Zootecnia: Grundlagen der Tierproduktion und chilenische Viehwirtschaft

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Zootecnia: Definition und Grundlagen

Zootecnia (von griechisch zoon: Tier und techne: Kunst) ist die „Kunst der Tiere“. Sie hat zum Ziel, die Fähigkeiten und Eigenschaften von Haustieren zu verbessern, um sie für den Menschen nützlich zu machen.

  • Die Domestizierung tierischen Ursprungs begann vor 6.000-10.000 Jahren.
  • Tierhaltung/Tierproduktion: Eine integrative Wissenschaft, die Erkenntnisse aus anderen Disziplinen (Genetik, Ernährung, Fortpflanzung etc.) kombiniert und auf landwirtschaftliche Betriebe anwendet, um Ergebnisse zum Nutzen des Menschen zu optimieren (Produktion, Rentabilität, Effizienz, Zufriedenheit).
  • Landwirtschaft: Menschliche Aktivitäten, die sich hauptsächlich auf die Produktion von Lebensmitteln und Fasern durch die Nutzung, Kontrolle und Behandlung von Tieren und Pflanzen konzentrieren. Dies beinhaltet nicht nur den Anbau, sondern auch die Verwaltung von Sammelsystemen.

Der Systemansatz in der Tierproduktion

Ein System ist eine Gruppe von Komponenten, die zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Sie reagieren aufeinander, wenn sie stimuliert oder externen Einflüssen ausgesetzt sind. Ein System ist nicht von seinen eigenen Ausgaben betroffen und muss spezifische Grenzen auf der Grundlage aller wichtigen Feedback-Mechanismen haben (Spedding, 1979).

  • Systemeigenschaften: Interagierende Bestandteile. Sie haben Grenzen, die Eingaben und Ausgaben definieren.
  • Komponenten landwirtschaftlicher Systeme: Landwirtschaft, Viehzucht, wirtschaftliche und soziokulturelle Aspekte.
  • Abgrenzung von Systemen und Teilsystemen: Grenzen und Subsysteme bestimmen. Eingaben/Ausgaben von Systemen definieren.
  • Systemischer und nicht-systemischer Ansatz: Die Funktion eines Systems besteht darin, Eingaben zu verarbeiten und Ausgaben zu produzieren. Es zeichnet sich durch folgende Kriterien aus: Produktivität, Effizienz und Variabilität.

Klassifikation von Viehsystemen

  • Nach Tierart (Rinder, Pferde, Schweine)
  • Nach Art des Produkts (Milch, Fleisch, Wolle, Haare)
  • Nach dem produktiven Zweck
  • Nach Ressourcennutzung (Rasse, Risiko, tierischen Ursprungs)
  • Nach Eingaben (Weide, Arten von Futtermitteln)
  • Nach Managementansatz (Künstliche Besamung, Dosierungsstrategie)
  • Nach mehreren Faktoren gleichzeitig

Vereinfachte Klassifikation: Extensive, semi-intensive und intensive Systeme.

Produktionssysteme in der Tierhaltung

Extensive Systeme

  • Geringe Investitionskosten
  • Niedrige Arbeitskosten
  • Geringe Produktivität
  • Geringe Effizienz
  • Geringe Betriebskosten
  • Geringe Rentabilität
  • Verwendung von natürlichem Grasland ohne Management
  • Beispiele: Pastorale Systeme verschiedener Arten: Rinder, Schafe, Ziegen, Kameliden in Südamerika
  • Systeme mit Wandertierhaltung

Intensive Systeme

  • Hohe Investitionen
  • Hoher Arbeitsaufwand
  • Einsatz spezialisierter Infrastruktur
  • Einsatz von Technologie
  • Hohe Produktivität
  • Hohe Produktionseffizienz
  • Hoher Verbrauch externer Ressourcen (z.B. Futter)
  • Hohe Tierdichte
  • Hohe Rentabilität
  • Beispiele: Schweineproduktion, Geflügelfleisch- und Eierproduktion, Rindermilchproduktion, Rinder-Feedlot-Systeme, Ziegen- und Schafmilchproduktion.

Chilenische Landwirtschaft: Eine ökonomische Perspektive

Bedeutung der Landwirtschaft in Chile

  • Entspricht etwa 4,5% bis 5% des nationalen BIP.
  • Die Landwirtschaft konzentriert sich (gemessen am BIP) zu 66% auf die Regionen VI bis X.
  • 20% bis 30% der nationalen Exporte.
  • Viehexporte (rund 20% der Agrarexporte): Hauptsächlich Schweinefleisch und Geflügel.
  • Importe: Rindfleisch und Milchpulver, sowie Futtergetreide.
  • 12% bis 13% der Beschäftigung.
  • Nur 4% der nationalen Mittel sind für die Landwirtschaft vorgesehen.

Landwirtschaftliche Betriebe in Chile

  • Landwirtschaftszählung (letzte Erhebung 1997): Rund 330.000 Betriebe.
  • Es gibt viele verschiedene Betriebsgrößen: von Subsistenzwirtschaft über Klein- und Mittelbetriebe bis hin zu Großbetrieben, die den Großteil der Ressourcen (54% der Fläche) konzentrieren.
  • Rund 270.000 landwirtschaftliche Betriebe.
  • Die Ziegenhaltung ist typisch für Kleinbauern (Campesinos) und konzentriert sich auf kleine Produzenten.
  • Die Mehrheit der Betriebe konzentriert sich auf Zentral- und Südchile (Regionen IV - X).

Familienbetriebe in Chile

  • Wenig Land.
  • Beschränkter Zugang zu Ressourcen (finanziell, produktiv und technologisch).
  • Sie nutzen Familienarbeitskraft.
  • Starke Verbindung zwischen Produktion und Verbrauch.
  • Die landwirtschaftliche Produktion dient primär der Versorgung der Produktionseinheit und nicht unbedingt der Gewinnmaximierung.
  • Die Landwirte verkaufen ihre Arbeitskraft, um die Reproduktion des Betriebs zu sichern.
  • Unterordnung unter die Märkte.

Wichtige Institutionen im Agrarsektor

  • Ministerium für Landwirtschaft (zuständig für alle Bereiche außer Fischerei)
  • SAG (Servicio Agrícola y Ganadero)
  • INDAP (Institut für Agrarpolitik in Entwicklungsländern)
  • INIA (Nationales Institut für Agrarforschung)
  • FIA (Fonds für landwirtschaftliche Innovation)
  • CNR (Nationale Bewässerungskommission)
  • FUCOA (Fundación Comunicaciones del Agro)
  • ODEPA (Oficina de Estudios y Políticas Agrarias)

Nationale Tierproduktion in Chile

Wirtschaftliche Kennzahlen

  • 13% der nationalen Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft beschäftigt.
  • Forst- und landwirtschaftliche Exporte machen rund 20% der gesamten Landesexporte aus.
  • Agroforstwirtschaftliche Importe betragen etwa 6% des nationalen Gesamtwertes.
  • Handelsbilanz: Exporte minus Importe.
  • Chiles Handelsbilanz weist einen positiven Saldo auf, wobei die gesamten Importe bei 9.000 Mio. Euro liegen.
  • Chile steht weltweit an vierter Stelle im Gesundheitszustand (der Tiere/Produkte).

Regionale Verteilung der Tierhaltung

  • Die Tierhaltung konzentriert sich in Chile hauptsächlich auf die vierte Region.
  • Weiter nördlich dominiert die Subsistenzwirtschaft (insbesondere Ziegen in Region IV).
  • Der zentrale Teil ist ebenfalls landwirtschaftlich geprägt, mit Hühner- und Schweinehaltung.
  • Der Rinderbestand konzentriert sich auf Region X.
  • Die Schafzucht ist in Region XII angesiedelt.

Weiden in Chile

  • Ein großer Teil (über 85%) sind natürliche Wiesen.
  • Gesäte Weiden sind äußerst selten (<5%).
  • Natürliche Weiden: Kurzlebig, hohe Qualitätsvariabilität je nach Niederschlagsmenge des Jahres. Nicht alle natürlichen Weiden sind durch gesäte Weiden austauschbar.

Nationale Fleischproduktion und -konsum

Gesamtproduktion: 1.200.000 Tonnen.

  • Hauptsächlich Geflügel: Hähnchen- und Putenfleisch (550.000 Tonnen).
  • Gefolgt von Schweinefleisch (400.000 Tonnen) und Rindfleisch (200.000 Tonnen).
  • Schafe und Ziegen tragen nur geringe Mengen zur legalen Produktion bei (oft illegaler Verkauf).
  • Fleischkonsum pro Kopf in Chile: 76,6 kg/Kopf.

Fleischexporte Chiles

  • Rindfleischexporte: Volumen: 18.746 Tonnen; Wert: 54,4 Mio. US-$. Hauptziele: Mexiko (51%), Japan (22,8%), EU (14%).
  • Geflügelexporte (2005): Volumen: 70.000 Tonnen; Wert: 133 Mio. US-$. Hauptziele: Mexiko (44%), Japan (8,7%), EU (17,9%).

Grundlagen der Tierproduktion: Ernährung

Bedeutung der Ernährung

Die Ernährung ist eine tragende Säule der tierischen Erzeugung. Ihre Aufgaben umfassen die Sicherstellung von Wachstum und Produktion.

Produktion tierischen Proteins

  • Tierisches Protein: Fleisch, Milch, Eier.

Wege zur Produktion tierischen Proteins

Extensive Weidewirtschaft (Ranching)

  • Tierisches Produktionssystem, das ausschließlich auf natürlicher Weide basiert.
  • Typische Wiederkäuer: Ziegen, Schafe, Kamele, südamerikanische Rinder.
  • Geringer menschlicher Eingriff aus technischer Sicht.

Semi-intensive Viehhaltung

  • Es werden Weiden und andere Futtermittel ("importiert"), die gekauft oder auf einem anderen Teil des Betriebs produziert werden, verwendet.
  • Beispiele: Trockengras, Kraftfutter (Getreide, Kleie).
  • Die meisten Milchviehbetriebe in Chile fallen in diese Kategorie.

Intensive Viehhaltung

  • Verwendung von Konzentraten oder intensiv bewirtschafteten Weiden (oft Monokulturen).
  • Milchkühe werden für ihre hohe Leistungsfähigkeit ausgewählt.
  • Weiden: In Monokultur oder Mischkulturen, die bezahlt und gut verwaltet werden.
  • Konzentriertes Futter: Körner, Getreide, Energiefutter.
  • Eine Kuh kann in Spitzenzeiten der Produktion (für eine begrenzte Zeit) 50-60 Liter Milch pro Tag produzieren.
  • Schweine und Geflügel verzehren hauptsächlich Konzentrate.
  • Produktion von Schweinefleisch, Geflügelfleisch und Eiern.
  • Aquakultur (Pisciculture).

Faktoren der Tierproduktion

  • Genetik
  • Reproduktion
  • Tiergesundheit
  • Ernährung

Tierernährung: Grundlagen und Praxis

Ernährung: Umfasst alle Aspekte der Futterbereitstellung bis zur Verabreichung an die Tiere. Erfordert Kenntnisse über:

  • Qualität der Futtermittel.
  • Formulierung von Diäten und Rationen.
  • Futterherstellung.
  • Versorgung/Management.

Die Ernährungswissenschaft untersucht, wie Tiere Nährstoffe verwerten und ihren Bedarf decken. Sie ist entscheidend für die Fütterung der Tiere.

  • Diät: Eine Mischung von Futtermitteln, die bestimmte Ernährungsbedingungen erfüllt. Sie stellt sicher, dass die Tiere ihren Nährstoffbedarf decken. Diäten werden rationiert.
  • Die Ration: Die Menge an Futter für einen Tag.

Formulierung von Diäten und Rationen

  1. Kenntnis des ernährungsphysiologischen Bedarfs.
  2. Kenntnis der Futterkomponenten.
  3. Berücksichtigung der Futterkosten, da diese den größten Einfluss auf die variablen Produktionskosten haben.
  4. Umweltschutz.

Nährstoffbedarf

Informationen aus internationalen Tabellen:

  1. Absolute Nährstoffmengen pro Tag (g, Mcal), auch für Wiederkäuer und Pferde.
  2. Spezifische Merkmale für bestimmte Tiergruppen (Schweine, Geflügel, Fische).

Futterzusammensetzung

Diese Informationen werden in nationalen Tabellen bereitgestellt:

  1. Nährstoffgehalt in Futtermitteln.
  2. Energiezufuhr für verschiedene Tierarten (variiert je nach Tierart).

Kostenprüfung

Futter ist der wichtigste variable Kostenfaktor in der Produktion. Daher ist es notwendig, Diäten und Rationen zu den geringstmöglichen Kosten zu formulieren.

Umweltschutz

Eine angepasste Ernährung ist notwendig, um überschüssige Schadstoffe (N, P) in den Ausscheidungen zu vermeiden. Notwendigkeit der Wiederverwendung tierischer Abfälle. Formulierung von Futtermitteln, die pflanzliches Material für Schweine und Geflügel besser verwertbar machen (z.B. durch Enzyme, die Phosphor freisetzen, da es sonst unlöslich ausgeschieden wird).

Praktische Aspekte der Tierernährung

Die praktische Tierernährung hängt ab von:

  • Modell des Verdauungstrakts.
  • Zu verwendende Futtermittel.
  • Fütterungsprogramm.

I. Verdauungstyp des Tieres

  • Allesfresser (Geflügel, Schweine)
  • Herbivoren (Einfachmagen / Wiederkäuer)
  • Fleischfresser (Hunde, Katzen)

II. Futtermittelarten

  • Futter (Gras, Kulturpflanzen)
  • Energiefutter
  • Proteinkonzentrate
Grünfutter
  • Weiden:
    • Natürliche: Keine menschliche Interaktion, sehr stabil, natürliche Bewässerung.
    • Verbesserte: Basieren auf natürlichen Weiden, aber in Bereichen, die menschliche Eingriffe ermöglichen. Landwirtschaftliche Maßnahmen können ohne Bodenbearbeitung oder durch Bewässerung und Düngung durchgeführt werden.
    • Ackerland-Weiden (Grünland-Ackerbau): Intensive Nutzung (hoher Ertrag).
  • Futterpflanzen: Pflanzen, die zur Ergänzung der Weide verwendet werden. Anwendungsarten: Direkte Beweidung (rotierende, verbesserte Weiden), Grünfutterernte und Verteilung an die Tiere.
Konservierung und Konzentrate
  • Konservierung:
    • Heu: Trocken, ca. 15% Feuchtigkeit (durch Trocknung).
    • Silage: Beinhaltet Fermentationsprozesse, bis zu 70% Feuchtigkeit.
  • Konzentrate:
    • Getreide: Energie.
    • Nebenprodukte: Kleie.
    • Knollen: Kartoffeln, Rüben, Zuckerrüben (ähnliche Zusammensetzung wie Getreide).
    • Fette: Tierischen, pflanzlichen, marinen Ursprungs.
    • Proteinkonzentrate: Milch- und pflanzliche Nebenprodukte (z.B. Ölsaaten wie Sojabohnen, Derivate).

III. Fütterungsprogramm

Der technische Berater des Betriebs ist für die ordnungsgemäße Fütterung während des ganzen Jahres verantwortlich und sollte diese planen. Zur Optimierung der Leistung und der Produktionsziele einer Tierart sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:

  1. Verteilung der Tierkategorien über das Jahr und Vorhersage des Futterbedarfs.
  2. Planung der Futterernte.
  3. Planung der Futterkonservierung oder -lagerung.

Wettbewerb um Nahrung zwischen Tieren und Menschen

Kategorien des Wettbewerbs

  1. Hochgradig wettbewerbsfähig: Geflügel- und Schweinefleischindustrie, Eierproduktion.
  2. Mittelgradig wettbewerbsfähig: Milchproduktion oder semi-intensive Systeme (unterschiedliche Wettbewerbsgrade durch den Einsatz von Konzentraten).
  3. Nicht wettbewerbsfähig: Rinder, Schafe und Ziegen in natürlicher Weidehaltung ohne externe Futterversorgung. Eine zusätzliche Futterergänzung aus auf dem Land produzierten Futtermitteln ist oft nicht rentabel.

Strategien zur Vermeidung von Wettbewerb

  1. Maximale Nutzung von nicht-landwirtschaftlichen Flächen für extensive und semi-extensive Tierhaltung.
  2. Produktion von Qualitätsprodukten mit den vom Markt geforderten Eigenschaften.
  3. Einsatz möglichst wenig wettbewerbsfähiger Futtermittel, ohne die Effizienz zu beeinträchtigen (bei Geflügel und Schweinen).
  4. Aquakultur (Fischzucht).

Fortpflanzung und Reproduktionsmanagement

Bedeutung für die moderne Viehzucht

Die Reproduktion ist eine Säule der modernen Viehzucht. Heutige Verbraucher sind anspruchsvoll und interessieren sich für:

  • Nahrungsmittelkrise
  • Ernährungssicherheit
  • Produktqualität und Eigenschaften
  • Tierwohl

Vorteile eines effizienten Reproduktionsmanagements

  • Erhöhte Milchproduktion
  • Erhöhung der Nachkommenzahl (reproduktiver Zuwachs)
  • Reduzierung der Ausfallkosten durch Krankheit und unproduktive Tage
  • Verringerung der Verluste
  • Erhöhung des Gewinns

Probleme bei genetischen Reproduktionsstörungen

  • Geringere Ersatzrate
  • Geringerer genetischer Fortschritt
  • Langsames Bevölkerungswachstum
  • Reduzierte Milchproduktion (unabhängig von der Fütterung)

Der Fortpflanzungszyklus und die Fruchtbarkeit in Populationen nehmen jedes Jahr ab (dies geschieht auch in menschlichen Populationen). Stress spielt eine Rolle.

Häufige Beeinträchtigungen der Reproduktion

  • Geburt: Kritische Phase für das Individuum (Hilflosigkeit). Die perinatale Sterblichkeit (innerhalb von ca. 72 Stunden nach der Geburt) ist bei Neugeborenen hoch. Normalwerte: 25%, d.h. 1 von 4. Nach den ersten Wochen ist die Sterblichkeit nicht mehr so hoch.
  • Paarung: Bei der natürlichen Befruchtung gibt es in der Regel keine Probleme bei der Deckung oder der Brunstausprägung. Das Problem liegt eher bei der künstlichen Befruchtung oder der Brunsterkennung. Brunst ist eine Verhaltensänderung bei weiblichen Tieren, die durch Umwelteinflüsse gehemmt werden kann. Ein großes Problem ist der Fehler bei der Brunsterkennung.
  • Embryonale Sterblichkeit: Sehr hoch, bis zu 50%. Dieses Problem ist schwer zu erkennen.
  • Embryonale Mortalität: Wenn der Embryo stirbt.
  • Aborte: Wenn ein Fötus verloren geht (2-3%). Bestimmte Krankheiten wie Brucellose, Leptospirose etc. können Aborte verursachen.
  • Der Geburtszeitpunkt ist für die Mutter ein belastendes Ereignis und eine Phase vieler metabolischer Veränderungen (Anpassung).

Faktoren, die die Fortpflanzungsfähigkeit beeinflussen

  • Genetik: Keine Rasse ist besser als eine andere, es geht um genetische Merkmale.
  • Ernährung: Wichtigster kurzfristiger Effekt.
  • Klima: Klimatischer Stress (Temperatur). Hitze ist für die Tierart viel schädlicher (ca. 25°C). Ab dieser Temperatur können Reproduktionsprobleme auftreten. Variiert je nach Spezies.
  • Gesundheit: Bestimmte Krankheiten beeinträchtigen die Fortpflanzung (schwächende Krankheiten, chronischer Parasitismus etc.).
  • Management: Die Art und Weise, wie Tiere behandelt und verwaltet werden (Tierwohl, Fütterungsfrequenz, Personalbetreuung, Unterbringung). Stress ist ein Faktor für die Reproduktionsfähigkeit.

Pubertät: Der Zeitpunkt, an dem die Brunst einsetzt. Sie hängt vom Alter und anderen Faktoren ab. Beim Vergleich genetischer Unterschiede und Ferkel gleichen Alters, bei denen nur die Fütterung variiert, zeigen sich Unterschiede in der Ausprägung des Ovarialzyklus und der Brunst.

Brunstzyklen bei Haustieren

  • Poliöstrisch (ganzjährig): Kuh und Sau.
  • Saisonal poliöstrisch (Kurztag): Schafe und Ziegen.
  • Saisonal poliöstrisch (Langtag): Stute.
  • Monoöstrisch: Hündin.

Stuten, Schafe und Ziegen werden saisonal gedeckt, um Nachkommen in bestimmten Zeiträumen zu erhalten.

Hormone und ihre Rolle

  • Östrogen: Entspannt den Gebärmutterhals, fördert die Schleimproduktion, stimuliert die Immunität (Zeitraum anfälliger für Infektionen).
  • Progesteron: Bereitet die weiblichen Tiere auf die Trächtigkeit vor. Unterdrückt Paarungsverhalten, regt den Appetit an, unterdrückt die Immunität, schließt den Gebärmutterhals, stimuliert die Produktion von Uterindrüsen.

Brunstdauer und Zyklus bei Haustieren

ARTENZyklus (Tage)Brunst (Stunden)
Schaf17 (14-19)30 (20-42)
Ziege21 (19-23)38 (20-80)
Kuh21 (19-23)12 (4-24)
Schwein21 (19-23)44 (1,5-4 Tage)
Stute21 (10-37)6 Tage (1-12)
Hündin-9 Tage (4-13)

Spermienkonzentration und künstliche Besamung

Eber und Hengste ejakulieren große Mengen Sperma mit niedriger Spermienkonzentration. Ein Stier ejakuliert hingegen ein Volumen von 5 ml mit einer Konzentration von 1.000 Millionen Spermien pro ml, d.h. ein Stier hat 5.000 Millionen Spermien pro Ejakulat. Die Dosis für eine Trächtigkeit beträgt etwa 20 Millionen Spermien, sodass ein Ejakulat eines Stiers ausreicht, um 250 Kühe zu besamen. Für 1.000 Kälber wären 1.000 Kühe und 1 Stier (mit 4 Ejakulationen) nötig.

Deckung und künstliche Besamung

  • Natürliche Deckung
  • Künstliche Besamung

Vorteile der künstlichen Besamung

  • Erreichen von Nachkommen ausgewählter Männchen
  • Maximierung des genetischen Fortschritts
  • Seuchenbekämpfung (männliche Tiere)
  • Überwindung von Schwierigkeiten bei der natürlichen Deckung
  • Behebung von Subfertilität (kleine Populationen, Inzucht, geringe Fruchtbarkeit)
  • Transport von genetischem Material (gefrorenes Sperma)
  • Erhaltung bedrohter Arten (Fruchtbarkeit unter Druck)

Anwendungen der Geschlechtsselektion (Sexing)

  • Auswahl männlicher Nachkommen für schnelles Wachstum (Fleischproduktion).
  • Auswahl weiblicher Nachkommen für die Remontierung (Milchvieh).
  • Bei Färsen (Erstkalbinnen) werden weibliche Nachkommen bevorzugt, da sie kleiner sind.
  • Bei älteren Kühen können männliche Nachkommen bevorzugt werden, da sie größer sind.
  • Produktion von Zuchtbullen.
  • Kommerzielle Vorhersagegenauigkeit: 85-90%.

Embryotransfer

Sowohl Kühe als auch Stuten sind aus reproduktiver Sicht ineffizient: Eine junge Kuh ist fast ein Jahr lang trächtig. Wenn der Eisprung größer als 1 ist (Superovulation) und ein Eierstock 30 Corpora lutea (30 Eier) aufweist, wird dies durch die Gabe von FSH oder Choriongonadotropin erreicht. Das weibliche Tier kann nicht 10 Föten gleichzeitig tragen. Diese Embryonen werden entnommen und in weibliche Empfängertiere eingesetzt. Die Entnahme erfolgt 7-8 Tage vor der Implantation der Blastozyste. Diese Embryonen können behandelt und auf andere weibliche Tiere übertragen werden. Bei Stuten ist dieser Transfer chirurgisch, bei Kühen ist das Verfahren der künstlichen Besamung ähnlich.

Trächtigkeitsdauer und Wurfgröße

TIERARTTrächtigkeitsdauer (Tage)Wurfgröße (Anzahl)
Schaf1501-3
Ziege1502-3
Kuh2801
Sau1156-14 (Durchschnitt 12)
Stute3301
Hund604-12 (abhängig von Rasse)

Trends in der Tierproduktion

Entwicklungen in der Branche

  • Professionellere Produzenten
  • Mehr Technologie
  • Mehr Tierärzte und Berater
  • Mehr Tiere pro Arbeitskraft
  • Bessere Ausbildung des Personals
  • Weniger Ackerland
  • Größere Herden
  • Höhere Tierproduktion je Beschäftigten
  • Mehr Tiere pro Betrieb
  • Geringere individuelle Betreuung
  • Herausforderung: Geringere Fruchtbarkeit

Ziele eines Herden-Gesundheitsprogramms

Die Aufrechterhaltung der Tiergesundheit und eine effiziente Produktion, die mit dem maximalen Gewinn für die Erzeuger vereinbar ist. Der Tierarzt muss von einem Kostenfaktor zu einer hochprofitablen Investition werden.

Erfolgreiche Arbeitsteams

  • Ein enthusiastischer Produzent/Eigentümer
  • Ein fortschrittlicher und engagierter Tierarzt
  • Ein kompetentes Informationssystem
  • Kompetentes Personal

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