Das Buch der guten Liebe: Satire und Moral im 14. Jhd.

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Mester de Clerecía im 14. Jahrhundert

Das Buch der guten Liebe von Juan Ruiz, dem Erzpriester von Hita, und die Werke des Kanzlers Pero López de Ayala sind die wichtigsten Vertreter des Mester de Clerecía des 14. Jahrhunderts. Diese Epoche zeigt bedeutende Veränderungen: Die Einheitlichkeit des Strophenbaus (Cuaderna Vía) wird aufgebrochen und häufig durch andere Versformen ersetzt. Gelehrte und religiöse Inhalte weichen einem starken Realismus, sei es in Form der fröhlichen Satire bei Juan Ruiz oder der gesellschaftlichen Kritik bei López de Ayala.

Die Absicht von Juan Ruiz

Wir haben nur wenige vage Angaben über die tatsächliche Existenz von Juan Ruiz. Angesichts der Merkmale seines Werkes wäre es nicht verwunderlich, wenn der Autor seine Identität verborgen hätte und der Erzpriester nur der fiktive Protagonist des Buches wäre. Das erste Problem des Buches der guten Liebe ist seine Zweideutigkeit.

Zweideutigkeit und moralischer Zweck

In der Einleitung erklärt der Autor seine moralische Absicht. Anschließend sagt er, dass die weltliche Liebe töricht sei (loco amor) und wer sie suche, nur zeitweilige Freude finde, während die „gute Liebe“ (buen amor) allein die Liebe zu Gott sei. Es ist daher möglich, an den moralischen und didaktischen Zweck des Erzpriesters zu glauben, da die meisten Liebesbeziehungen, die der Protagonist erlebt, unbefriedigend enden. Darüber hinaus ist das Buch gespickt mit moralischen Abschweifungen in ernstem Ton, von Liedern an die Jungfrau Maria bis hin zu Sentenzen, bei denen es schwerfällt, an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln.

Handelt es sich um eine wahre moralische Absicht oder ist es ein Vorwand, um einige lustige, manchmal erotisch gefärbte Geschichten zu erzählen? Die Zweifel werden jedoch nicht zerstreut. Denn nach einigen Strophen, die Maria gewidmet sind, folgt die Erzählung über den Streit zwischen einem Griechen und einem Römer, die sich nur durch Gesten verständigen. Diese Episode soll den Leser auf die Zweideutigkeit des Buches der guten Liebe aufmerksam machen. Daher besteht die Möglichkeit, das Buch der guten Liebe eher als eine Einladung zum Genuss der Freuden der Liebe denn als eine didaktische Abhandlung zu verstehen.

Parodie und bürgerlicher Geschmack

Vielmehr scheint es, dass der Erzpriester die literarischen Formen des Mester de Clerecía nutzt, um eine Parodie zu schaffen, die sein Publikum unterhalten und zum Lachen bringen soll. Möglicherweise will Juan Ruiz damit den Geschmack einer neuen sozialen Gruppe, des Bürgertums, treffen. Er interessiert sich in Wirklichkeit für das menschliche Verhalten und die irdischen Freuden. Die bürgerliche Ideologie öffnet die Tür zu einer anti-heroischen Literatur, respektlos gegenüber den Werten des mittelalterlichen Rittertums und Klerus. Darüber hinaus ist das Buch der guten Liebe voll von Sprichwörtern und umgangssprachlichen Wendungen.

Struktur und Stil des Werkes

Originalität und Vielfalt

Weitere Merkmale des Werkes sind ohne Zweifel seine Originalität und Vielfalt. Es handelt sich um eine fiktive Liebesautobiografie, deren Handlung manchmal schwer zu folgen ist und die mit anderen Stoffen vermischt ist, welche der Erzpriester im Allgemeinen umwandelt und parodistisch aufbereitet.

Hauptkomponenten des Buches

Die Komponenten, aus denen das Buch der guten Liebe besteht, sind sehr unterschiedlich. Die wichtigsten sind:

  • Die Liebesabenteuer des Protagonisten: Nach seinen früheren Misserfolgen erhält der Erzpriester Ratschläge von Don Amor (Herr Liebe) und Doña Venus. Diese raten ihm, die Frau, die er liebt, selbst zu umwerben oder die Hilfe einer Vermittlerin (alcahueta) in Anspruch zu nehmen (eine Vorläuferin der Celestina). Es folgen weitere Liebesbegegnungen, und das Buch klingt aus mit der erwiderten Liebe zur Nonne Doña Garoza, die jedoch stirbt, woraufhin der Erzpriester vorgibt, sich mit einer Buße zu trösten.
  • Nachahmung einer anonymen Komödie des 12. Jahrhunderts, des Pamphilus de amore: Der Held ist Don Melón de la Huerta. Er verliebt sich in die junge Witwe Doña Endrina und gewinnt ihre Liebe durch Täuschung. Juan Ruiz ändert die Namen der Originalfiguren und verleiht der Geschichte mehr Realismus und Lebendigkeit. Vor allem führt er die neue Figur der Trotaconventos ein, der Kupplerin, die Don Melón hilft.
  • Der allegorische Kampf zwischen Don Carnal und Doña Cuaresma (Frau Fastenzeit): Dies ist eine Parodie auf die in Epen beschriebenen Schlachten. Don Carnal, begleitet von Rebhühnchen, Ferkeln und anderen Köstlichkeiten, kämpft tapfer gegen Doña Cuaresma, die von allerlei Fastenspeisen (oder allegorisch von Tugenden/Sünden) umgeben ist. Der Kampf symbolisiert den Widerstreit zwischen den fleischlichen Genüssen und den kirchlichen Fastengeboten. Dieses Ringen wird besonders in den Tagen der Fastenzeit deutlich. Wenn diese Zeit endet, übernimmt der entfesselte Don Carnal wieder die Herrschaft über die Welt.
  • Zahlreiche Tierfabeln und vielfältige Erzählungen: Viele davon sind orientalischen Ursprungs. Darunter finden sich einige der amüsantesten und schelmischsten Texte des Erzpriesters.
  • Lyrische Kompositionen: Darunter Gedichte zum Lob der Jungfrau Maria und Liebeslieder.
  • Moralisierende Reflexionen: Proteste gegen das durch die Liebe verursachte Unheil sowie Klagen gegen den Tod sind Beispiele hierfür. Es gibt auch einige andere, schwer zu klassifizierende Elemente.

Sprachliche Merkmale und Realismus

Vielfalt ist auch ein Merkmal des Stils von Juan Ruiz, der sich vor allem durch den Gebrauch der Volkssprache auszeichnet: Sprichwörter und Redensarten, Spitznamen, Wortspiele, Zweideutigkeiten und Witze. Einer seiner wichtigsten Vorzüge ist der Realismus und die Ausdruckskraft seiner Dialoge.

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