Die Verfassung von Cádiz von 1812
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Die Verfassung von Cádiz von 1812: "La Pepa"
Hintergrund und Entstehung im Unabhängigkeitskrieg
Die Verfassung von 1812, bekannt als "La Pepa", wurde während des spanischen Unabhängigkeitskrieges gegen die französische Besatzung verfasst. Napoleon hatte Spanien besetzt und seinen Bruder Joseph Bonaparte als König eingesetzt. Als Reaktion darauf und angesichts der Machtlücken bildeten sich in Spanien Ausschüsse, um die Kontrolle zu übernehmen. Diese führten schließlich zur Einberufung der Cortes von Cádiz.
Anmerkung zum Unabhängigkeitskrieg: Napoleon unterschätzte den spanischen Widerstand. Er musste persönlich mit einer Armee von 250.000 Mann eingreifen. Die Guerillataktik der Spanier und die Notwendigkeit, Truppen nach Russland zu verlegen, verzögerten jedoch den Krieg.
Die Cortes von Cádiz und ihre Zusammensetzung
In Cádiz, geschützt durch die britische Marine, versammelten sich bürgerlich-liberale Intellektuelle und Beamte. Die Cortes waren eine provisorische Regierung, die sich aus fünf konservativen Mitgliedern zusammensetzte, aber durch den Einfluss der Bourgeoisie und ausländischer Kaufleute geprägt war.
Ziele der Cortes:
- Verteidigung der Integrität der spanischen Nation.
- Umwandlung des Staates in eine liberale parlamentarische Monarchie.
Zusammensetzung der Cortes:
- Vertreter der Mittelschicht, Geistliche, Anwälte, Beamte, Militärs, Professoren und Mitglieder der Bourgeoisie.
- Keine Vertreter des Hochadels, der kirchlichen Hierarchie, der Bauern und Frauen sowie nur eingeschränkte Vertretung der amerikanischen Provinzen.
Merkmale der Cortes:
- Konstituierende Versammlung.
- Verteidigung der nationalen Souveränität.
- Gleiche Rechte für alle Bürger.
Ideologische Strömungen und Gesetzgebung
Ideologische Gruppen:
- Liberale: Befürworter revolutionärer Neuerungen.
- Absolutisten: Wollten die alte Ordnung der Monarchie bewahren.
Die Presse in Cádiz war überwiegend liberal, während die Kanzeln der Kirchen für den Absolutismus sprachen.
Gesetzgebungsarbeit (Dekrete zur Abschaffung des alten Regimes):
- Pressefreiheit: Recht auf freie Meinungsäußerung, Abschaffung der Zensur (außer bei religiösen Schriften).
- Abschaffung der Gutsherrschaft: Modernisierung der Verwaltung von Städten und Provinzen.
- Gewerbefreiheit: Öffnung für liberale kapitalistische Produktionsverhältnisse.
- Agrarreform: Verkauf von Gemeindeland an Bürger, Aufhebung der Privilegien der Mesta (Wanderweidewirtschaft).
- Abschaffung der Inquisition: Förderung der Gedankenfreiheit und des wissenschaftlichen Fortschritts.
Zusammenfassung des Verfassungstextes
Die Verfassung von 1812 war ein langer Text, der versuchte, alle Aspekte des politischen und bürgerlichen Lebens zu regeln. Sie setzte die Rechte des Einzelnen über die historischen Rechte der Königreiche. Sie basierte auf der Gleichheit der Bürger und zentralisierte die Bürokratie, das Steuersystem, die Armee und schuf einen nationalen Markt ohne Binnenzölle. Die Souveränität lag bei der Nation, nicht beim König. Die Cortes hatten die Gesetzgebungsgewalt. Das Wahlrecht war indirekt und schloss landlose Bauern aus. Ferdinand VII. wurde als konstitutioneller König anerkannt.
Die Rückkehr Ferdinands VII. und das Ende der Verfassung
Nach dem Sieg über Napoleon kehrte Ferdinand VII. zurück und stellte den Absolutismus wieder her. Die Verfassung wurde aufgehoben. Es folgte das "Sexenio Absolutista" (1814-1820). Nach einem Staatsstreich wurde die Verfassung 1820 wieder in Kraft gesetzt ("Trienio Liberal", 1820-1823). Ferdinand VII. bat jedoch die Heilige Allianz um Hilfe, hob die Verfassung erneut auf und regierte absolutistisch ("Década Ominosa", 1823-1833). Nach seinem Tod setzte sich der Liberalismus in Spanien endgültig durch.