Der Aufstieg des lateinamerikanischen Romans: Vom Realismus bis zum magischen Realismus
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Der Aufstieg des lateinamerikanischen Romans
Die Anfänge
Die lateinamerikanische Erzählung entwickelte sich erst mit der Ankunft der Romantik und des Sittengemälden im 19. Jahrhundert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts festigte sich das Genre mit dem aus Europa importierten Realismus und der Moderne.
Der realistische Roman
Realistische Erzähler konzentrierten sich auf das schwierige Leben in den amerikanischen Republiken, mit kritischer Bewertung und Absicht. Zu den wichtigsten Vertretern gehören Mariano Azuela (Mexiko), Rómulo Gallegos (Venezuela), Ricardo Güiraldes (Argentinien) und Eustasio Rivera (Kolumbien). Diese Romane thematisieren die Unterdrückung der indigenen Völker, wie in Werken von Jorge Icaza und Ciro Alegría. Der lateinamerikanische strukturalistische Roman spiegelt die Auswirkungen von Militärdiktaturen und Revolutionen wider und prangert die Herrschaft der nationalen Oligarchien an.
Neue narrative Methoden: Magischer Realismus
Ab 1940 erlaubten neue Themen und Erzählmethoden den lateinamerikanischen Romanen und Erzählungen, den traditionellen Realismus zu verdrängen. Ohne die politischen, sozialen und indigenen Themen des Realismus aufzugeben, kamen existenzielle und städtische Geschichten hinzu. Die Innovationen wurden von einer strengen Sprachbehandlung begleitet. Das Ergebnis ist eine Erzählung – Roman oder Kurzgeschichte –, die eine Mischung aus Realität, Fantastischem und Unheimlichem erschafft.
Der Begriff "Magischer Realismus" stammt vom italienischen Schriftsteller Massimo Bontempelli. Die Verschmelzung von Realität und Fantasie hat ihre Wurzeln in mittelalterlichen Geschichten, Märchen und Ritterromanen. Jorge Luis Borges, Miguel Ángel Asturias und Juan Rulfo trugen maßgeblich zur Blüte des magischen Realismus bei.
Wichtige Vertreter des Magischen Realismus:
- Jorge Luis Borges: "Der Schöpfer" oder "Das Buch aus Sand"
- Manuel Mujica Láinez: "Bomarzo" oder "Hier wohnte"
- Miguel Ángel Asturias: "Herr Präsident"
- Alejo Carpentier: "Die Kathedrale"
- Juan Rulfo: "El Llano en llamas" oder "Pedro Páramo"
Die neuen Erzähler der 60er Jahre
In den 60er Jahren wandten sich die hispanischen Erzähler von den Vorgängern des magischen Realismus ab und zeigten eine klare Präferenz für existenzielle, politisch-soziale, städtische und indigene Themen. Die formalen Innovationen ähneln denen des experimentellen oder strukturellen Romans. Die Sprache ist einfach, aber reich an neuen Ausdrucksmöglichkeiten, lexikalischer Vielfalt und poetischer Schönheit.
Die kulturelle Isolation Spaniens nach dem Krieg erklärt den Mangel an Wissen über die zeitgenössische lateinamerikanische Erzählung. In den 60er Jahren kam es zu einem "Boom" des lateinamerikanischen Romans mit Autoren wie Mario Vargas Llosa, Ernesto Sábato, Alejo Carpentier und Carlos Fuentes.
Wichtige Vertreter des lateinamerikanischen "Booms":
- Ernesto Sábato: "Über Helden und Gräber" / "Der Tunnel"
- Julio Cortázar: "Bestiarium" / "Geheime Spiele"
- Gabriel García Márquez: "Hundert Jahre Einsamkeit"
- Mario Vargas Llosa: "Das grüne Haus" / "Die Stadt und die Hunde"
- Carlos Fuentes: "Der Tod des Artemio Cruz"
- Sergio Pitol: "Die Kunst der Fuge"
- Elena Poniatowska: "Hasta no verte Jesús mío"
- Fernando del Paso: "Nachrichten vom Imperium"
- Laura Esquivel: "Bittersüße Schokolade"