Wissen und Logik bei Aristoteles

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Stufen des Wissens

Empfindung (Aisthesis)

Wissen beginnt mit den Sinnen. Die durch die Sinne gewonnenen Erkenntnisse sind grundlegend.

Gedächtnis (Mneme)

Es ist die Bewahrung der Sinneswahrnehmung und die Grundlage des Lernens.

Erfahrung (Empeiria)

Durch wiederholte Erinnerungen an Sinneswahrnehmungen entsteht Erfahrung. Sie ist charakteristisch für Experten, geht aber nicht über das Wahrnehmbare hinaus. Sie beantwortet die Frage nach dem Was, aber nicht nach dem Warum.

Kunst/Handwerk (Techne)

Ein Wissen, das aus der Erfahrung abgeleitet wird, diese aber durch das Verständnis von Ursachen übersteigt. Es geht über Einzelfälle hinaus, erfasst allgemeine Konzepte und kann das Warum erklären.

Wissenschaft (Episteme)

Das höchste Wissen, das über die Techne hinausgeht. Es basiert auf universellen Konzepten und erfasst die ersten Ursachen und Prinzipien der Dinge. Es ist Wissen um das Notwendige und Allgemeine und daher wahr und beweisbar.

Die drei Fragen der Wissenschaft

Wissenschaftliches Wissen beantwortet drei grundlegende Fragen:

  • Dass etwas ist (Existenz)
  • Was es ist (Wesen)
  • Warum es ist (Ursache)

Methoden der Wissenschaft

Die Wissenschaft verwendet zwei Hauptverfahren:

Definition

Sie legt dar, was eine Sache ist, indem sie die Gattung (Genus) und den artbildenden Unterschied (Differentia specifica) angibt. Sie beantwortet die Frage nach dem Wesen.

Beweis (Demonstration)

Er beantwortet die Fragen nach der Existenz und den Ursachen mittels des wissenschaftlichen Syllogismus. Die Prinzipien, von denen der Beweis ausgeht, sind selbst nicht beweisbar, aber evident. Man unterscheidet:

  • Axiome: Prinzipien, die allen Wissenschaften gemeinsam sind.
  • Thesen: Prinzipien, die spezifisch für eine Wissenschaft sind (Hypothesen und Definitionen).

Einteilung der Wissenschaften

  • Theoretische Wissenschaften: Wissen um des Wissens willen.
    • Physik (bewegliche, materielle Seiende)
    • Mathematik (unbewegliche, materielle Seiende)
    • Metaphysik (unbewegliche, immaterielle Seiende)
  • Praktische Wissenschaften: Wissen zur Regelung menschlichen Handelns.
    • Ethik
    • Politik
  • Poietische Wissenschaften: Wissen zur Herstellung von Werken.
    • Rhetorik
    • Poetik
    • Dialektik
    • Medizin
    • Musik

Die Logik dient als vorbereitendes Werkzeug (Organon) für alle Wissenschaften.

Aristotelische Logik und Syllogismus

Aristoteles gilt als Begründer der formalen Logik.

  • Seine logischen Schriften sind im "Organon" zusammengefasst, welches mehrere Bücher umfasst, darunter: Kategorien, Lehre vom Satz (Peri Hermeneias), Erste Analytik, Zweite Analytik, Topik, Sophistische Widerlegungen.
  • Ein zentrales Thema ist der wissenschaftliche Syllogismus (Beweis).
  • Der aristotelische Syllogismus ist ein deduktives Schlussverfahren. Aus wahren Prämissen (Voraussetzungen) wird notwendigerweise eine wahre Konklusion (Schlussfolgerung) abgeleitet.

Der vollkommene Syllogismus (Beispiel)

Obersatz (Erste Prämisse): Alle B sind A.

Untersatz (Zweite Prämisse): Alle C sind B.

Konklusion (Schlussfolgerung): Alle C sind A.

Arten von Urteilen

Aristoteles unterscheidet Urteile nach Qualität (bejahend/verneinend) und Quantität (allgemein/partikulär). Daraus ergeben sich vier Urteilsarten.

Prinzipien des Schließens

Grundlegend sind das Dictum de omni (was vom Ganzen gilt, gilt auch vom Teil) und das Dictum de nullo (was vom Ganzen verneint wird, wird auch vom Teil verneint).

Regeln für gültige Syllogismen

  1. Ein Syllogismus muss genau drei Begriffe haben: Oberbegriff (P), Mittelbegriff (M) und Unterbegriff (S).
  2. Die Begriffe in der Konklusion dürfen keine größere Ausdehnung (Extension) haben als in den Prämissen.
  3. Der Mittelbegriff darf nicht in der Konklusion vorkommen.
  4. Der Mittelbegriff muss mindestens in einer Prämisse allgemein (distribuiert) verwendet werden.
  5. Aus zwei verneinenden Prämissen folgt nichts.
  6. Aus zwei bejahenden Prämissen kann keine verneinende Konklusion folgen.
  7. Aus zwei partikulären Prämissen folgt nichts.
  8. Die Konklusion richtet sich immer nach dem „schwächeren“ Teil: Ist eine Prämisse partikulär, ist die Konklusion partikulär. Ist eine Prämisse verneinend, ist die Konklusion verneinend.

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