Analyse von Szene 5 in Georg Büchners "Woyzeck"

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Szene 5: Analyse

Der Hauptmann und Woyzeck

Woyzecks Eile und die Langeweile des Hauptmanns

Woyzeck rasiert den Hauptmann, der ihn ermahnt, sich nicht so zu hetzen (Vgl. Z. 1). Er legt ihm dar, dass er nur Langeweile haben wird, wenn er seine Aufgaben zu schnell erledigt und dadurch Freizeit hat. Dies zeigt das mangelnde Einfühlungsvermögen des Hauptmanns, denn für Woyzeck ist diese Tätigkeit eine unter mehreren, die er ausführt, um seinen schmalen Sold aufzubessern. Er beeilt sich, um möglichst rasch zum Doktor zu kommen, an dessen Ernährungsexperiment er teilnimmt. Auf die Ausführungen seines Vorgesetzten geht er nicht weiter ein, sondern gibt ihm lediglich formelhaft mit "Ja wohl, Herr Hauptmann" Recht (Z. 8).

Die Melancholie des Hauptmanns und seine moralischen Ansichten

Der Hauptmann legt Woyzeck seine Melancholie dar, die aus Langeweile und ständiger Wiederholung (die Drehung der Erde um die Sonne) herrührt. Er meint, man brauche immer eine Beschäftigung, um nicht in Langeweile zu verfallen (Vgl. Z. 9ff.). Gleichzeitig teilt er dies in "gut" und "schlecht" ein. Das bedeutet, dass sich ein guter Mensch nicht hetzt, ein schlechter jedoch schon (Vgl. Z. 18ff.). Da Woyzeck mit keiner seiner Äußerungen aus der Reserve locken kann, fragt er ihn nach dem Wetter (Z. 20) und demütigt ihn, indem er eine unmögliche Windrichtung angibt (Süd-Nord) (Z. 25) und sich nach Woyzecks Zustimmung dazu über seine Dummheit lustig macht. Es geht ihm also nicht wirklich um ein Gespräch, sondern er will sich selbst durch die Erniedrigung eines anderen besser fühlen.

Der Hauptmann und die Moral

Dies führt er dann noch weiter, indem er auf Woyzecks Mangel an Moral wegen seines unehelichen Kindes anspielt (Vgl. Z. 31ff.), aber gleichzeitig betont, dass dies der Garnisonspfarrer gesagt habe. Das zeigt sein mangelndes Rückgrat, da er Kritik nicht direkt äußert. Darauf reagiert Woyzeck nun und verweist auf Gott, der sich allen Kindern zuwendet (Z. 35ff.). Diese unerwarteten Widerworte bringen den Hauptmann aus dem Konzept. Woyzeck führt dann weiter aus, dass er es sich als armer Mann nicht leisten kann, moralisch zu sein und er so wie alle anderen armen Menschen weder hier auf der Erde noch im Himmel Seligkeit finden kann (Vgl. Z. 42ff.), da Arme überall arbeiten müssen. Im Himmel müssten sie dann beim Donnern helfen (Z. 46).

Die Tugend des Hauptmanns und Woyzecks Antwort

Der Hauptmann verweist wieder auf Woyzecks fehlende Tugend und hebt seine eigene hervor (Z. 48), da er nur den Frauen hinterherschaut, ohne sich ihnen unsittlich zu nähern. Dies könnte auch seinen mangelnden Erfolg bei den Frauen zeigen, den er hinter seiner vermeintlichen Tugendhaftigkeit versteckt. Woyzeck führt daraufhin noch einmal aus, dass es mit Geld einfach ist, tugendhaft zu sein und er es eigentlich sein wollte, wenn er könnte (Vgl. Z. 56ff.). Woyzeck darf Marie nämlich nicht heiraten, da ein Soldat für eine Hochzeit nachweisen musste, dass er über einen bestimmten Geldbetrag verfügt. Der Sold reicht aber dafür nicht aus.

Das Ende des Gesprächs

Der Hauptmann lenkt daraufhin ein, da er offenbar von Woyzecks Argumentation überfordert ist. Er bezeichnet Woyzeck als guten Menschen (Z. 63), obwohl er ihm vorher vorgeworfen hat, dies gerade nicht zu sein. Er schlägt dann wieder den Bogen zum Beginn des Gesprächs und ermahnt Woyzeck zur Langsamkeit (Vgl. Z. 64ff.). Dies zeigt, dass das Gespräch nichts gebracht hat, da am Ende alles wieder wie zu Anfang ist. Der Hauptmann wollte sich lediglich selbst darstellen und seine Überlegenheit auskosten.

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