Nietzsche: Kontext und philosophische Einflüsse
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Nietzsche: Ein Denker im Kontext seiner Zeit
Die industrielle Revolution und ihre Folgen
Die fünfte industrielle Revolution war geprägt von einer Verlagerung von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg der Beschäftigtenzahlen und zur Vermögensbildung einer neuen Klasse, der Bourgeoisie. Aufgrund dieser Veränderungen entwickelten sich die Arbeiterbewegung und der liberale Kapitalismus, die die Erwartungen und die politischen Forderungen des Bürgertums steigerten. Diese Forderungen wurden im Laufe des Jahrhunderts in demokratischen Systemen mit Verfassungen umgesetzt. Nietzsche sah darin ein Symptom des Niedergangs, da die Idee der Gleichheit die Menschen uniformiere und die Entstehung von kritischen, persönlichen und autonomen künstlerischen Individuen verhindere, die dem Ideal von Nietzsches *Übermenschen* näher kämen.
Die deutsche Einigung und der Nationalismus
Diese Zeit war auch die der deutschen Einigung, die auf nationale Interessen reagierte, die sich in ganz Europa ausbreiteten und zur Errichtung von Nationalstaaten führten. Ihnen gegenüber bevorzugte Nietzsche die Idee der Überwindung des Staates und setzte damit die Linie von Persönlichkeiten wie Napoleon fort.
Kultureller Umbruch: Die Lebensphilosophie
Kulturell gab es eine Reaktion gegen den Realismus. Es entstand die *Moderne*. Der Impressionismus und in Zentraleuropa gab es eine Erneuerung der europäischen Kultur, die das Primat des Lebens geltend machte. Dies war eine neue Bewegung: **Die Lebensphilosophie**.
Dominierende philosophische Strömungen
Die dominierenden philosophischen Strömungen dieser Zeit waren:
- Comtes Positivismus: Dieser sah den Fortschritt durch das Gesetz der drei Stadien getrieben: das theologische, das philosophische und das positive Stadium.
- Darwins Evolutionstheorie: Darwin stellte die Prinzipien der Evolution heraus, die zur natürlichen Auslese durch den Kampf um die Existenz und das Überleben des Stärkeren führen.
- Sozialismus (Owen, Proudhon, Fourier, Saint-Simon, Marx und Engels): Sie übten Kritik am kapitalistischen System, prangerten dessen Missstände und Mängel an und schlugen gleichzeitig eine neue, gerechtere Wirtschafts- und Sozialordnung vor.
- Der historische Materialismus von Marx: Dieser sieht die Geschichte als einen Prozess der Reifung der menschlichen Spezies, um Mittel zur Befriedigung der Bedürfnisse zu produzieren. Die Bildung von Eigentum und Arbeitsteilung wirkt sich auf die Entwicklung der Produktion aus, führt aber auch dazu, dass der Mensch von seiner Arbeit und sich selbst entfremdet wird. Der Klassenkampf treibt die Geschichte voran.
- Vitalismus: Dessen Achse ist die Erhöhung der Lebenskraft und des Affektiven gegenüber dem Rationalismus der Zeit. Er verteidigt den Irrationalismus und die Bejahung des Lebens als die fundamentale Realität des Menschen. Seine Vertreter sind Nietzsche, Ortega y Gasset, Schopenhauer und Bergson.