Bürgerkrieg im Baskenland (1936-1937)
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Der Beginn des Krieges (Juli 1936)
Der Spanische Bürgerkrieg im Baskenland war von relativ kurzer Dauer. Er erstreckte sich über elf Monate, vom 18. Juli 1936 bis zum 2. Juli 1937. Am 18. Juli initiierte General Mola den Aufstand in Navarra. Unterstützt von Carlisten-Milizen (Requetés) gelang es ihm schnell, das Territorium unter Kontrolle zu bringen. Von Pamplona aus rückten die Truppen nach Norden in Richtung Gipuzkoa vor.
Krieg in Gipuzkoa (1936)
Fragmentierte Verteidigung
Die Verteidigung Gipuzkoas wurde von verschiedenen Komitees und einem öffentlichen Verteidigungsausschuss (Junta de Defensa) organisiert. Es fehlte jedoch ein einheitliches Kommando, was zu heftigen Auseinandersetzungen führte, insbesondere zwischen baskischen Nationalisten (PNV) und Anarchisten (CNT/FAI).
Republikanische Schwächen
Die republikanische Seite litt unter mangelnder Organisation und schlecht ausgebildeten Soldaten. Sie hatten den disziplinierteren und besser geführten Truppen der Aufständischen, insbesondere den Requetés, wenig entgegenzusetzen.
Taktik: Grabenkämpfe
Das gebirgige Gelände begünstigte den Grabenkrieg, der die Kämpfe in dieser Phase dominierte.
Fall von San Sebastián
Nachdem die Rebellen Irun angriffen und die Verbindung zur französischen Grenze kappten, rückten sie auf San Sebastián vor. Trotz teilweise erbitterten Widerstands (Haus-zu-Haus-Kämpfe) gab es Uneinigkeit über die Verteidigung der Stadt zwischen Anarchisten und Nationalisten. Am 13. September 1936 nahmen die Truppen aus Navarra San Sebastián ein. Die Front verlagerte sich daraufhin nach Westen, in Richtung Bizkaia.
Krieg in Bizkaia (1937)
Autonomie und baskische Regierung
In dieser zweiten Phase des Krieges im Baskenland wurde am 1. Oktober 1936 das Autonomiestatut verabschiedet. Die neu gebildete baskische Regierung unter Lehendakari José Antonio Aguirre übernahm die Kriegsführung in Bizkaia. Es wurde eine eigene Polizei (Ertzaintza) und eine eigene Armee (Eusko Gudarostea) aufgestellt sowie eigene Münzen geprägt.
Baskische Strategie
Die baskische Regierung konzentrierte sich auf die Verteidigung Bizkaias, insbesondere durch den Bau des Verteidigungsrings um Bilbao (Cinturón de Hierro, Eiserner Ring). Geplante Gegenoffensiven Richtung Araba, auch um den Druck auf Madrid zu verringern, scheiterten unter anderem an mangelnder Koordination und Unterstützung durch die zentrale republikanische Führung.
Ressourcen und Kräfteverhältnis
Nachdem Franco die Eroberung Madrids vorerst aufgab, konzentrierte er seine Kräfte im Frühjahr 1937 auf die Nordfront. Die nationalspanische Seite setzte deutlich mehr und modernere Ressourcen ein:
- Nationalisten/Rebellen: Etwa 60.000 Soldaten (inklusive italienischer Freiwilligenverbände - CTV), entscheidende Luftunterstützung durch die deutsche Legion Condor, ca. 200 Artilleriegeschütze, über 100 Flugzeuge.
- Baskische Armee: Etwa 40.000 Soldaten (Gudaris), ca. 100 veraltete Geschütze, nur sehr wenige Flugzeuge, geringe Mobilität und Mangel an erfahrenen Offizieren.
Neue Taktiken und Bombardierungen
Die Angreifer setzten eine neue, von der Legion Condor erprobte Taktik ein: massive Bombardierung aus der Luft und durch Artillerie, gefolgt vom Vormarsch der Infanterie. Ganze Städte wurden bombardiert, um die Zivilbevölkerung zu terrorisieren und den Widerstand zu brechen, wie in Durango (31. März 1937) und vor allem Gernika (26. April 1937).
Fall von Bilbao
Trotz des als stark geltenden "Eisernen Rings" (dessen Pläne durch Verrat an die Angreifer gelangten) fiel Bilbao am 19. Juni 1937 in die Hände der nationalspanischen Truppen.
Pakt von Santoña (August 1937)
Nach dem Fall von Bilbao zogen sich Teile der baskischen Armee nach Kantabrien zurück. Dort ergaben sich mehrere nationalistisch-baskische Bataillone (PNV-nahe) in Santoña den verbündeten italienischen Truppen, nicht den Franco-Truppen. Sie unterzeichneten eine Vereinbarung (bekannt als Pakt von Santoña), in der Hoffnung auf eine Evakuierung über See und die Schonung von Industrieanlagen. General Franco erkannte den Pakt jedoch nicht an. Die meisten der kapitulierten baskischen Soldaten wurden inhaftiert und viele später hingerichtet oder zu langen Haftstrafen verurteilt.
Ursachen des Konflikts
Die Ursachen für den Bürgerkrieg waren komplex und tief verwurzelt:
- Sozioökonomische Spannungen: Große soziale und wirtschaftliche Ungleichgewichte zwischen Großgrundbesitzern/Industriellen und Bauern/Arbeitern führten zu ständigen Unruhen und Forderungen nach Reformen.
- Regionale Spannungen: Starke Bestrebungen nach regionaler Autonomie, besonders im Baskenland und Katalonien, standen dem spanischen Zentralismus gegenüber.
- Politische Polarisierung: Eine tiefe Spaltung zwischen linken/republikanischen und rechten/konservativen/monarchistischen Kräften.
- Religiöse Konflikte: Spanien war tief gespalten zwischen einem stark katholisch-traditionellen Sektor, der mehrheitlich die Aufständischen unterstützte, und einem oft radikal antiklerikalen Sektor auf Seiten der Republik.
Folgen des Krieges im Baskenland
Das Ende des Krieges im Baskenland und der Sieg Francos in ganz Spanien 1939 brachten keinen Frieden, sondern den Beginn einer langen Diktatur und tiefgreifende Folgen für die Region.
Repression und Zentralisierung
Mit Francos Sieg wurden alle republikanischen Gesetze und Institutionen sowie die kurzlebige baskische Selbstverwaltung zerschlagen. Die Besiegten und alle, die verdächtigt wurden, die Republik oder die baskische Autonomie unterstützt zu haben, wurden systematisch verfolgt. Viele Menschen wurden in Konzentrationslagern und Gefängnissen inhaftiert, zur Zwangsarbeit herangezogen oder ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. Die kastilische (spanische) Sprache wurde als einzige Amtssprache durchgesetzt; der öffentliche Gebrauch anderer Sprachen wie des Baskischen wurde verboten und bestraft.
Verlust der Autonomie
Als besondere Strafe für ihren Widerstand wurden die Provinzen Bizkaia und Gipuzkoa offiziell als "Verräterprovinzen" (provincias traidoras) gebrandmarkt und verloren ihre traditionellen wirtschaftlichen Sonderrechte (Concierto Económico). Navarra und Álava, die sich früh auf die Seite der Aufständischen gestellt hatten, behielten ihre Rechte.
Soziale und wirtschaftliche Stagnation
Der Krieg führte zwar zu politischen Umwälzungen, aber nicht zu einer grundlegenden Modernisierung der sozialen Strukturen. Die traditionellen Eliten (Kirche, Armee, Großgrundbesitzer, Industrielle), die Franco unterstützt hatten, festigten ihre Macht. Die drängenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme des Landes blieben lange ungelöst, da die Diktatur auf Kontrolle, Autarkie und Stagnation statt auf tiefgreifende Reformen setzte.