Desinfektionsmittel und Antiseptika: Eigenschaften und Anwendung

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Alkohol: Antiseptikum und Desinfektionsmittel

  • Level:

    Niedrig
  • Konzentration:

    70% oder 96%
  • Desinfektionszeit:

    ≥ 10 Minuten
  • Wirkungsspektrum:

    Bakterien, Mykobakterien, Pilze und umhüllte Viren
  • Wirkmechanismus:

    Künstliche Austrocknung und Denaturierung von Proteinen
  • Anwendung:

    Nicht-kritische Bereiche und medizinische Händedesinfektion
  • Nachteile:

    Inaktivierung durch organisches Material, Hautreizend, nicht zur Wundheilung geeignet
  • Achtung:

    Entzündlich

Formaldehyd: Starkes Desinfektionsmittel

  • Level:

    Hoch
  • Nachteile:

    Ätzend, krebserregend, reizt Atemwege und Augen
  • Vorsichtsmaßnahmen:

    Masken, Handschuhe. Nicht für die Umwelt geeignet

Glutaraldehyd: Hochwirksames Desinfektionsmittel

  • Level:

    Hoch
  • Konzentration:

    2%ige Lösung. In Kombination mit 7% Phenol (Phenolat-Glutaraldehyd) ist es weniger toxisch und ätzend
  • Desinfektionszeit:

    20 bis 45 Minuten. 6 Stunden für die Abtötung bakterieller Sporen
  • Wirkungsspektrum:

    Bakterien, Pilze, Mykobakterien und Viren (milde Wirkung)
  • Anwendung:

    Desinfektion von Dialysegeräten, Beatmungsgeräten, Anästhesiegeräten. Nicht auf nicht-kritischen Materialien anwenden, da es toxisch ist
  • Nachteile:

    Sensibilisierung durch Einatmen oder Hautkontakt möglich
  • Vorsichtsmaßnahmen:

    Angemessener Schutz erforderlich, getrennt von anderen Bereichen lagern

Orthophthalaldehyd (OPA): Modernes Desinfektionsmittel

  • Level:

    Hoch
  • Anwendung:

    Kompatibel mit den meisten Instrumenten, auch in Hohlräumen mit Optiken. Kann in automatischen Waschmaschinen verwendet werden

Wasserstoffperoxid: Vielseitiges Desinfektionsmittel

  • Level:

    Hoch (als Desinfektionsmittel), Niedrig (als Antiseptikum)
  • Konzentration:

    3% bis 25%
  • Desinfektionsdauer:

    3 Stunden
  • Wirkungsspektrum:

    Viren, Mykobakterien, Pilze; weniger wirksam gegen Bakterien und deren Sporen
  • Wirkmechanismus:

    Zerstört Zellmembranen und andere Zellbestandteile
  • Anwendung:

    3% als Antiseptikum zur Wundheilung; 6% bis 25% als hochwirksames Desinfektionsmittel für Kontaktlinsen
  • Nachteile:

    Nicht kompatibel mit Zink, Messing, Nickel, Kupfer. Verursacht schwere Augenschäden bei Kontakt
  • Vorsichtsmaßnahmen:

    Kann Gummi, Metalle und Kunststoffe beschädigen. Nicht in engen Hohlräumen injizieren

Phenol: Desinfektionsmittel für nicht-kritische Bereiche

  • Level:

    Mittel bis niedrig
  • Konzentration:

    Produktabhängig
  • Anwendung:

    Desinfektion von nicht-kritischen Oberflächen und Geräten
  • Nachteile:

    Reizt Haut und Schleimhäute, Wirksamkeit nimmt bei Anwesenheit organischer Substanzen ab, starker Geruch, kann bei Säuglingen Hyperbilirubinämie verursachen

Natriumhypochlorit (Bleichmittel): Vielseitig einsetzbar

  • Level:

    Mittel bis hoch
  • Zusammensetzung:

    Handelsübliche Lösungen enthalten ca. 50 g/l aktives Chlor, die Konzentration variiert je nach gewünschtem Einsatzbereich und zu bekämpfendem Keim
  • Desinfektionszeit:

    10 Minuten
  • Wirkungsspektrum:

    Zerstört Viren, Bakterien und Sporen (Wirksamkeit gegen Mykobakterien variabel)
  • Wirkmechanismus:

    Inaktiviert Nukleinsäuren, hemmt Enzyme und denaturiert Proteine
  • Anwendung:

    Oberflächen, Toiletten, Küchen, Wasseraufbereitung, Dialysegeräte
  • Nachteile:

    Materialschädigend, pH-Wert-abhängig. Nicht mit Säuren oder Ammoniumprodukten verwenden, da dies Chlorgas freisetzt. In Kombination mit Formaldehyd krebserregend
  • Achtung:

    In kaltem Wasser verdünnen. Nicht mit anderen Desinfektionsmitteln mischen

Benzalkoniumchlorid: Antiseptikum für Oberflächen

  • Level:

    Niedrig
  • Konzentration:

    Produktabhängig
  • Desinfektionszeit:

    Produktabhängig
  • Wirkungsspektrum:

    Bakterizid gegen Gram-positive Bakterien, unwirksam gegen Gram-negative Bakterien. Aktiv gegen Pilze und umhüllte Viren. Keine Wirkung gegen Mykobakterien und Sporen
  • Wirkmechanismus:

    Inaktiviert Proteine, denaturiert sie und zerstört die Zellmembran
  • Anwendung:

    Desinfektion von Böden, Wänden, Betten, Möbeln
  • Achtung:

    Nicht mit anionischen Tensiden, hartem Wasser oder Baumwolle verwenden. Geringe Toxizität

Povidon-Jod (Betadin): Breitspektrum-Antiseptikum

  • Level:

    Mittel
  • Konzentration:

    7,5% bis 10% als Desinfektionsmittel; 0,75% bis 1,2% als Antiseptikum
  • Desinfektionszeit:

    10 Minuten
  • Wirkungsspektrum:

    Gram-positive und Gram-negative Bakterien, einige Mykobakterien, nicht-umhüllte Viren und Pilze
  • Wirkmechanismus:

    Verändert Proteine und Nukleinsäuren
  • Anwendung:

    Desinfektion von Hydrotherapiebecken, Flaschen, Thermometern, präoperative Hautdesinfektion, kontaminierte oder nicht-kontaminierte Wunden
  • Nachteile:

    Wirksamkeit nimmt in Anwesenheit von alkalischen Substanzen und organischen Stoffen ab. Ätzende Wirkung auf Metalle
  • Vorsichtsmaßnahmen:

    • Allergien möglich.
    • Hinterlässt keine sichtbaren Spuren von Verletzungstendenzen.
    • Kann in Anwesenheit von Pseudomonas und Staphylococcus aureus kontaminiert werden.
    • Die Verwendung von Betadin zur Desinfektion faseroptischer Endoskope kann bei unzureichender Reinigung zu Kontaminationen mit Tuberkuloseerregern führen.

Chlorhexidin: Antiseptikum für Haut und Schleimhäute

  • Level:

    Mittel
  • Konzentration:

    4% in Waschmitteln, 0,1% für Schleimhäute
  • Desinfektionszeit:

    2 bis 20 Minuten
  • Wirkungsspektrum:

    Gegen einige Gram-positive und Gram-negative Bakterien sowie Pilze
  • Wirkmechanismus:

    Verändert die Zellmembran und koaguliert Nukleinsäuren und Proteine
  • Anwendung:

    Antiseptikum für Haut und Schleimhäute, chirurgische Händewaschung, allgemeine Materialdesinfektion
  • Nachteile:

    Inaktivierung durch hartes Wasser, Seifen und Cremes. Aktivität nimmt bei Verdünnung in fließendem Wasser ab
  • Vorsichtsmaßnahmen:

    Haut vor Gebrauch gut reinigen. Nicht mit chlorierten Produkten verwenden (Verfärbungen möglich). Mit destilliertem Wasser verdünnen

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