Zinsstrukturtheorien und Merkmale verschiedener Anleiheformen
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Theorien zur Erklärung der Zinsstrukturkurve
Wie erklären sich die verschiedenen Formen, die die Zinsstrukturkurve annehmen kann? Es gibt zwei Haupttheorien:
- Theorie der Erwartungen
- Theorie der Marktsegmentierung
1. Theorie der Erwartungen
Die Theorie der Erwartungen unterteilt sich in drei Hauptformen:
a) Reine Erwartungstheorie
Nach dieser Theorie spiegeln die Forward-Preise ausschließlich die Erwartung zukünftiger Kassakurse wider. Statistisch gesehen stellen sie eine objektive Schätzung der zukünftigen Kassakurse dar.
b) Liquiditätsprämien-Theorie
Um einen Anleger zum Kauf langfristiger Anleihen zu bewegen, muss der Zinssatz zumindest höher sein als der Durchschnitt der erwarteten zukünftigen Zinssätze. Es wird angenommen, dass eine Prämie für das Risiko angeboten werden muss, die mit zunehmender Laufzeit der Anleihe steigt.
c) Theorie des bevorzugten Habitats (Preferred Habitat Theory)
Anleger möchten ihre Investitionen in kürzester Zeit liquidieren, während Kreditnehmer und Entscheidungsträger langfristige Liquidität wünschen.
2. Theorie der Marktsegmentierung
Für diese Theorie wird die Form der Zinskurve durch Angebot und Nachfrage von Vermögenswerten innerhalb jedes Laufzeitsegments bestimmt.
Merkmale und Arten von Anleihen
Nullkuponanleihen (Zero-Coupon Bonds)
Merkmale:
- Sie werden mit einem Abschlag zum Nennwert ausgegeben.
- Es werden keine Zinsen gezahlt.
- Das Kapital (Nennwert) wird bei Fälligkeit zurückgezahlt.
Tilgungsanleihen (Amortizing Bonds)
Merkmale:
- Das Kapital wird in Raten über die Laufzeit der Anleihe zurückgezahlt.
- Die Zinsen werden zusammen mit einigen oder allen Tilgungszahlungen entrichtet.
Anleihen mit Tilgungsaufschub (Grace Period Bonds)
Merkmale:
- Die Rückzahlung des Kapitals beginnt erst nach einer bestimmten Anzahl von Schonfristen (m).
- Zinsen können entweder sofort ab Emission gezahlt werden oder erst ab der ersten Tilgungszahlung zusammen mit den Abschreibungen.
Festverzinsliche oder variabel verzinsliche Anleihen
Funktionen: Die Definition hängt davon ab, ob ein fester oder variabler Zinssatz gezahlt wird. Die Form der Emission hängt ab von:
- Der Struktur der Aktiva und Passiva des Emittenten.
- Den Aussichten auf Zins- oder Marktbedingungen.
Hinweis: Manchmal wird anstelle einer festverzinslichen Anleihe eine variabel verzinsliche Anleihe ausgegeben und gleichzeitig ein Zinsswap (Passiv-Swap) abgeschlossen. (Dieses Konzept wird im Derivate-Bereich erweitert.)
Spezielle Anleiheformen (Einschließlich Risiken)
Diese Anleihen kombinieren oft die Merkmale der oben genannten Verfahren mit zusätzlichen Optionen oder Aufgaben.
Wandelanleihen (Convertible Bonds)
- Sie verbinden die Funktionen einer regulären Anleihe mit einem Optionsrecht.
- Der Anleger erhält Zins- und Tilgungszahlungen wie bei einer regulären Anleihe.
- Sie können durch die Ausübung des Optionsrechts in neue Aktien umgewandelt werden.
Anleihen mit Optionen (Bonds with Warrants)
- Kombinieren eine Anleihe mit einem Optionsschein (Warrant).
Kündbare Anleihen (Callable Bonds)
- Anleihen, die mit einem Kündigungsrecht für den Emittenten ausgegeben werden, um sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem festen Preis zurückzukaufen.
Verkaufbare Anleihen (Putable Bonds)
- Anleihen, die mit einem Verkaufsrecht (Put-Option) für den Anleger ausgegeben werden, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu einem festen Preis zu verkaufen.