Der Spanische Bürgerkrieg: Ursachen, Verlauf und Folgen
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Punkt 16: Der Spanische Bürgerkrieg (1936-1939)
1. Die militärische Revolte: Ursachen und Beteiligte
a) Die Rebellen
Vor dem Aufstand spaltete sich die Armee. Eine Gruppe führender Generäle initiierte die Revolte, die vor allem von den Mittelschichten des Offizierskorps getragen wurde. In vielen Garnisonen übernahmen sie die Kontrolle. Zivilisten verschiedener rechter Parteien unterstützten die Militärrebellen bei der Vorbereitung und Durchführung des Putsches. Die soziale Basis der Rebellen war vielfältig:
- Die traditionelle Oligarchie unterstützte den Aufstand, um ihre durch die Volksfrontregierung gefährdeten Interessen zu verteidigen.
- Die aufstrebende Mittelschicht schloss sich größtenteils an.
- In bestimmten Regionen gab es auch Unterstützung aus den unteren Klassen.
b) Die Ursachen des Aufstands
Die Ursachen waren vielfältig und komplex:
- Verhinderung der Wirtschafts- und Sozialreformen der Volksfrontregierung.
- Wunsch nach Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung.
- Verteidigung traditioneller katholischer Werte.
- Ablehnung der regionalen Autonomien, die als Bedrohung für die Einheit Spaniens angesehen wurden.
- Angst vor einer drohenden proletarischen Revolution.
- Wunsch der Armee, wieder eine entscheidende Rolle im politischen Leben zu spielen.
- Sehnsucht nach einem autoritären Staat nach dem Vorbild der europäischen Faschisten.
- Glaube bestimmter politischer Gruppen, den Staatsapparat dominieren und ihre politischen Programme durchsetzen zu können.
c) Politische Ziele
Die politischen Ziele waren zunächst nicht klar definiert. Das unmittelbare Ziel war der **Sturz der Volksfrontregierung**. Der Aufstand war ursprünglich als schneller Militärputsch geplant, der jedoch scheiterte. Dies führte zu einem langen Bürgerkrieg, der die Republik zerstörte und ein neues Regime etablierte.
d) Die zwei Spanien
Der Aufstand hatte unterschiedlichen Erfolg: Er triumphierte in Galicien, im nördlichen Teil der Hochebene und in Aragon, scheiterte aber im Rest des Landes. Spanien war fortan in zwei Lager gespalten.
e) Ausländische Intervention
Die europäischen Mächte unterzeichneten einen **Pakt der Nichteinmischung**, der in der Praxis jedoch nicht eingehalten wurde. Beide Seiten erhielten **ausländische Hilfe**: Die Nationalisten von Deutschland und Italien, die Republikaner von der UdSSR und den Internationalen Brigaden.
2. Entwicklung des Krieges: Die zwei Spanien
a) Die Nationalisten
* **Sommer 1936:** Die Armee von Afrika überquerte die **Straße von Gibraltar**. Nach der Vereinigung der nationalistischen Truppen begann der **Marsch auf Madrid**. * **Schlacht um Madrid:** Die Nationalisten konnten die Hauptstadt nicht einnehmen. * **Nordfeldzug (1937):** Die Nationalisten eroberten das republikanische Gebiet im Norden. * **Aragon-Feldzug:** Nach einer republikanischen Offensive in Teruel erreichten die Nationalisten das Mittelmeer. * **Schlacht am Ebro:** Diese Schlacht bedeutete den Zusammenbruch der republikanischen Armee und besiegelte den Ausgang des Krieges. * **Eroberung Kataloniens und Kriegsende (März 1939):** Die nationalen Truppen marschierten in Madrid ein.
b) Die Republikaner
Erste Phase (1936-1937)
* **Zusammenbruch des Staatsapparats:** Es entstanden **Komitees, Räte und Milizen**, die die tatsächliche Macht ausübten. Unruhen und Streiks waren häufig und beeinträchtigten die militärischen Operationen. * **Wirtschaftliche und soziale Revolution:** Der Ausbruch des Bürgerkriegs löste eine soziale Revolution aus, die vor allem von **Anarchisten und Sozialisten** vorangetrieben wurde. Die Regierung legalisierte in vielen Fällen die revolutionären Maßnahmen, um die Produktion aufrechtzuerhalten. * **Mangel an innerer Einheit:** Auseinandersetzungen zwischen politischen und gewerkschaftlichen Kräften führten zu Spannungen und Krisen. * **Regierung José Giral (Republikaner):** Bestand weniger als zwei Monate. * **Regierung Francisco Largo Caballero:** Koalitionsregierung aus Vertretern aller politischen Kräfte und Gewerkschaften. * **Anarchisten und Kommunisten** befürworteten die Fortsetzung der Revolution und die Beschleunigung der wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen. * Die **Kommunistische Partei** setzte sich für den Vorrang des Krieges vor der Revolution ein und forderte eine zentralisierte Regierung, eine Volksarmee und ein moderates Sozialprogramm. * Die Auseinandersetzungen zwischen beiden Lagern eskalierten in Straßenkämpfen in Barcelona, die mit dem Sieg der Kommunistischen Partei und dem Sturz der Regierung Largo Caballero endeten.
Zweite Phase (1937-1939)
**Juan Negrín** leitete die republikanischen Regierungen bis zum Ende des Bürgerkriegs. Diese Phase war gekennzeichnet durch:
- Akzeptanz der kommunistischen Losung: Krieg gewinnen, Revolution konsolidieren, Organisation und Disziplin der Armee.
- Versuch der Wiederherstellung des Staates: Stärkung der Autorität, staatliche Eingriffe in die Wirtschaft, Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung.
- Fortsetzung des Widerstands.
3. Das nationalistische Spanien
* **Die Armee:** Sie bildete das **Rückgrat** der neuen Ordnung und rechtfertigte die Übernahme der zivilen Macht. * **Die Kirche:** Sie unterstützte das nationalistische Spanien von Beginn des Krieges an. Der Heilige Stuhl erkannte die nationalen Behörden als einzige offizielle Regierung Spaniens an. * **Die Falange:** Erlebte während des Krieges ein enormes Wachstum. Ihre Ideologie wurde zur Grundlage des neuen Regimes, wobei in der Praxis die Politik der konservativen Rechten dominierte. Die Aufständischen waren sich von Anfang an einig, dass das **vorrangige Ziel der Sieg im Krieg** war. * In Burgos wurde eine **Junta de Defensa Nacional** aus Militärs gebildet. **General Franco** wurde zum Chef ernannt und konzentrierte die militärische und politische Macht in seinen Händen. Er erließ das **Dekret der Vereinigung**, das die **Falange Española Tradicionalista y de las JONS** zur einzigen legalen Partei erklärte. * **Weitere Maßnahmen:** Aufhebung des Scheidungsrechts, Wiedereinführung des Arbeitsgesetzes, Abschaffung des Autonomiestatuts Kataloniens, Einführung der Pressezensur, Wiederherstellung des Jesuitenordens und Wiedereinführung der Todesstrafe.
4. Folgen des Bürgerkriegs
* **Demografische Folgen:** Rückgang der Geburtenrate, erhöhte Sterblichkeit aufgrund von Unterernährung und Krankheiten, etwa eine halbe Million Tote. * **Wirtschaftliche Folgen:** Starker Rückgang der Erwerbsbevölkerung, Verwendung der staatlichen Reserven zur Finanzierung des Krieges, steigende Militärausgaben, Zerstörung von Gebäuden und Verkehrsmitteln. * **Politische Folgen:** **Verlust des demokratischen Staates der Zweiten Republik und Errichtung eines autoritären Regimes unter Francisco Franco.**