Miquel Martí i Pol: Leben, Werk und die katalanische Literatur im 20. Jahrhundert
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Miquel Martí i Pol: Leben und Werk
Frühes Leben und literarische Anfänge
Miquel Martí i Pol wurde am 19. März 1929 in Roda de Ter, einer Stadt in der Grafschaft Osona, geboren. Bereits im Alter von 14 Jahren begann er seine Arbeit in einer Fabrik in seinem Heimatdorf. Mit 16 Jahren entdeckte er Jacint Verdaguer und begann, Gedichte auf Spanisch zu schreiben. Im Alter von 19 Jahren wechselte er zum Katalanischen. In diesem Alter erkrankte er auch schwer an Lungentuberkulose, was ihn dazu bewog, sich der Schriftstellerei zu widmen.
Im Jahr 1956 heiratete er Dolors Duocastella, mit der er zwei Kinder hatte.
Krankheit und literarische Wende
Im Jahr 1970 wurde bei Miquel Martí i Pol Multiple Sklerose diagnostiziert. Trotz dieser Krankheit gab er die Poesie nicht auf und veröffentlichte weiterhin Werke. Er starb am 11. November 2003 in seiner Residenz in Roda de Ter.
Was seine literarische Tätigkeit betrifft, so veröffentlichte Miquel Martí i Pol sein erstes Buch, Paraules al vent (Worte im Wind), im Jahr 1954. Es folgten Quinze poemes (Fünfzehn Gedichte) und El poble (Das Volk). Diese drei Werke, die vor 1971 erschienen, werden dem „historischen Realismus“ zugeordnet. Er ist einer der meistgelesenen und beliebtesten Dichter im katalanischen Sprachraum. Neben der Poesie schrieb er auch Prosa und fertigte Übersetzungen an.
Ab 1971 kam es zu einer Wende in Martí i Pols Schaffen und Leben: Da er aufgrund seiner Multiplen Sklerose nicht mehr in der Fabrik arbeiten konnte, in der er sein ganzes Leben lang tätig gewesen war, widmete er sich ganz der Literatur, die für ihn zu einem Instrument der Erlösung wurde. In seinen Werken näherte er sich der Realität seiner Krankheit an und schuf eine originelle poetische Welt. Seine Sprache zeichnete sich stets durch eine bemerkenswerte Qualität aus: Sie war einfach, aber keineswegs trivial oder nur für den alltäglichen Gebrauch bestimmt.
Themen und Stil
Zu den Werken, die er nach 1971 schrieb, gehören:
- Vint-i-set poemes en tres temps (Siebenundzwanzig Gedichte in drei Zeiten, 1972)
- La pell de brau (Die Stierhaut, 1974)
- Llibre dels sis sentits (Buch der sechs Sinne, 1974)
- Cinc grafits a la mateixa paret (Fünf Graffiti an derselben Wand, 1975)
- Quadern de vacances (Feriennotizbuch, 1976)
In diesen Werken thematisierte Martí i Pol die Zweifel, die Dramatik und die Zwänge, die seine Krankheit verursachte. Zu den zentralen Themen in seinen literarischen Werken gehören: die Angst vor dem Tod, das Gefühl der Einsamkeit und die Auseinandersetzung mit der Krankheit. All dies schrieb er mit großer Leichtigkeit und ohne Scheu vor expressiver, auch unkonventioneller Sprache.
Späte Werke und Anerkennung
Ab 1975 intensivierte sich sein poetisches Schaffen im Verlauf seiner Krankheit, und er erlangte öffentliche Anerkennung mit der Veröffentlichung der Gedichtbände:
- L'arrel i l'escorça (Die Wurzel und die Rinde, 1975)
- La llarga travessia (Die lange Überfahrt, 1976)
- Cristalls de sang (Blutkristalle, 1977)
Besonders hervorzuheben ist auch Estimada Marta (Liebe Marta, 1978), eine Gedichtsammlung, die den „Jahrestag“ seiner Krankheit thematisiert. Anschließend veröffentlichte er weitere Werke, die sein Themenspektrum erweiterten, darunter L'àmbit de tots els àmbits (Der Bereich aller Bereiche, 1981), dessen Gedichte nationalistische Reflexionen enthalten. Später veröffentlichte er weitere Titel wie Andorra (1984) und Llibre d'absències (Buch der Abwesenheiten, 1984).
Tatsächlich war Martí i Pol ein realistischer Dichter, dessen Poesie stets eine lyrische Komponente aufwies, auch wenn er epische Elemente einführte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Miquel Martí i Pols Werk zu denjenigen gehört, die den Realismus auf präzisere Weise weiterentwickelt haben.
Katalanische Literatur im 20. Jahrhundert: Kontext
Repression und Widerstand
Im Jahr 1939 versuchte man in Spanien, alle Sprachen durch Spanisch zu ersetzen. Das Katalanische verlor erheblich an Boden: Die Regierung schaffte die Autonomiestatute ab, schränkte politische Parteien ein und verbot den öffentlichen Gebrauch der Sprache auf offizieller Ebene. Es versteht sich von selbst, dass die katalanische Literatur zu einer Minderheitenliteratur wurde. Doch die Katalanen wollten dies nicht hinnehmen und organisierten einen kulturellen Widerstand mit Untergrundmagazinen und -publikationen. Eine neue politische und literarische Aktivität setzte ein, obwohl bestimmte katalanische Institutionen noch nicht wiederhergestellt waren und die Zensur fortbestand.
Später, im Jahr 1953, kam es zu neuen Protesten, die zu mehr kultureller Freiheit und dem Aufkommen neuer Künstler wie Joan Brossa führten, sowie zu grundlegenden Publikationen für das Sprachenlernen.
Entwicklungen in Valencia und Mallorca
In Valencia und auf Mallorca war die Repression gegen die Muttersprache nicht so stark, nicht weil ihre Bewohner weniger für ihre Sprache kämpften, sondern weil die Proteste dort weniger offen waren. Es entstand einer der ersten Verlage: Editorial Torre, dank dessen verschiedene Autoren wieder zur Kultur fanden und neue valencianische Werke entstanden. Dieser Verlag war an der Schaffung der Gramàtica Valenciana beteiligt.
Abschließend lässt sich sagen, dass einheimische Schriftsteller der Nachkriegszeit eine intellektualistische Poesie und Literatur mit religiösem und spirituellem Sinn bevorzugten.
Nachkriegsliteratur und Carles Riba
Ende der vierziger und in den fünfziger Jahren wurde Carles Riba zu einem Bezugspunkt für junge Autoren und die katalanische Kultur. Seine moralische Strenge gab jenen, die das Vertrauen in ihre eigene Kultur verloren hatten, neuen Halt. Er schuf zwei Strömungen der Poesie: die erste in post-symbolistischer Tradition und die zweite als Vorreiter neuer Wege.
Veränderungen ab 1959
Im Jahr 1959, nach dem Tod von Carles Riba, kam es zu einer Reihe von Veränderungen in der Literatur:
Katalonien
Es entstand der Wunsch, die Diktatur zu konfrontieren. Autoren wie Salvador Espriu und Mercè Rodoreda fanden ein neues Publikum, da die Diktatur der katalanischen Literatur größere Freiräume zugestand und der Zwang deutlich nachließ.
Valencia
Der um den Verlag Torre entstandene Kreis löste sich auf, und die Ansichten wurden allmählich radikaler. Man strebte eine Normalisierung der Realität an, die Valencia in der Vergangenheit erlebt hatte. Neue Verlage und Buchhandlungen entstanden, und der Zustrom von Studierenden an die Universität Valencia, die in ihre Heimat zurückkehrten, nahm stark zu.
Konflikte und neue Strömungen
In den sechziger Jahren kam es zu einem Konflikt zwischen der symbolistischen Ästhetik und einer neuen Literatur, die der Bekämpfung der Diktatur dienen sollte: dem historischen Realismus. Diese Literatur zielte darauf ab, die Menschen zu befreien. In den siebziger Jahren wurden die Werke von Joan Brossa und J.V. Foix wiederentdeckt, die zu Vorbildern für jüngere Autoren wurden und den Wunsch nach einer Poesie teilten, die keinen anderen Zweck als die Literatur selbst hatte.