Woyzeck: Analyse der Mordszene und ihrer Folgen

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Szene 19: Der Mord an Marie

Diese Szene stellt den Höhepunkt des Dramas dar: den Mord an Marie. Woyzeck ist mittlerweile mit Marie aus der Stadt gegangen. Sie will zurück, da es bereits dunkel ist. Er will jedoch nicht, dass sie geht, und fordert sie auf, sich zu ihm zu setzen. Marie sagt, dass sie fort müsse, was vermutlich damit zusammenhängt, dass sie sich um Christian kümmern muss.

Woyzeck kann Marie nicht einfach töten; deshalb ist er schon eine ganze Weile mit ihr unterwegs und sucht das Gespräch mit ihr. So fragt er sie, ob sie wisse, wie lange sie schon zusammen seien. Marie weiß das: Es sind etwas mehr als zwei Jahre. Das heißt, Marie wurde sehr schnell schwanger, nachdem sie mit Woyzeck zusammengekommen war. Als Woyzeck sie dann fragt, wie lange sie noch zusammenbleiben würden, geht Marie nicht darauf ein, sondern wendet ein, dass sie zurückgehen wolle, weil es Nacht werde. Sie weiß scheinbar selbst nicht genau, was oder besser wen sie eigentlich will. Auf der einen Seite ist da Woyzeck, der Vater ihres Kindes, der für ihren Unterhalt sorgt; auf der anderen Seite gibt es den Tambourmajor, der gut aussieht und ihr teure Geschenke macht. Woyzeck gefällt es nicht, dass sie ihm ausweicht; dies stachelt seine Mordlust an. Er findet Maries Lippen im doppelten Sinne heiß: Zum einen hat sie einen heißen „Hurenatem“, zum anderen erregt ihn der Anblick ihrer Lippen, da er sie gerne noch einmal küssen möchte. Er prophezeit ihr, dass sie bis zum Morgen nicht mehr frieren werde, da sie bis dahin kalt und somit tot sein werde. Scheinbar hat Woyzeck mehr zu sich selbst gesprochen, da Marie ihn fragt, was er gesagt habe. Er hat jedoch nicht den Mut, seine Worte zu wiederholen.

Marie weist darauf hin, dass der Mond aufgehe und rot sei. Dies ist für Woyzeck das entscheidende Stichwort, da es ihn an ein blutiges Messer erinnert. Er setzt sein Vorhaben sogleich in die Tat um und sticht mehrfach auf Marie ein, bis sie tot ist. Marie ruft zwar noch um Hilfe und versucht, Woyzeck von der Tat abzuhalten, doch er ist nicht zu bremsen. Er ist wie im Rausch und sticht erst dann nicht mehr auf sie ein, als er sicher ist, dass sie tot ist. Dann hört er Leute kommen und läuft davon. Hier zeigt sich auch wieder die schlechte Vorbereitung Woyzecks, da er keinen Ort gewählt hat, der abgeschieden genug ist, um weder gestört noch die Leiche gefunden zu werden.

Szene 20: Ohrenzeugen des Verbrechens

Zwei Personen werden Ohrenzeugen des Mordes. Während die eine Person meint, man höre einen sterbenden Menschen, sucht die andere ängstlich und abergläubisch nach übernatürlichen Erklärungen und will schnell weg. Dies verdeutlicht den Volksglauben und die Unwissenheit des gemeinen Volkes. Die erste Person bringt die andere jedoch dazu, zum Tatort zu gehen, um nachzusehen, was passiert ist.

Szene 21: Woyzeck im Wirtshaus

Woyzeck ist nach seiner Tat gut gelaunt im Wirtshaus; er tanzt und singt. Als es ihm zu warm wird, setzt er sich mit seiner Tanzpartnerin Käthe hin und ergeht sich in Andeutungen darüber, dass man nie wissen könne, wann man sterbe und auch Käthe irgendwann tot sein werde, was sie jedoch nicht verstehen kann. Als er sie auffordert zu singen, kommt sie seiner Bitte nach.

Nach kurzer Zeit entdeckt Käthe Blut an seiner Hand. Dies zieht auch die Aufmerksamkeit weiterer Gäste auf sich. Woyzeck erschrickt, weil er nicht aufgepasst hat, und behauptet, sich geschnitten zu haben. Der Wirt entdeckt dann jedoch am Ellenbogen desselben Arms noch mehr Blut. Dazu sagt Woyzeck, er habe damit das Blut von der Hand abgewischt, und merkt in seiner Aufregung nicht, dass dies nicht möglich sei. Dem Wirt fällt dies jedoch sehr wohl auf, und auch der Narr beginnt analysierend einen Märchenfetzen von sich zu geben, in dem es darum geht, dass ein Riese Menschenfleisch rieche, welches für ihn stinke. Dies kann man so deuten, dass die Leute der Riese seien und Woyzeck der Mensch, der gefunden werde. Woyzeck verliert daraufhin die Beherrschung und fragt, ob ihn jemand für einen Mörder halte. Ihm ist bewusst, dass er sich sehr wahrscheinlich verraten habe; deshalb ergreift er die Flucht.

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