Politische Unzufriedenheit und Parteienlandschaft in Deutschland: Ursprünge, Entwicklung und aktuelle Herausforderungen

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Politische Wut und sinkende Wahlbeteiligung

Diese politische Wut wurde durch die wachsende Unzufriedenheit der Bürger mit den politischen Parteien hervorgerufen, was zu einem Rückgang der Wahlbeteiligung führte. Nur 3,3 % der Wähler gehören einer Partei an. Das deutsche Parteiensystem ist das Ergebnis einer Reihe von Konfliktlinien (Spaltungen) in seiner Geschichte. Diese lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Anhänger des Kaiserreichs gegen die Feinde des Reichs
  • Republikaner gegen die Feinde der Weimarer Republik
  • Befürworter des vorläufigen Charakters der BRD gegen die Feinde der Teilung Deutschlands
  • Protestantismus gegen Katholizismus
  • Nationalismus gegen regionale Legitimität
  • Arbeiter gegen das Bürgertum
  • Agrarwelt gegen industrielle Welt
  • Flüchtlinge gegen diejenigen, die in ihrer Heimat geblieben sind

Aus diesen Konflikten sind die wichtigsten Parteien in Deutschland entstanden, die durch ihre Positionierung in jedem dieser Aspekte gekennzeichnet sind.

Die fünf großen Parteien im deutschen Parlament

Derzeit haben fünf große Parteien parlamentarische Funktionen:

Christlich-Demokratische Union/Christlich-Soziale Union (CDU/CSU)

Die CDU/CSU tritt bei Wahlen als eine einzige politische Kraft auf, ist aber eigentlich aus zwei Parteien zusammengesetzt. Die CDU war die Erbin der katholischen Zentrumspartei der Weimarer Republik. Ihre Wurzeln liegen im katholischen sozialen Engagement und in Koalitionen.

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ist die älteste sozialistische Partei der Welt und hat ihre Wurzeln in der Sozialistischen Partei von Marx, Engels und Lassalle. In den 1920er-Jahren spaltete sich der linke Flügel aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über den Revisionismus ab und gründete die Kommunistische Partei Deutschlands (Spartakusbund). Die ideologische Entwicklung der SPD, die durch ihre frühe Beteiligung an der Regierungsarbeit in der Weimarer Republik geprägt war, ist von einer kontinuierlichen Abkehr vom Marxismus (1959) und der Hinwendung zum Dritten Weg in den 1990er-Jahren gekennzeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sie sich von einer Klassenpartei zu einer Volkspartei. Trotz der größten Mitgliederzahlen in Deutschland verliert sie Teile der Bevölkerung.

Freie Demokratische Partei (FDP)

Die Freie Demokratische Partei (FDP) erbt die liberale Tradition der Weimarer Republik, umfasst aber auch den progressiven Flügel. Ihre Bedeutung liegt in der zentralen Rolle, die sie oft in Koalitionen spielt, wobei sie in der Regel das Außenministerium besetzt und versucht, sozialdemokratische Positionen in der Regierung durchzusetzen, um ihr liberales Credo weltweit zu verbreiten. Die fast permanente Beteiligung an der deutschen Regierung führt dazu, dass sie als mäßigender Faktor zwischen den beiden großen politischen Kräften wirkt und deren Programme abschwächt.

Bündnis 90/Die Grünen (Grüne)

Die Grünen entstanden 1980 aus der Umweltbewegung und zogen drei Jahre später in den Bundestag ein. Sie nahmen schnell Umweltgruppen, Pazifisten, Feministinnen und Solidaritätsbewegungen unter ihre Fittiche. Sie sind der deutlichste Ausdruck des Wandels von einer sozialen Bewegung zu einer politischen Partei.

Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS)

Die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), die Nachfolgepartei der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), wurde zur Sammelstelle für die Stimmen der Unzufriedenen. Obwohl sie immer noch mit dem stalinistischen Regime der DDR in Verbindung gebracht wird, konnte sie sich vor allem im Osten (insbesondere in Berlin) im parlamentarischen System etablieren. Die neue Ost-West-Spaltung bietet der marxistisch-leninistischen Partei des ehemaligen Ostdeutschlands eine Wachstumschance.

Entwicklung des deutschen Parteiensystems

Das deutsche Parteiensystem entwickelte sich unter der Kontrolle der Besatzungsmächte. Obwohl es eine gewisse Kontinuität mit der deutschen Geschichte gab, gab es einige Unterschiede zur Weimarer Zeit, und föderalistische Tendenzen führten zur Bildung regionaler Parteien. Die soziale Nivellierung durch die wirtschaftliche Entwicklung der Nachkriegszeit, das sogenannte Wirtschaftswunder, ermöglichte jedoch eine Konzentration der Stimmen auf drei große Parteien (CDU, SPD, FDP) und verringerte die Fragmentierung erheblich. Die Grenzlage des Landes zu Osteuropa begrenzte zudem die Möglichkeiten einer radikalen Linken. Die 1953 eingeführte Fünf-Prozent-Hürde sollte die Probleme vereinfachen und die Gründung neuer Parteien praktisch verhindern. Dies betraf vor allem kleine Parteien (am extremen rechten und linken Rand), die aufgrund ihres Radikalismus formal nicht im parlamentarischen Bereich tätig waren.

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