bauen. Letztendlich wurde ein sternförmiges Netz geschaffen, das die Hauptstadt mit den Provinzen verband, wobei Almería und Galicien zunächst nicht angeschlossen waren.
- Spanien änderte die Spurweite, um französische Invasionen zu verhindern, was jedoch zu einer größeren geografischen Isolation führte.
Sozialer Wandel
Drei Hauptgruppen lassen sich unterscheiden:
- Obere Klassen: Adel, Großgrundbesitzer, Unternehmer, hohe politische Ämter.
- Mittelschicht: Kleiner Prozentsatz (Lehrer, Anwälte, Tierärzte, Dienstleistungssektor).
- Untere Klassen: Die Mehrheit der Bevölkerung, die einen starken Verarmungsprozess erlitt.