Nietzsches Philosophie: Wille zur Macht, Ewige Wiederkehr & Nihilismus
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Nietzsches Philosophie
Die vorgeschlagene Konstruktion: Der Wille zur Macht
In dieser Phase seiner Philosophie beschäftigt sich Nietzsche mit den Themen Wille zur Macht, Übermensch und Ewige Wiederkehr des Gleichen.
Der Wille zur Macht und der Übermensch
Der Wille ist für Nietzsche keine menschliche Fakultät, sondern die Kraft, die alles hervorbringt, auch den Menschen. Während Schopenhauer den Willen als Wunsch versteht, sieht Nietzsche ihn als Macht, mehr zu wollen, alles zu wollen. Für Nietzsche ist der Wille keine unabhängige Fakultät. Nicht ich habe einen Willen, sondern umgekehrt: Der Wille bringt mich hervor und zerstört mich auch wieder, wie die Sonne, die im Meer versinkt. Nietzsches Übermensch ist der Mensch, der mehr will als bisher für möglich gehalten wurde, der jenseits von Gut und Böse steht.
Die ewige Wiederkehr des Gleichen
Die ewige Wiederkehr des Gleichen bedeutet, dass alles, was passiert, sich immer wieder wiederholt. Nietzsche erklärt diese Idee mit der Annahme, dass die Kraft der Welt endlich und die Zeit unendlich ist, wodurch sich alles auf die gleiche Weise immer wieder neu kombiniert. Nietzsche war von diesem Gedanken fasziniert und suchte nicht so sehr nach einer Antwort darauf, ob die ewige Wiederkehr stattfindet, sondern wie sie stattfindet. Zwischen der ewigen Wiederkehr und dem Willen zur Macht sah Nietzsche einen Widerspruch. Er stellte Fragen wie: Kann der Wille stärker sein als die ewige Wiederkehr? Er beantwortete diese Fragen nicht, da sie die natürliche Ordnung in Frage stellen. Gibt die ewige Wiederkehr dem Ich zu viel Bedeutung? Letztendlich ist der Wille, der sich diese Fragen stellt, der König Dionysos, der als Kind spielt oder als kosmische Kraft, die auf Bären reitet. Trägt er die Last der Wiederholung in der Welt?
Nietzsche schwankte zwischen diesen Ideen, bis er zu dem Schluss kam, dass der Wille alles ertragen kann.
Die Kunst als hermeneutischer Schlüssel
Nietzsche glaubte, dass die Vernunft nicht ausreicht, um die Wirklichkeit zu verstehen. Wenn Weisheit nicht mehr zum Logos gehört, kann die Wissenschaft nicht länger das Modell für die Philosophie sein. Nietzsche erlangte seine Lehre nicht durch die Vernunft, sondern im Widerstand gegen sie. Daher kann man sagen, dass Nietzsches Lehre nicht einfach gesagt, sondern verschlüsselt wurde. Seine Philosophie erfordert daher eine Interpretation, eine Hermeneutik, da ihr Inhalt in einer Struktur verborgen ist, die zufällig entstanden ist. Die Ablehnung der Vernunft führt zu folgenden Annahmen:
- Das Thema der Philosophie selbst ist dunkel.
- Die Undurchsichtigkeit der Realität entspricht der Schwäche des Intellekts.
Darum muss Nietzsches philosophisches Wissen als Kunst und nicht als Wissenschaft betrachtet werden.
Die Krise der illustrierten Vernunft
7.1. Nihilismus
Nietzsche sah die gesamte westliche Kultur – Metaphysik, Erkenntnistheorie, Anthropologie, Moral, Religion – als nihilistisch an. Die westliche Metaphysik (platonisch-christlich) hat eine illusorische und unwirkliche Welt geschaffen, die lediglich Ausdruck der menschlichen Hilflosigkeit ist, das Leben zu akzeptieren. Das gilt auch für Religion und Werte. Für Nietzsche ist Nihilismus die Unfähigkeit, das Leben zu lieben und wertzuschätzen. Er zieht es vor, sich nichts vorzumachen und die tragische Wahrheit zu akzeptieren, anstatt eine Scheinwelt zu erfinden.
Es gibt zwei Arten von Nihilismus:
- Passiver Nihilismus: Ausdruck der Schwäche des Willens zur Macht. Der Mensch erkennt, dass das, woran er geglaubt hat und was seinem Leben Sinn gegeben hat, in sich zusammenfällt, weil es nichts ist.
- Aktiver Nihilismus: Ausdruck der Stärke des Willens zur Macht. Diese Neubewertung erfolgt nicht durch die Reflexion der Vernunft, sondern durch etwas "Instinktives".
7.2. Atheismus und die Transmutation der Werte
Transmutation der Werte bedeutet nicht, Werte abzuschaffen, sondern sie zu verändern. Bevor Nietzsche diese Veränderung vorschlägt, fordert er die Zerstörung aller traditionellen Werte, die durch die Idee Gottes repräsentiert werden. Für Nietzsche ist die jüdisch-christliche Kultur der Höhepunkt der Täuschung, die den Menschen unterwirft und seine Kräfte unterbewertet. Nietzsche will diese Täuschung aufdecken und begraben. "Gott ist tot" bedeutet, dass der Mensch ohne die transzendente Welt als Quelle aller Wirklichkeit keinen Sinn und keine Orientierung mehr in diesem Leben hat. Ohne Gott ist der Mensch verloren in einer sinnlosen Welt.
Die Schlussfolgerung ist, dass es in der zeitgenössischen Kultur keinen Platz mehr für Gott gibt.
Nietzsches Ziel ist die Zerstörung des Christentums.
7.3. Krise der Werte
Anstelle Gottes tritt nicht der Stärkste, sondern eine Manifestation von etwas Verbreiteterem auf: die "Sklavenmoral", die Moral der Schwachen und Ressentimentgeladenen. Nietzsche erklärt, wie die ursprünglichen moralischen Kategorien "gut" = "edel" und "schlecht" = "gemein" von den Schwachen und Ressentimentgeladenen umgedeutet werden. Nietzsche unterscheidet zwei Arten von Moral:
- Sklavenmoral: Die Moral der Schwachen, die die Werte des Lebens nicht bejahen, sondern Werte der Resignation, des Gehorsams, der Geduld und des Leidens als "gut" ansehen. Als "schlecht" gelten alle Werte des Lebensbejahenden Menschen, wie Lebensfreude und Freiheit.
- Herrenmoral: Die Moral der Starken, die die Werte des Lebens setzen und verwirklichen. Es sind die Menschen, die das Leben, die Freude und die Liebe bejahen.
Den Atheismus mit all seinen Konsequenzen zu akzeptieren, ist der Ausgangspunkt für eine neue Ära.