Einführung in die Wissenschaftstheorie: Definition, Methoden und Wahrheit
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Definition von Wissenschaft
Wissenschaft ist eine Art von Wissen. Im Gegensatz zu gewöhnlichem Wissen, das sich mit dem "Was" begnügt, fragt die Wissenschaft nach dem "Warum". Durch die Verknüpfung von Begriffen können Gesetze formuliert werden.
Definition von Wissen
S weiß p genau dann, wenn:
- S glaubt, dass p.
- S's Glaube an p ist rational gerechtfertigt.
- p ist wahr.
Alle drei Bedingungen sind notwendig und hinreichend.
Definition von wissenschaftlichem Wissen
C weiß T genau dann, wenn:
- C glaubt, dass T.
- C's Glaube an T ist rational gerechtfertigt.
Ein wichtiger Beitrag der modernen Wissenschaftstheorie stammt von Thomas S. Kuhn. In Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen betont er den Einfluss von institutionellen Machtverhältnissen, Wettbewerb zwischen Forschungsgruppen, Finanzierung und gesellschaftlichem Druck auf die Wissenschaft.
Abgrenzungskriterien
Abgrenzungskriterien dienen dazu, Wissenschaft von Pseudowissenschaft zu unterscheiden. Sie entstanden im Wiener Kreis, der eine wissenschaftliche Philosophie entwickeln wollte. Zu den Merkmalen einer rigorosen Wissenschaftssprache gehören:
- Eindeutige Referenz: Begriffe müssen eine klare Bedeutung haben.
- Systematisierung: Antworten auf Fragen müssen geordnet und systematisch sein, mit klarer Unterscheidung zwischen Primärem und Sekundärem, ohne Lücken.
- Einbeziehung von Gesetzen und Theorien: Wissenschaft basiert auf systematischen, präzisen und gut definierten Beziehungen.
- Kohärenz: Wissenschaft sollte keine Widersprüche enthalten.
- Überprüfbarkeit: Wissenschaftliche Aussagen müssen empirisch überprüfbar sein.
Einteilung der Wissenschaften
- Formalwissenschaften: Logik, Mathematik
- Empirische Wissenschaften:
- Humanwissenschaften:
- Theoretisch: Soziologie, Psychologie, Geschichte, Wirtschaft
- Angewandt: Psychotherapie, Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaft, Soziologie
- Naturwissenschaften:
- Theoretisch: Physik, Biologie, Chemie
- Angewandt: Medizin, Pharmazie, Ingenieurwesen
- Humanwissenschaften:
Die klassische Konzeption wissenschaftlicher Theorien
Es gibt drei grundlegende Phasen:
- Die klassische Erkenntnistheorie des Wiener Kreises: Wissenschaftliche Theorien werden als eine Menge von Sätzen konzipiert, die beobachtbare und theoretische Konzepte enthalten.
- Der Historismus: Kuhn argumentiert, dass die klassische Erkenntnistheorie wenig über die tatsächliche Praxis der Wissenschaft aussagt.
- Die Synthese: Formalitäten der klassischen Periode werden auf konkrete wissenschaftliche Beispiele angewendet.
Eine Theorie ist eine Reihe von Gesetzen, die hierarchisch angeordnet sind und dazu dienen, einen Teil der Realität zu erklären und zukünftige Ereignisse vorherzusagen. Sie unterscheidet zwischen beobachtbaren und theoretischen Konzepten. Rudolf Carnap vertrat eine mittlere Position zwischen radikalem Empirismus und theoretischen Konzepten.
Der konstruktive Aufbau wissenschaftlicher Theorien
Dieser Ansatz entstand als Reaktion auf die Unzulänglichkeiten des klassischen Konzepts. Kuhns Werk Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen enthält folgende innovative Ideen:
- Paradigma: Die wissenschaftliche Gemeinschaft teilt eine große Theorie und Forschungsmethoden. Es ist das Abgrenzungskriterium zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft.
- Unterschied zwischen normaler und revolutionärer Wissenschaft.
- Irrelevanz von entscheidenden Experimenten.
- Immunität von Theorien gegenüber experimenteller Falsifizierung.
- Wissenschaftlicher Fortschritt durch Revolutionen.
- Inkommensurabilität von Paradigmen.
- Theorien als komplexe logische Strukturen.
Lakatos führte die Idee eines Theoriekerns und einer Peripherie ein. Der strukturelle Ansatz verwendet formale Sprachen, um die Struktur von Theorien zu analysieren.
Methoden der Wissenschaft
- Induktion: Schlussfolgerung vom Besonderen auf das Allgemeine. Unzuverlässig.
- Abduktion: Schlussfolgerung von Fakten auf eine erklärende Theorie. Kreativ.
- Deduktion: Schlussfolgerung vom Allgemeinen auf das Besondere. Zuverlässig.
- Hypothetisch-deduktive Methode: Kombination von Abduktion und Deduktion.
- Modellierung: Vereinfachte Darstellung der Realität zur Erleichterung der Forschung.
Die Definition der Wahrheit
Wahrheit wurde oft als etwas Verborgenes hinter dem Offensichtlichen betrachtet. Mittelalterliche Philosophen sahen Wahrheit als Übereinstimmung zwischen Intellekt und Welt. In der analytischen Philosophie wird Wahrheit als Eigenschaft von Aussagen betrachtet.
Arten der Wahrheit
- Notwendige Wahrheiten: Immer gültig, analytisch.
- Kontingente Wahrheiten: Unterliegen Revisionen, synthetisch.
Kriterien der Wahrheit
- Evidenz: Direkte Einsicht.
- Autorität: Akzeptanz durch Experten.
- Konsens: Übereinstimmung durch rationalen Dialog.
- Konsistenz: Widerspruchsfreiheit.
- Praktische Folgen: Positive Auswirkungen in der Praxis.
Theorien der Wahrheit
- Redundanztheorie: "Wahr" und "Falsch" sind redundant.
- Bildtheorie: Beziehung zwischen Satz und Wirklichkeit wie zwischen Bild und Abgebildetem.
- Semantische Theorie (Tarski): Wahrheit als Übereinstimmung zwischen Aussage und Welt.
- Kohärenztheorie: Wahrheit als Widerspruchsfreiheit innerhalb eines Sprachsystems.
Wichtige Begriffe der Wissenschaftstheorie
Hier sind einige Definitionen wichtiger Begriffe:
- Abduktion: Schlussfolgerung auf die beste Erklärung.
- Axiom: Grundlegender, unbewiesener Satz.
- Wissenschaftliche Gemeinschaft: Gruppe von Wissenschaftlern in einem bestimmten Fachgebiet.
- Kontingenz: Möglichkeit, dass etwas anders sein könnte.
- Widerspruch: Behauptung von etwas und seinem Gegenteil.
- Abgrenzungskriterium: Merkmal zur Unterscheidung von Wissenschaft und Pseudowissenschaft.
- Deduktion: Schlussfolgerung vom Allgemeinen auf das Besondere.
- Dogmatismus: Festhalten an Meinungen ohne Begründung.
- Evidenz: Klarheit, Unbezweifelbarkeit.
- Trugschluss: Falsches, aber scheinbar richtiges Argument.
- Philosophie: Studium der Rationalität.
- Induktion: Schlussfolgerung vom Besonderen auf das Allgemeine.
- Logik: Studium der Gültigkeit von Argumenten.
- Metatheorie: Theorie über Theorien.
- Paradigma: Gemeinsame Theorie und Methoden einer wissenschaftlichen Gemeinschaft.
- Objekt: Etwas, das unabhängig vom Subjekt existiert.
- Vorurteil: Ungeprüfte Meinung.
- Prinzip: Erster Satz, aus dem andere abgeleitet werden.
- Pseudoproblem: Scheinproblem.
- Polysemie: Mehrdeutigkeit von Wörtern.
- Radikalisierung: Hinterfragung der Grundlagen.
- Subjektivismus: Betrachtung aus der Sicht des Subjekts.
- Theorie: System von Aussagen zur Erklärung der Realität.
- Kohärenz: Widerspruchsfreiheit und Zusammenhalt.
- Konsens: Gemeinsame Zustimmung.
- Holismus: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
- Isomorphie: Gleiche Struktur.
- Reduktionismus: Zurückführung von Elementen auf andere.
- Wahrheit: Übereinstimmung mit der Welt oder Gültigkeit innerhalb eines Systems.