Wirtschaftssysteme, Marktversagen und der Wohlfahrtsstaat
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Historische Wirtschaftssysteme und Theorien
Die Wirtschaftsgeschichte ist geprägt von verschiedenen Theorien und Systemen, die den Grad der staatlichen Intervention und die Rolle des Marktes unterschiedlich bewerten.
Merkantilismus (ca. 17. bis 18. Jahrhundert)
Der Merkantilismus befürwortete starke staatliche Eingriffe in die Wirtschaft, um die nationale Macht und den Reichtum zu fördern. Ziel war es, einen Überschuss in der Handelsbilanz zu erzielen und Edelmetalle im Land anzuhäufen.
Wirtschaftsliberalismus nach Adam Smith
Der Wirtschaftsliberalismus, maßgeblich geprägt von Adam Smith, plädiert für einen „freien Markt“ ohne staatliche Interventionen. Er geht davon aus, dass die „unsichtbare Hand“ des Marktes zu einer effizienten Ressourcenallokation führt.
Marxismus (19. Jahrhundert)
Der Marxismus strebte die Abschaffung des Privateigentums an, um soziale Ungleichheiten zu beseitigen. Er sah den Staat als zentralen Planer der Wirtschaft, der die Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen steuert.
Keynesianismus (20. Jahrhundert)
Der Keynesianismus entstand im 20. Jahrhundert als Reaktion auf die Große Depression der 1930er Jahre, die einen Zusammenbruch des Kapitalismus befürchten ließ. Er befürwortete staatliche Eingriffe zur Stabilisierung und Verbesserung der Wirtschaft, insbesondere durch Fiskalpolitik. Diese Politik war bis in die 1970er Jahre dominant.
Faschismus und Wirtschaft
Der Faschismus (z.B. unter Hitler und Mussolini) integrierte kapitalistische Elemente, nutzte aber auch keynesianische Ansätze, um die Wirtschaft zu steuern und zu mobilisieren, oft im Dienste nationaler oder militärischer Ziele.
Rückkehr zum Wirtschaftsliberalismus
In den 1980er Jahren, unter Persönlichkeiten wie Ronald Reagan, kehrte man zum Wirtschaftsliberalismus zurück, da man die staatliche Intervention als übermäßig empfand. Dies stand im Gegensatz zur Politik von Franklin D. Roosevelt in den 1930er Jahren, die auf starke staatliche Eingriffe setzte.
Marktversagen: Wenn der Markt versagt
Marktversagen beschreibt Situationen, in denen der freie Markt die verfügbaren Ressourcen nicht effizient zuteilt, was zu negativen wirtschaftlichen und sozialen Folgen führen kann.
Arten von Marktversagen
- Instabilität der Konjunkturzyklen: Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität.
- Fehlende öffentliche Güter: Güter, die vom Markt nicht oder nur unzureichend bereitgestellt werden.
- Externe Effekte: Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten auf Dritte.
- Unvollkommener Wettbewerb: Märkte, in denen einzelne Akteure Marktmacht besitzen.
- Ungleiche Einkommensverteilung: Soziale Ungleichheiten, die der Markt nicht korrigiert.
Detaillierte Betrachtung der Marktversagen
Konjunkturzyklen und ihre Instabilität
Konjunkturzyklen sind wiederkehrende Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität, die sich in Phasen der Expansion (Aufschwung) und Rezession (Abschwung) äußern. Diese zyklische Instabilität ist ein zentrales Marktversagen, da sie sich direkt auf die Anzahl und Art der Arbeitsplätze in einem Land auswirkt.
Öffentliche Güter
Öffentliche Güter sind Güter oder Dienstleistungen, die allen unentgeltlich zugutekommen und bei denen weder Rivalität im Konsum noch die Möglichkeit des Ausschlusses besteht (z.B. Landesverteidigung, Straßenbeleuchtung). Der Markt neigt dazu, diese Güter nicht in ausreichendem Maße bereitzustellen.
Externe Effekte
Externe Effekte (Externalitäten) treten auf, wenn eine wirtschaftliche Aktivität Auswirkungen auf Dritte hat, die nicht direkt an dieser Aktivität beteiligt sind (z.B. Umweltverschmutzung durch eine Fabrik oder der Nutzen einer Impfung für die Gemeinschaft).
Der Wohlfahrtsstaat: Soziale Sicherheit und Leistungen
Der Wohlfahrtsstaat ist ein wirtschaftliches und soziales System, in dem der Staat seinen Bürgern eine Reihe von lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen garantiert. Ziel ist es, soziale Sicherheit und Chancengleichheit zu gewährleisten, indem grundlegende Leistungen wie Gesundheit und Bildung bereitgestellt werden.
Arten von Sozialleistungen
- Universelle Leistungen: Diese sind für die gesamte Bevölkerung zugänglich, unabhängig von Einkommen oder Beitragszahlungen (z.B. allgemeine Gesundheitsversorgung, öffentliche Bildung).
- Beitragsbasierte Leistungen: Diese Leistungen stehen Beitragszahlern zu, die in Sozialversicherungssysteme eingezahlt haben (z.B. Renten, Arbeitslosenunterstützung, Krankengeld).
- Soziale Leistungen: Diese richten sich an Bedürftige und Personen mit geringem Einkommen, um soziale Notlagen abzufedern (z.B. Stipendien, soziale Speisesäle, Sozialhilfe).
Aktuelle Debatten konzentrieren sich auf die Zukunft des Wohlfahrtsstaates und die Sicherstellung von gleichem Lohn und Einkommen in einer sich wandelnden Wirtschaft.