Spanische Poesie (50er-70er) & Theater des 20. Jhdts.
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Spanische Poesie: 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
Dieser Überblick beleuchtet Trends, Autoren und repräsentative Werke der spanischen Poesie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die 50er Jahre: Soziale Poesie
Die Dichter verspürten das Bedürfnis, kritisch Zeugnis von der Realität abzulegen und eine engagierte Haltung gegenüber der damaligen Situation in Spanien einzunehmen. Hervorzuheben sind Cantos Íberos von Gabriel Celaya und Pido la paz y la palabra von Blas de Otero, beide 1955 veröffentlicht. Hinsichtlich der Thematik sind das Thema Spanien, soziale Ungerechtigkeit, Entfremdung und der Wunsch nach Freiheit hervorzuheben. Die Sprache ist klar, zuweilen prosaisch, der Ton konversationell, jedoch mit zahlreichen rhetorischen Figuren.
Die 60er Jahre: Poesie des Wissens
Gegen Ende der 50er Jahre trat eine Gruppe von Dichtern hervor, die eine Weiterentwicklung der poetischen Sprache und eine Verlagerung vom Kollektiven zum Persönlichen anstrebten. Sie vertraten die Idee des Gedichts als Akt des Erkennens.
Gruppe von Barcelona: Carlos Barral, José Agustín Goytisolo, Jaime Gil de Viedma...
Gruppe Madrid: Carlos Sahagún, Claudio Rodríguez, José Ángel Valente, Félix Grande...
Obwohl jeder Dichter einem eigenen Weg folgte, lassen sich bestimmte gemeinsame Themen erkennen:
- Der Lauf der Zeit und seine Darstellung des Lebens.
- Die Vergänglichkeit der Liebe.
- Gedichte, die individuelle Erfahrungen widerspiegeln.
- Die Freundschaft.
- Die poetische Schöpfung.
- Reflexion über Poesie und ihre Mittel sowie die Ablehnung übermäßiger Rhetorik.
Die 70er Jahre: Los Novísimos
Im Jahr 1970 veröffentlichte José María Castellet eine Anthologie mit dem Titel Nueve novísimos poetas españoles. Darin vertreten sind folgende Autoren, geboren zwischen 1939 und 1948: Manuel Vázquez Montalbán, Antonio Martínez Sarrión, José María Álvarez, Félix de Azúa, Pere Gimferrer, Vicente Molina Foix, Guillermo Carnero, Ana María Moix und Leopoldo María Panero.
Zwei Merkmale kennzeichnen die Gruppe:
- Die Verbindung von Hochkultur mit Populärkultur (Rockmusik, Film, Fernsehen, Werbung usw.).
- Ein breiter kultureller Hintergrund mit einer Vorliebe für europäische und lateinamerikanische Literatur.
Thematisch findet sich eine Verbindung des Persönlichen mit dem Öffentlichen (z.B. Konsumgesellschaft, Vietnamkrieg). Elemente der urbanen Kultur (Mythen aus Film, Sport etc.) werden einbezogen. Stilistisch wird eine Erneuerung der poetischen Sprache angestrebt.
Spanisches Theater im 20. Jahrhundert
Traditionelles Theater des frühen 20. Jhdts.
Das vorherrschende traditionelle Theater setzt vor allem das Theater des späten 19. Jahrhunderts fort.
Bürgerliche Komödie: Jacinto Benavente
Jacinto Benavente zeichnet sich durch ein Werk aus, das von Zurückhaltung in der Gestaltung von Situationen und Charakteren sowie einem akribischen Realismus in der Inszenierung seiner Stücke geprägt ist. Zu seinen Werken zählen La noche del sábado, Rosas de otoño, La Malquerida und Los intereses creados.
Poetisches Theater: Marquina, Villaespesa, Machado
Es befasst sich mit historischen Themen, verwendet modernistische Metren und fantastische Elemente. Hauptvertreter waren Eduardo Marquina, Francisco Villaespesa und die Brüder Machado.
Komisches Theater: Álvarez Quintero, Arniches
Hervorzuheben sind die Brüder Álvarez Quintero und die „groteske Tragödie“ von Carlos Arniches.
Theater der Innovation und Avantgarde
Ramón María del Valle-Inclán & das Esperpento
Ramón María del Valle-Incláns dramatische Produktion beginnt mit modernistischen Dramen (El Marqués de Bradomín), geht über zu Dramen im galicischen Umfeld (Comedias bárbaras, Divinas palabras) und Farcen (La Marquesa Rosalinda) und gipfelt im Esperpento. Das Groteske verzerrt Aspekte der Charaktere und Situationen, was zu einer karikaturhaften Vision führt, die abwechselnd komisch und makaber ist. Zu Valle-Incláns Esperpentos zählen Luces de Bohemia (1920), Los cuernos de don Friolera (1921), Las galas del difunto (1926) und La hija del capitán (1927). Die letzten drei wurden 1930 unter dem Titel Martes de Carnaval veröffentlicht.
Federico García Lorca: Von Farce zu Tragödie
Federico García Lorcas dramatische Produktion thematisiert Lebens- und Geschichtsprobleme durch eine bedeutungsgeladene Sprache. Seine Farcen entwickeln den Konflikt aus der Vernunftehe zwischen alten und jungen Menschen. Im „unmöglichen Theater“ – El público, Así que pasen cinco años und Comedia sin título – zeigt sich der Einfluss des Surrealismus. Die Tragödien und Dramen – Bodas de sangre, Yerma und La casa de Bernarda Alba – spielen in einem ländlichen Umfeld, in dem Naturkräfte ein tragisches Schicksal aufzwingen.