Zweisprachigkeit & Sprachnormalisierung: Definitionen & Konzepte
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Zweisprachigkeit: Definitionen und Formen
Der Begriff Mehrsprachigkeit, oder genauer Zweisprachigkeit, bezieht sich auf den Gebrauch von zwei oder mehr Sprachen durch eine Einzelperson oder eine Gemeinschaft sowie auf die Kommunikation zwischen Sprechern verschiedener Sprachen. Die Zweisprachigkeit ist ein vielschichtiges Phänomen, das sich in sehr unterschiedlichen Fällen äußert:
Individuelle Zweisprachigkeit
Die individuelle Zweisprachigkeit beschreibt die Verwendung von zwei Sprachen durch dieselbe Person. Hierbei lassen sich verschiedene Formen unterscheiden:
- Symmetrische Zweisprachigkeit: Beide Sprachen werden gleichwertig beherrscht.
- Asymmetrische Zweisprachigkeit: Eine Sprache wird besser beherrscht als die andere.
- Instrumentelle Zweisprachigkeit: Eine zweite Sprache wird aus praktischen Gründen erlernt.
- Passive Zweisprachigkeit: Man versteht die andere Sprache, spricht sie aber nicht oder möchte sie nicht sprechen.
- Aktive Zweisprachigkeit: Man versteht und spricht die andere Sprache aktiv.
Territoriale Zweisprachigkeit
Die territoriale Zweisprachigkeit tritt auf, wenn zwei Sprachgemeinschaften in einem geografischen Gebiet leben, das sprachlich in zwei separate Bereiche unterteilt ist. Die Verfassung solcher Staaten erkennt oft zwei Landessprachen an, die jeweils in ihren spezifischen Gebieten offiziellen Status haben. Dies bedeutet, dass innerhalb eines Staates offiziell einsprachige Gebiete existieren, die zusammen die territoriale Zweisprachigkeit des Gesamtstaates bilden.
Soziale Zweisprachigkeit
Die soziale Zweisprachigkeit beschreibt die Verwendung von zwei Sprachen im selben Gebiet, wobei eine Sprache indigen ist und die andere hinzukommt. Je nach Ausmaß der Verbreitung der Fremdsprache in der aufnehmenden Gesellschaft kann die Zweisprachigkeit verbreitet oder beschränkt sein:
- Bei verbreiteter Zweisprachigkeit gibt es oft Ko-Amtssprachen.
- Bei beschränkter Zweisprachigkeit ist eine der Sprachen nicht offiziell anerkannt.
Es ist selten, dass der Anwendungsbereich beider Sprachen identisch ist und sie gleichberechtigt nebeneinander existieren. In einer Gesellschaft, die nicht sprachlich neutral ist, sind stabile und weit verbreitete Fälle von Zweisprachigkeit selten zu beobachten. Stattdessen entwickelt sich oft eine Hierarchie zwischen den Sprachen, die zu einer instabilen und konfliktreichen Sprachsituation führt, welche sich schließlich zugunsten der dominierenden Sprache entscheidet.
Die verborgene soziale Zweisprachigkeit birgt oft einen sprachlichen Konflikt, der das Gleichgewicht der Sprachen stört und dazu führt, dass eine der beiden Sprachen gegenüber der anderen an Boden gewinnt – ein Phänomen, das als Diglossie bekannt ist. Dabei unterscheidet man zwei Sprachen: eine Prestigessprache, die in formellen Kontexten verwendet wird, und eine andere, die in informellen und umgangssprachlichen Kontexten zum Einsatz kommt.
Sprachnormalisierung: Erhalt und Wiederbelebung
Die Sprachverschiebung beginnt mit der Bilingualisierung der Muttersprachler einer ursprünglich nachrangigen Sprache zugunsten einer neuen Sprache. Dieser Prozess kann mit der Einsprachigkeit in der neuen Sprache und dem Aussterben der ursprünglichen Sprache enden.
Die Stabilität einer Sprache ist nur durch ihre Standardisierung und einen sozialen Prozess der Spracherholung aus dem Rückgang gewährleistet. Ziel ist es, die Sprache wieder zu einem aktiven und regelmäßigen Kommunikationsmittel in ihrer Gemeinschaft zu machen.