Romantik in der baskischen Dichtung: Dichter des 19. Jhd.

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Einführung in die baskische Dichtung

Wenn Gedichte von Literatur oder Gefühlen sprechen, entstehen in Balladen und Liedern Geschichten vor unseren Augen. Dichtung bietet eine andere Perspektive.

Das Verfassen von Gedichten ist eine anspruchsvolle Kunstfertigkeit. Es ist eine kulturelle Praxis, die Lesen, Verstehen und Genuss erfordert, ähnlich wie das Beherrschen des Alphabets. Daher war ihr Einfluss bis ins letzte Jahrhundert hinein auf eine alphabetisierte Minderheit beschränkt, da die Alphabetisierungsrate niedrig war.

Einflussfaktoren auf die baskische Literatur

Im Baskenland beeinflusste die Entwicklung der Sprache die Literaturentwicklung maßgeblich:

  • Die Alphabetisierung im Baskischen erfolgte größtenteils erst in den letzten 40-50 Jahren.
  • Daher dominierte die mündliche Überlieferung (Volksliteratur) bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.
  • Die Dichter waren oft auch Sänger, die ihre Werke dem Volk vortrugen. Dies war bereits im 16. Jahrhundert bei Bernard Etxepare der Fall und setzte sich in den folgenden Jahrhunderten fort.

Merkmale der Romantik in der Literatur

Der starke Glaube an die Vernunft, wie ihn die Aufklärung vertrat, zerbricht. Romantiker glauben nicht, dass Wohlstand und Wissen allein durch Vernunft erreichbar sind. Stattdessen bevorzugen sie Subjektivität, die Bedeutung des Individuums, Irrationalität, Improvisation, Fantasie, Gefühl und Intuition.

Daher ist das Modell der Welt nicht mehr die Geometrie (Descartes) oder die Mathematik (Newton). Der Weg zur Erkenntnis führt über die Intuition des Dichters. Jeder erschafft seine eigene kreative Welt.

Neue Werte der Romantik

  • Das Ideal
  • Die Sehnsucht nach der Ferne (Urrutia), sowohl zeitlich (Mittelalter) als auch räumlich (Orient).
  • Der Zugang zu diesen Idealen erfolgt oft über Symbole, die Grenzen verschwimmen lassen.
  • Dem Individuum wird volle kreative Autonomie gewährt, gleichzeitig besinnt man sich auf das tief im Volk verwurzelte Wissen. Daraus resultiert eine Wertschätzung für Folklore, Geschichte und die eigene Sprache. Die Sprachen minorisierter Völker gewinnen an Bedeutung.
  • Das Ziel der Kunst ist die Schönheit, erreichbar durch die Freiheit des Künstlers.
  • Das wahre Leben ist nicht das Diesseits. Die Liebe wird oft mit dem Tod verbunden. Die Romantik entstand im Bruch mit den Idealen der Französischen Revolution. Freiheit wird zu einem zentralen Thema, während universelle Ansprüche abgelehnt werden.

Merkmale romantischer Literatur

  • Subjektivismus, die Obsession mit dem Ich (nitasuna). Persönliche Probleme sind zentrale Themen: Liebe, Tod, das Selbst in der Welt, oft projiziert auf ferne Orte und Zeiten. Die Vergangenheit wird idealisiert, um der prosaischen (normalen) Realität zu entfliehen.
  • Landschaft und Wetter spiegeln die innere Verfassung des Schriftstellers wider (Stürme, Wüsten...).
  • Bruch mit neoklassizistischen Formvorstellungen, Mischung der Gattungen usw.
  • Die in dieser Strömung behandelten Probleme sind oft ewig menschliche Themen.

Baskische Dichter des 19. Jahrhunderts

Der Stil der baskischen Dichtung dieser Zeit ist oft durch Improvisation (Bertsolaritza) geprägt. Während die Alphabetisierung langsam fortschritt und eine schriftliche Literatur entstand, entwickelte sich ein neuer Stil: der Stil der halbimprovisierten Dichtung, der sich in den letzten zwei Jahrhunderten im Baskenland stark entwickelte.

Die folgenden Autoren weisen einige gemeinsame Merkmale auf:

Pierre Topet Etxahun (1786-1863)

Leben

Sein Leben, oft Grundlage seiner autobiografischen Verse, war nicht einfach. Geboren in Barkoxe (Soule), hatte er eine unglückliche Kindheit: Die Eltern liebten ihn nicht, da er "von geringer Schönheit" sei. In seiner Jugend verliebte er sich in das Dienstmädchen des Hauses. Die Eltern akzeptierten dies nicht und verheirateten ihn mit der Tochter eines wohlhabenden Hauses. In einem Streit erschoss er den Liebhaber seiner Frau, einen Freund von ihm. Daraufhin verbrachte er mehrere Jahre im Gefängnis. Nach seiner Entlassung unternahm er große Pilgerreisen zu Fuß nach Rom und Compostela und lebte bis zu seinem Tod als Bettler.

Etxahun war sowohl Improvisator (Bertsolari) als auch Dichter. Aufgrund seines Lebens und Werks gilt er als romantischer Dichter.

Werke

Obwohl seine Manuskripte zu Hause verbrannt wurden, sind seine Verse dank der mündlichen Überlieferung und Sammlern erhalten geblieben. J. Haritxelhar hat eine bedeutende Doktorarbeit über Etxahun und seine Verskunst verfasst. Seine Werke lassen sich klassifizieren:

  • Autobiografische Gedichte: Urxapal bat, Mundian malerusik, Bi berset dolorusik, Etxahunen bizitzaren khantoria, Delezius huntan.
  • Satirische Gedichte: Oft kritisch gegenüber Zeitgenossen und fast so bekannt wie die autobiografischen. Beispiele: Ofizialarenak, Gaztalondo handia, Bi ahizpak, Maria Solt eta Kastero, Barkoxeko eliza, Musde Joanes.
  • Gelegenheitsgedichte: Zu Hochzeiten, zu Ehren bestimmter Personen usw.

Kritische Würdigung

Etxahun hatte nur geringe Schulbildung, doch seine Verse und Gedichte sind so bewegend und kunstvoll wie die von gebildeten Dichtern. Besonders hervorzuheben sind seine Satiren: die Verse über den Pfarrer von Barkoxe (Erretorari), Maria Solt Kastero, die Liebe zwischen Alten (Atso-agure) usw. Seine autobiografischen Gedichte sind voller Energie und Gefühl. Die Darstellung seines eigenen Lebens ist von besonderer Leidenschaft geprägt. Kurz gesagt, Etxahun ist ein herausragender romantischer Dichter im Garten der baskischen Poesie.

Jose Maria Iparragirre (1820-1881)

Leben und Werk

Geboren in Urretxu, zog er später nach Madrid. Mit 13 Jahren kehrte er ins Baskenland zurück, um auf Seiten der Karlisten für die baskischen Fueros (Sonderrechte) zu kämpfen. Nach der Niederlage musste er nach Frankreich ins Exil gehen, wo er Zeit zum Dichten und Lesen fand. 1852 kehrte er ins Baskenland zurück und sang zum ersten Mal sein berühmtestes Lied, Gernikako Arbola (Der Baum von Gernika).

Iparragirres Werk umfasst verschiedene Arten von Versen:

  • Patriotische (Aberkoiak): Über das Baskenland, z.B. Gernikako Arbola.
  • Liebesgedichte (Maitasunezkoak): Z.B. Trapu zaharrak (Dunkle Liebe).
  • Humoristische (Umorezkoak): Über Essen, Trinken, Alltag.
  • Widmungsgedichte (Dedikatuak): Z.B. Urretxuko seme bati (An einen Sohn von Urretxu in Amerika).
  • Kritische (Kritikoak): Über das Baskenland und Amerika.
  • Lobpreisende (Gorespenak): Z.B. Aloñamendi.

Indalecio Bizkarrondo "Bilintx" (1831-1876)

Leben

Sein Leben war von Unglück und Leiden geprägt. Als Kind wurde sein Gesicht durch eine zufällig von Karlisten geworfene Bombe entstellt. Er starb an den Folgen einer schweren Verletzung, die er sich ebenfalls durch eine Karlistenbombe während der Belagerung von Donostia-San Sebastián zugezogen hatte.

Werke und Stil

Auch er war im Bereich des Bertsolaritza aktiv und schuf einige der schönsten Bertsopaperak (gedruckte Versblätter) seiner Zeit, oft im Wettstreit mit anderen, wie Juana Bixenta Olabe oder Josefa Antonia Aranberri. Das Hauptthema seiner Dichtung ist die Liebe, oft mit ihren Hindernissen und Leiden. Satirische Verse zeichnen sich durch Strenge und manchmal fehlenden Humor aus.

In seinen Werken finden sich häufig Hinweise auf Gott, Liebe, Tod und Natur. Oft idealisiert er die Liebe, doch die Realität der Hindernisse macht sie zur Quelle der Bitterkeit. Bekannte Themen sind Liebesfreud und -leid (Kontxesirentzat, Maita nazazu arren, Beti zutzaz pensatzen, Juana Bixenta Olabe, Loriak udan, Potajiarena).

Kritische Würdigung

Bilintx gilt als herausragender Dichter. Seine Werke enthalten viele bildhafte Ausdrücke und Vergleiche, die über die bekannten Klischees und Formeln der Bertsolaris hinausgehen. Obwohl Experten seine baskische Sprache manchmal als "holprig" (kaskar) bezeichneten, besteht kein Zweifel daran, dass seine Arbeit die baskische Sprache, insbesondere die poetische Sprache, bereichert hat. Er schuf eine spezifische, ansprechende und suggestive Ausdrucksweise, die zum Modell und zur Quelle für spätere Dichter wurde.

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