Descartes und Platon: Philosophie und Politik
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**René Descartes: Begründer des Rationalismus**
René Descartes ist, neben Immanuel Kant, einer der wichtigsten Denker der modernen Philosophie. Descartes lebte im 17. Jahrhundert in Frankreich, Holland und Schweden. Er gilt als Begründer des Rationalismus. Eines der wesentlichen Anliegen seines Denkens war die Entwicklung einer neuen Methode.
**Die cartesianische Methode**
Die Grundlage der cartesianischen Methode, die Descartes auch auf die Metaphysik anwendete, ist die Mathematik. Für Descartes konnte nur das, was durch die Mathematik reduziert werden kann, verstanden werden. Er gab der Vernunft (im Gegensatz zu Tradition, Erfahrung oder Glauben) eine zentrale Bedeutung. Seine Methode identifizierte er mit der mathematischen Methode, die einen höheren Grad an Gewissheit erzielen sollte.
Descartes nutzte die geordnete Struktur der Mathematik, um eine Methode mit vier Regeln zu erstellen:
- Evidenz: Zweifle an allem, woran man zweifeln kann (außer an den Beweisen, die durch geistige Intuition gewonnen werden), um zu einfachen Ideen zu gelangen. Dieser Schritt ist auch als methodischer Zweifel bekannt.
- Analyse: Zerlege das Komplexe in einfache Teile, um Klarheit zu schaffen und Verwirrung zu vermeiden.
- Synthese: Rekonstruiere das Wissen deduktiv aus den einfachen Elementen.
- Enumeration: Die Deduktion erfolgt schrittweise und wird in einer enumerativen Aufzählung überprüft.
**Der methodische Zweifel und das erste Prinzip**
Descartes wendet diese Schritte auf die Metaphysik an, um einen ersten Beweis zu finden, der das gesamte philosophische System stützt (wie ein mathematisches Axiom). Er findet diesen Beweis mithilfe des methodischen Zweifels. Dieser Beweis muss absolut wahr sein und es muss unmöglich sein, an ihm zu zweifeln.
Descartes zweifelt an folgenden Bereichen:
- Zweifel an den Sinnen: Die Sinne können uns täuschen, daher sind sie kein Gegenstand der geistigen Intuition.
- Zweifel an der Realität: Da wir manchmal Träume für die Realität halten, zweifelt Descartes auch an der Realität der Dinge.
- Zweifel am Verstand: Selbst in Träumen gibt es bestimmte Dinge, die immer wahr sind, wie die Mathematik und ihre Axiome. Descartes kann an der sinnlichen Wirklichkeit zweifeln, aber nicht an den Wahrheiten des Verstandes.
- Böser Genius: Descartes argumentiert, dass es möglicherweise einen bösen Genius gibt, der uns über die Wahrheiten des Verstandes täuscht.
Nachdem Descartes an allem gezweifelt hat, bleibt nur eines sicher: Es ist unmöglich zu bezweifeln, dass man gezweifelt hat. Da Zweifel eine Denkweise ist, können wir sicher sein, dass wir denken und daher existieren („Ich denke, also bin ich“).
Das erste Prinzip der Erkenntnis ist also, dass wir als denkende Wesen existieren. Das Selbst ist die Grundlage des Wissens und der Methode selbst, die dazu dient, die Existenz anderer Dinge deduktiv zu beweisen.
**Platon: Politik und Tugend**
Platon war einer der bedeutendsten Denker aller Zeiten. Er wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. in Athen geboren. Er war ein Schüler des Sokrates und entwickelte eine kritische Haltung gegenüber der Demokratie, insbesondere nach der Verurteilung des Sokrates zum Tode.
**Politik und Tugend**
Platon sah die Politik als ein technisches Wissen, das aus dem Scheitern des Menschen resultiert, alleine zu überleben. In der griechischen Polis hatten Frauen, Sklaven und Ausländer kein Mitspracherecht. Platon interessierte sich schon als Kind für Politik, beteiligte sich aber aufgrund seines Misstrauens gegenüber dem herrschenden System nicht aktiv daran. Für Platon ist die Polis der Ort, an dem der Mensch sein Bestes gibt und Tugend erreicht. Er konzentrierte sich jedoch mehr auf die Seele, die er als unsterblich ansah und die gepflegt werden muss. Durch die Pflege der Seele wollte Platon die Politik verbessern.
**Die Organisation der Gesellschaft: Die Republik**
In seinem Werk „Der Staat“ (Politeia) beschreibt Platon einen idealen Staat, der auf Tugend und Gerechtigkeit basiert. Gerechtigkeit versteht er als Ordnung und als die richtige Ausrichtung der Seelenteile. Der gerechte Staat sollte folgendermaßen aufgebaut sein:
- Herrscher-Philosophen: Sie sind die Weisen und Klugen, die die Bürger führen. Sie kennen die Welt der Ideen (das Gute und Gerechte) und können die Bürger auf den Weg der Gerechtigkeit führen.
- Wächter: Sie sind die Mutigen und Starken, die die Bürger verteidigen. Ihre Tugend ist die Tapferkeit.
- Bauern, Handwerker und Händler: Sie produzieren die notwendigen Güter für das Leben der Bevölkerung. Sie haben als Einzige das Recht auf Privateigentum. Ihre Tugend ist die Besonnenheit.
Wenn alle diese Klassen ihre spezifische Tugend ausüben, wird Gerechtigkeit erreicht. Die Stände können je nach den Tugenden der Individuen gewechselt werden. Auch Frauen können sich beteiligen.
**Entartete Staatsformen**
Platon entwickelte eine Geschichtsphilosophie, die den Prozess der Korruption und des Scheiterns von Staatsformen beschreibt. Er unterschied folgende Staatsformen:
- Aristokratie: Die beste Staatsform, die Herrschaft der Gerechten und Weisen. Da nichts ewig währt, entartet auch die Aristokratie irgendwann. Die Herrschenden verbünden sich mit den Kriegern gegen das Volk und es entsteht die Timokratie.
- Timokratie: Diese Staatsform bewahrt noch einige Tugenden der Aristokratie. Sie wird jedoch von Wut und Ehrgeiz beherrscht und entartet in die Oligarchie.
- Oligarchie: Diese Staatsform wird von Habgier und Gier beherrscht. Es kommt zu einer Spaltung zwischen Reichen (die regieren) und Armen, die sich schließlich erheben und die Demokratie errichten.
- Demokratie: In dieser Staatsform regiert das Volk und die Freiheit ist das höchste Gut. Da das Volk aber nicht immer weise ist, kann es sich irren und einen Tyrannen wählen, um das Chaos zu beenden.
- Tyrannei: In dieser Staatsform liegt die Macht in den Händen eines Einzelnen, der die Ordnung wiederherstellt und die Interessen des Volkes verteidigt, aber auch seine eigenen Interessen verfolgt und alle beseitigt, die ihm im Weg stehen.