Der Postbote und der Dichter: Mario und Neruda

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Der Postbote von Isla Negra

Im Sommer 1969 entscheidet sich ein junger Fischer, seinen Beruf aufzugeben und Briefträger zu werden. Bei der Post erfährt er, dass er jeden Tag zur Isla Negra fahren muss, um Briefe an Herrn Pablo Neruda zuzustellen.

Liebe und Poesie

Dieser siebzehnjährige Junge, Mario Jimenez, verliebt sich in ein Mädchen namens Beatriz Gonzalez, das mit ihrer Mutter, Doña Rosa, in einer Herberge arbeitet. Mario holt jeden Tag die Post ab, wo ihm der Postmeister Cosme die Korrespondenz übergibt.

Mario verliebt sich in Beatriz und wirbt um sie mit Metaphern, die er von Neruda lernt. Beatriz erwidert seine Gefühle, aber ihre Mutter, Doña Rosa, missbilligt die Beziehung. Sie verbietet Mario den Zutritt zur Herberge und schreibt einen Brief an Neruda, in dem sie Mario als Verführer Minderjähriger bezeichnet.

Politik und Veränderung

Neruda erhält unterdessen einen Brief bezüglich seiner möglichen Kandidatur für die Präsidentschaft der Republik. Obwohl er der Kandidatur nicht viel abgewinnen kann, kommt am 4. September die Nachricht, dass Salvador Allende die Wahl in Chile gewonnen hat.

Neruda hilft Mario, Doña Rosa davon zu überzeugen, der Verlobung mit Beatriz zuzustimmen. Schließlich gibt die Mutter nach, und die beiden heiraten.

Allende ernennt Neruda zum Botschafter in Paris. Mario verliert dadurch seinen Job als dessen persönlicher Postbote. Jedoch sorgt die Regierung der Unidad Popular für neue Impulse im Ort: Das Tourismusministerium entwickelt einen Urlaubsplan für Arbeiter einer Textilfabrik aus Santiago, die nach Isla Negra kommen.

Neruda schickt Mario aus Paris einen Sony-Rekorder mit eingebautem Mikrofon und bittet ihn, die Geräusche von Isla Negra für ihn aufzunehmen. Mario und Beatriz bekommen nach einer Weile einen Sohn, den sie Pablo Neftalí Jimenez Gonzalez nennen (in Anlehnung an Nerudas Geburtsnamen).

Ruhm und Tragödie

Neruda gewinnt den Nobelpreis für Literatur. Mario und seine Familie verfolgen die Neuigkeit im Fernsehen, das in der Herberge aufgestellt wurde.

Kurz darauf wird Neruda krank und stirbt am 23. September 1973, kurz nach dem Militärputsch in Chile. Mario, Beatriz, Doña Rosa und der kleine Pablo Neftalí erfahren davon über den Fernseher in der Herberge. Noch in derselben Nacht (oder kurz darauf, im Kontext des Putsches) wird Mario von Männern (möglicherweise unter der Führung von Labbé) befragt und in ein Auto gezwungen. Im Radio hört er, dass Truppen den Verlag Quimantú besetzt haben und subversive Zeitschriften wie Chile Hoy, Paloma und La Quinta Rueda beschlagnahmt werden.

Ein literarisches Echo

Jahre später erfährt man, dass in der Zeitschrift La Quinta Rueda (Das fünfte Rad), herausgegeben vom Dichter Jorge Teillier, ein Text mit dem Titel Bleistift-Skizze Pablo Neftalí Jimenez Gonzalez erschienen war, an den sich aber niemand mehr erinnern konnte oder der verloren ging.

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