Die Entwicklung Spaniens unter Franco: Von der Autarkie zum Wirtschaftswunder

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Die Entwicklung Spaniens unter Franco

1. Politische Evolution

Die Institutionalisierung des Systems (1957-1975)

Diese Phase begann mit der Liberalisierung der Wirtschaft. Im Februar 1957 ernannte Franco eine Gruppe von Ministern aus dem Opus Dei, die als Technokraten bezeichnet wurden. Die neue Regierung beendete die Überreste der NS-Autarkie und öffnete Spanien für den wirtschaftlichen Neoliberalismus, ausländische Investitionen und den Aufstieg der sechziger Jahre. Dieser Prozess begann mit dem Stabilisierungsplan von 1959.

Die Machtübernahme der Technokraten führte zu einem stockenden Prozess der Öffnung und Liberalisierung. Der Staat blieb eine persönliche Diktatur, trotz einer gewissen Toleranz. Es entstand eine Diskrepanz zwischen den politischen Strukturen und einer Gesellschaft, deren wirtschaftliche Basis und Mentalität sich verändert hatten.

A. Technokratie: Ära des Opus Dei (1957-1969)

Franco versuchte, die Zukunft des Systems zu sichern. Themen wie politischer Pluralismus und die Nachfolge Francos wurden relevant. Trotz der Dominanz der Technokraten gab es auch eine Strömung innerhalb der Falange, die für mehr Offenheit eintrat.

A) Die Institutionalisierung des Regimes

Die Technokraten führten zwischen 1957 und 1965 eine umfassende Verwaltungsreform durch, um die Verwaltung an die wirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Im Jahr 1958 wurde das sechste Grundgesetz verabschiedet, das die Grundprinzipien der Bewegung zusammenfasste. Das siebte und letzte Grundgesetz, das organische Gesetz des Staates, regelte die Nachfolge Francos und ermöglichte eine gewisse öffentliche Beteiligung.

Franco entschied sich für Juan Carlos de Borbón als Nachfolger, um das Funktionieren der Institutionen nach seinem Tod zu gewährleisten.

B) Die politische Strategie der Öffnung

Neben den Technokraten gab es Gruppen, die im Rahmen des wirtschaftlichen und sozialen Wandels mehr Offenheit forderten. Innerhalb dieser Gruppen gab es die Unbeirrbaren (die für absolute Unbeweglichkeit eintraten) und die Öffnungen, angeführt von Fraga und Solis. Beide wurden Minister und versuchten, ihre Ideen durchzusetzen.

Solis setzte sich für politische Reformen ein. Fraga, als Informationsminister, führte 1966 ein neues Pressegesetz ein, das die Zensur abschaffte, aber dennoch viele Einschränkungen enthielt.

Der Matesa-Skandal von 1969, eine Korruptionsaffäre, führte zur Konfrontation zwischen den Technokraten und den Öffnungen. Franco bildete eine neue Regierung, die Carrero Blanco unterstellt war.

C) Die Außenpolitik

Francos außenpolitische Ziele waren die Annäherung an Europa, die Aufrechterhaltung enger Beziehungen zu den USA und die Rückgewinnung Gibraltars. Spanien erreichte in dieser Zeit internationale Akzeptanz. Es wurden Handelsabkommen mit der EWG geschlossen, die Beziehungen zu den USA wurden durch bilaterale Abkommen gefestigt, und der Druck auf Gibraltar wurde verstärkt.

B. Das späte Franco-Regime: Niedergang des Regimes (1969-1975)

Nach der Ernennung von Juan Carlos zum Nachfolger Francos im Juli 1969 wurde Admiral Luis Carrero Blanco Vizepräsident der Regierung und bemühte sich, die Grundlagen für einen friedlichen Übergang zur Monarchie zu legen.

a) Carrero Blanco und das Scheitern der Öffnung (1969-1973)

Nach dem Matesa-Skandal übernahm Carrero Blanco im Oktober 1969 die Regierung. Er verfolgte eine expansive Wirtschaftspolitik, unterzeichnete ein Handelsabkommen mit der EWG und knüpfte diplomatische Beziehungen zu China und der DDR. Bildungspolitische Reformen wurden durchgeführt, aber andere Projekte scheiterten.

Anfang 1973 führte die Konfrontation zwischen den Öffnungen und den Ultrakonservativen zu einer Regierungskrise. Carrero Blanco wurde am 20. Dezember 1973 bei einem ETA-Anschlag ermordet.

b) Regierung Arias Navarro (1973-1975)

Arias Navarro wurde Carrero Blancos Nachfolger. In einer Rede vor dem Parlament im Februar 1974 plädierte er für Reformen. Doch die Opposition forderte weitere Veränderungen. Im April 1974 kritisierte Girón de Velasco die Reformpläne. Arias Navarro zog sich zurück und beendete die Öffnungspolitik.

c) Krankheit des Diktators

Am 9. Juli 1974 erkrankte Franco. Prinz Juan Carlos übernahm vorübergehend das Staatsoberhaupt. Die Beziehungen zwischen Franco und Don Juan waren angespannt.

d) Ungünstige Umstände für das Regime
  • Wirtschaftskrise 1973: Steigende Preise, Arbeitslosigkeit, soziale Instabilität.
  • Entkolonialisierungsprozess: Konflikt um die Westsahara.
  • Externe Faktoren: Nelkenrevolution in Portugal, Druck der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.
  • Wachstum des ETA-Terrorismus.

2. Sozioökonomische Entwicklung

A. Die spanische Wirtschaft

a) Der Stabilisierungsplan (1957-1959)

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten führten 1957 zu einem Wechsel in der Wirtschaftspolitik. Franco bildete eine neue Regierung mit Technokraten aus dem Opus Dei. Der Stabilisierungsplan von 1959 umfasste Maßnahmen zur Reduzierung der Staatsausgaben, zur Öffnung der Wirtschaft und zur Förderung ausländischer Investitionen. Die Auswirkungen waren positiv: Reduzierung der Inflation und Preisstabilität. Aber es gab auch eine Zunahme der Arbeitslosigkeit und die Notwendigkeit von internationalen Krediten.

b) Das spanische Wirtschaftswunder

Ab 1961 erlebte Spanien ein starkes Wirtschaftswachstum. Die industrielle Expansion, niedrige Löhne und ausländisches Kapital führten zu einer diversifizierten industriellen Basis. Der Tourismus wurde zum Motor der Wirtschaft. Die Handelsbilanz war gering, aber die Zahlungsbilanz wurde durch Tourismus und Geldüberweisungen ausgeglichen. Die Entwicklungspläne der Regierung zur Regulierung des Wachstums waren jedoch ein Misserfolg.

c) Die globale Wirtschaftskrise und die Agonie des Regimes (1973-1975)

Der Ölkrieg von 1973 und der Tod Carrero Blancos führten zum Niedergang des Regimes. Die Wirtschaftspolitik war von Freizügigkeit geprägt. Die Folgen waren ein Zusammenbruch des BIP-Wachstums, steigende Inflation und eine negative Zahlungsbilanz. Die Krise offenbarte die Schwächen der spanischen Wirtschaft: Abhängigkeit vom Ausland, hohe Verschuldung und Ineffizienz öffentlicher Unternehmen.

B. Sozialer Wandel

Die wirtschaftliche Entwicklung und der Kontakt mit der Außenwelt führten zu einem gesellschaftlichen Wandel. Der Konsumdenken gewann an Bedeutung. Die neue Generation forderte mehr Freiheit. Die Modernisierung wurde durch den Tourismus und das Fernsehen gefördert. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen stieg.

a) Die Migrationsbewegungen

Die wirtschaftliche Entwicklung führte zu einem ländlichen Exodus. Madrid, das Baskenland und Katalonien waren die wichtigsten Zielgebiete. Die Abwanderungsgebiete lagen hauptsächlich im Landesinneren. Die spanische Emigration nach Europa begann. Die Emigranten schickten Geld nach Spanien, das zur Gründung von Unternehmen verwendet wurde.

b) Das Bevölkerungswachstum

In den sechziger Jahren erlebte Spanien einen Babyboom. Das Bevölkerungswachstum führte zu Problemen bei der Anpassung der Infrastruktur. Das Regime musste Krankenhäuser und Schulen bauen. Das Sozialversicherungssystem wurde 1963 reformiert.

c) Die Modernisierung der Gesellschaft und die Veränderung der Einstellungen

Der Konsum veränderte die Mentalität der Spanier. Der Kontakt mit europäischen Bürgern führte zu einer Veränderung der Werte. Die Schließung des Systems stand im Gegensatz zur Offenheit Europas. Das Fernsehen wurde zum Symbol des Konsums und der Modernisierung.

d) Die Zunahme des Bürgertums

Die Zahl der Bürger und Angestellten stieg. Die neuen Mittelschichten entstanden. Die Kinder dieser Gruppen entwickelten neue Einstellungen zu Tabuthemen. Die Studenten wurden zur Speerspitze des Protests gegen das Regime.

3. Politische Opposition gegen das Franco-Regime

A. Die Phase bis zur Technokratie 1973

Der Kampf gegen Franco war gekennzeichnet durch die Schwächung der äußeren Opposition und die Stärkung der inneren Opposition.

a) Die soziale Opposition

Die soziale Opposition war spontan und nicht von politischen Parteien organisiert. Die Kommunistische Partei spielte eine wichtige Rolle. Die Proteste der Arbeiter nahmen zu. 1964 wurden die CCOO gegründet. Die Studentenproteste gewannen nach 1965 an Dynamik. Die katholische Kirche distanzierte sich vom Regime.

b) Die politische Opposition

Die PCE war die am besten organisierte Oppositionspartei. Ihre Strategie war der Entrismus. Die PSOE war gespalten. Die rechte Opposition bestand aus Monarchisten und Christdemokraten. 1962 fand der Kongress der Europäischen Bewegung in München statt. Das Regime bezeichnete das Treffen als "Verschwörung von München". Die nationalistische Opposition in Katalonien und im Baskenland gewann an Bedeutung. ETA entstand 1959 und begann 1968 mit dem bewaffneten Kampf.

B. Umgestaltung der politischen Opposition am Vorabend des Todes des Diktators (1974-1975)

Die Opposition begann, sich für die Zeit nach Franco zu organisieren.

a) Kräfte außerhalb Spaniens
  • Royalisten: Rückkehr zur konstitutionellen Monarchie.
  • PSOE: Felipe González wurde 1974 zum Generalsekretär gewählt.
  • PCE: Befürwortete eine gemeinsame Front gegen Franco.
b) Die ersten Schritte zur Bildung von Allianzen

Im Juli 1974 wurde der Demokratische Rat in Paris gegründet. Im Juni 1975 initiierte die PSOE die Demokratische Konvergenz-Plattform. Beide Gruppen forderten eine Reform des Regimes.

c) Die Rolle der Öffnungen im Inneren

Der reformorientierte Flügel des Franco-Regimes (Fraga, Fernández Ordóñez, Pio Cabanillas) forderte eine Reform der Institutionen und Gesetze. Sie stimmten mit den Ideen der Demokratischen Konvergenz-Plattform überein.

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