Franco-Regime: Ideologie und Institutionen
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Ideologische Grundlagen des Franco-Regimes
Das 1939 eingeführte neue System hatte von Anfang an sehr klare ideologische Grundlagen:
- Konzentration der politischen Macht bei Franco: Das 'unerschütterliche Bekenntnis' zum Führer (Caudillo) war das zentrale Element des gesamten politischen Gebäudes des Franco-Regimes.
- Antikommunismus: Dieser richtete sich gegen die sogenannten 'Roten', was von der extremen Linken bis zu bürgerlich-demokratischen Republikanern reichte.
- Nationalkatholizismus: Die Kirche hatte den Militärputsch gegen die Republik als 'Kreuzzug' bezeichnet. Im Gegenzug dominierte sie das soziale Leben und das Bildungswesen. Dem Land wurde eine strenge katholische Moral im öffentlichen und privaten Leben auferlegt.
- Traditionalismus: Verwurzelung in einigen Ideen des Traditionalismus (Carlismus), aber vor allem in militärischen Werten, welche die Einheit des Vaterlandes als unantastbaren Wert betrachteten.
- Militarisierung des zivilen Lebens: Dies war eine Konstante während des Regimes.
Das politische System der Diktatur basierte auf dem strikten Verbot politischer Parteien, verbunden mit einer brutalen Repression gegen diejenigen, die die Republik unterstützt hatten. 1937 war die Einheitspartei gegründet worden, die später den Namen Nationale Bewegung (Movimiento Nacional) trug.
Die "Familien" des Regimes
Franco wählte seine Mitarbeiter aus verschiedenen ideologischen Gruppierungen aus, die die sogenannten 'Familien' des Regimes bildeten:
- Falangisten: Die Falangisten wurden nun in eine Einheitspartei unter der absoluten Führung Francos integriert. Ihre Hauptaufgabe war es, das soziale und wirtschaftliche Leben des Landes durch verschiedene Institutionen des Regimes zu kontrollieren.
- Militär: Das Militär genoss Ansehen und politische Macht, war aber Franco vollständig untergeordnet. Einige der wichtigsten Mitarbeiter des Diktators, wie Carrero Blanco, waren Militärs.
- Katholiken: Viele Kader und Führer der Diktatur stammten aus katholischen Organisationen wie dem Opus Dei. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kam es zu einer Distanzierung zwischen Teilen der Kirche und der Diktatur.
- Monarchisten (Carlisten/Traditionalisten): Nach Kriegsende spielten die Carlisten eine untergeordnete Rolle und verloren an politischer Relevanz. Obwohl Franco sich weigerte, die Staatsführung an Don Juan de Borbón abzugeben, arbeiteten viele Monarchisten mit der Diktatur zusammen, vor allem in den ersten Jahren des Regimes.
In der Praxis spielten all diese Familien eine untergeordnete Rolle. Franco achtete stets darauf, dass keine Gruppe zu mächtig wurde, und suchte einen Ausgleich, um seine absolute Macht zu sichern.
Institutionelle Transformationen
Am 19. Mai 1939 wurde der Sieg gefeiert, und Franco verlieh sich selbst das Lorbeerkreuz von San Fernando. Am nächsten Tag übergab er sein Schwert an Kardinal Gomá, den Primas von Toledo, als Geste der Allianz mit der Kirche.
Die ersten von Franco unterzeichneten Dekrete erweiterten seine Macht:
- Die Satzung der Falange wurde geändert: Der Vorsitz des Politischen Rates (Junta Política) wurde seinem Schwager Ramón Serrano Suñer übertragen, das Generalsekretariat blieb jedoch unter der Autorität des Diktators.
- Die Zentralverwaltung wurde durch das Dekret vom 8. August 1939 geändert: Die Anzahl der Ministerien wurde festgelegt, das Amt des Vizepräsidenten der Regierung abgeschafft, und dem Staatsoberhaupt wurde die Befugnis erteilt, Gesetzesdekrete ohne vorherige Beratung durch die Regierung zu erlassen.
In Ermangelung einer Verfassung schuf die Diktatur sogenannte Grundgesetze (Leyes Fundamentales), die die fortschreitende Institutionalisierung des Franco-Regimes ermöglichten:
- Arbeits-Charta (Fuero del Trabajo), 1938: Verbot freier Gewerkschaften. Nach faschistischem Vorbild wurde die Vertikale Gewerkschaft (Organización Sindical Española) als Einheitsgewerkschaft unter Kontrolle der Falange eingerichtet.
- Gesetz zur Schaffung der Cortes (Ley de Creación de las Cortes Españolas), 1942: Die Cortes wurden durch indirekte Wahlen (korporatistisch) und durch Ernennung durch Franco selbst besetzt. Ihre Aufgabe bestand darin, über Gesetzesentwürfe zu beraten, stets nach den Anweisungen des Diktators und seiner Berater.
- Charta der Spanier (Fuero de los Españoles), 1945: Ihr Hauptziel war es, dem autoritären Regime ein gemäßigteres Erscheinungsbild zu geben, zu einer Zeit, als nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Siegermächte begannen, die Franco-Diktatur zu isolieren.
- Nationales Referendumsgesetz (Ley del Referéndum Nacional), 1945: Dieses Gesetz erlaubte dem Staatsoberhaupt, Volksabstimmungen (Referenden) anzusetzen, damit das Volk ein Gesetz direkt bestätigen konnte.
- Nachfolgegesetz für das Staatsoberhaupt (Ley de Sucesión en la Jefatura del Estado), 1947: Spanien wurde zum 'Königreich' erklärt, und Franco behielt sich das Recht vor, seinen Nachfolger vorzuschlagen.
- Gesetz über die Prinzipien der Nationalen Bewegung (Ley de Principios del Movimiento Nacional), 1958: Es bedeutete eine Bestätigung der Werte des '18. Juli' (Bezug auf den Putsch von 1936) und eine klare Absage an jegliche politische Vereinigungsfreiheit oder Tätigkeit außerhalb der Bewegung.
- Organisches Staatsgesetz (Ley Orgánica del Estado), 1967: Es schloss den Prozess der Institutionalisierung ab. Es wurde durch ein Referendum gebilligt, das als Plebiszit für die '25 Friedensjahre' Francos inszeniert wurde. Drei Jahre später erfolgte die Ernennung von Prinz Juan Carlos zum Nachfolger Francos mit dem Titel eines Königs.